2024 01 17 Officialia: Post und Policia maritim

Ankerposition: 16°53.02'N 024°59.70'W, die Mittagsposition von gestern ist heute Ankerposition, keine Änderung.

Michèle kommt früh hoch! Das ist schlecht! Denn sofort hat sie zu bemängeln, dass das Fliegengitter nicht zu ist! Klar – ich repariere die Eingangstür. Der Magnet, der verhindert, dass die Tür bei Seegang selbstständig aufgeht, war abgebrochen. Und das soll nicht noch mal passieren. So schneide ich ein Gewinde, eine Schraube gibt dem Magneten nun Halt und das Ganze ist in Epoxy-Harz eingegossen. Demnächst noch schwarz angemalt, dann sieht man es kaum! Und ich bin guter Hoffnung – nein, also ich denke, das wird so schnell nicht wieder abbrechen.

Am frühen Nachmittag geht es wieder an Land. Erstes Ziel: Die Post. Die defekte Außenborderbatterie soll zur Garantie-Prüfung nach Deutschland. Und so was ist schwierig. Per Lufttransport hatten wir das ja nicht hinbekommen: Der erste Versuch. Die Post ist nicht weit, aber voll. Doch: Es gibt vier Schalter und alle sind besetzt. Michèle setzt sich ab, ein Laden um die Ecke hat es ihr angetan. Ich werde in die Warteschlange gesetzt. Am Eingang steht einer in halber Uniform und passt auf, wer wo steht und sitzt. Und wann man dran ist. Nach 20, 30 Minuten werde ich böse. Einige, die nach mir gekommen sind, wurden „vorgezogen“. Doch dann kapiere ich: Pakete, das geht nur an Schalter 3! Und Pakete brauchen… Vor mir sind noch zwei andere… Endlich komm ich dran! Als erstes wird mein Paket aufgeschnitten! Ich schaue wohl etwas verdutzt! Sie erklärt, sie müsse doch wissen, was drin sei! Dann erinnere ich mich: Die Pakete der beiden vor mir, die wurden schön mit „Correos CV“ – Paket-Tape zugeklebt. Ich hatte mich gewundert, aber nichts bei gedacht. Nun kommt mir: Die waren wohl offen und wurden inspiziert und dann eben zugeklebt!

Doch nun wird es schwierig: Wie viel wiegt es? Die Waage geht nur bis 5 Kilo! Meins wiegt wohl eher 10 Kilo! Sie watschelt weg. Und kommt mit einem jungen Mann wieder. Der hat wohl einen 10-kg-Schein und darf das Paket hochheben. Es verschwinden alle 3: Mein Paket, der Mann, die Frau. Sie kommt nach einiger Zeit wieder: 9082 Escudos! (Das sind rund 85 €!) War mir klar, internationales Paket… Ok. Und: Ich darf mit Karte bezahlen. Das hatte ich nicht erwartet!

Nun fängt das Martyrium an: Wohin? Am Ende darf ich es selbst aufschreiben. Und Absender? Ich schreibe zwar meinen Namen, aber die gleiche Adresse drauf. Sollte das Paket zurück gehen, dann auch zum SVB in Bremen. In der Hoffnung, dass der ausliefernde Bote dann sieht, dass an der angegebenen Adresse der Empfänger ist. Und es eben los werden will…

Doch nun geht es erst richtig los: Sie bedeutet mir, dass ich eine App runterladen muss! Wir hatten schon viel mit meinem Handy kommuniziert. Deepl heißt die App, die wunderbar übersetzt. Ich tippe, sie liest, ich lösche, sie schreibt und ich lese. Jeder in seiner Sprache! Wir verstehen uns! Doch nun muss ich die kapverdische Zoll-App runterladen. Und sie kickt wild drauf rum. Dann darf ich wieder meine Daten eingeben. Und die Daten des Inhalts. Ich habe sogar eine internationale Zollbehandlungsnummer! Doch die interessiert sie nicht so. Elektronik-Geschenk findet sie viel besser. Gut – mir soll es recht sein, die ersten 4 Ziffern stimmen überein. Am Ende schmeißt die App eine Zoll-Behandlungsnummer raus. Die wird übertragen, dann bekomm ich eine Quittung und …. bin fertig. Ich hatte in Deepl schon eine kleine Dankesrede vorbereitet. Wie hilfreich und geduldig sie gewesen sei, und wie dankbar ich bin! „De nada“. Und ich bin entlassen. Dass es über eine Stunde später ist berichtet mir dann Michèle, die inzwischen bald 5.000 Schritt gemacht hat. Straße runter, Straße rauf….

Wir machen uns auf, die Policia maritim zu suchen. Die beiden Mädel Hitchhiker hatten uns gestern erklärt, wo sie meinen…. Und es stimmt! Zwei Männer möchten uns zwar woanders hinschicken, aber als wir hartnäckig erklären, dass wir wirklich und genau zur Policia maritim wollen kommt raus: Der Eine ist die Policia! Er bringt uns dann ein paar Schritt in eine noch wildere Ecke, aber richtig: Da ist die Wache. Nur die Sekretärin ist (noch) da. Es ist wohl knapp nach 16 Uhr – also längst Feierabend. Aber „nur“ Anmelden, klar, das können wir noch schnell machen. Ein Zweiter wird unter der Dusche raus geholt und gibt mir einen Stuhl. Ich solle doch sitzen, wenn ich das Formular ausfülle! Dass ich das auch im Stehen kann, kommt gar nicht in Frage! Also fülle ich die zehn Zeilen aus, unterschreibe. Bekomme die Schiffspapiere abgenommen und die Ermahnung, dass ich sie frühestens 24 Stunden vor Abfahrt wieder abholen darf. Dass wir nun schon ein paar Tage unangemeldet hier sind: Kein Stress!

Wir holen noch die Wäsche 2 ab und suchen einen, zwei Supermärkte heim. Inzwischen ist in dem einen das Roggenmehl nachgefüllt. Ok – ab jetzt haben wir genug! Leider zieht es Michèle an Bord, so gibt es im Hafenrestaurant keinen Kaffee….

An Bord dann noch eine Vorbereitungssache: Tauchereinsatz: Der Geschwindigkeitsgeber muss gezogen werden, damit er von den ganzen Muschel-Würmern gereinigt werden kann. Ich habe ja ein schönes Stück Neopren, dass ich vor die Öffnung „lege“. Dann kann der Geber rausgezogen und ein Blindstopfen rein gesteckt werden, ohne dass Wasser ins Bootsinnere gelangt. Die beweglichen und zugewachsenen Teile kommen in Zitronensäure. Morgen lässt sich dann alles mit einer alten Zahnbürste weg machen.

Nur leider haben wir ein Problem: Die Toilettenspülung funktioniert nicht. Die Pumpe für das Seewasser macht „Geräusche“! Doch dann kommt ich endlich drauf, oder war es Michèle? Das Neopren liegt nicht nur vor dem Eintritt des Geschwindigkeitsgebers, sondern auch vor dem Einlauf der Toilettenpumpe. An einem langen Ende habe ich den fest gemacht. Ein wenig ziehen! Nee – immer noch kein Wasser, aber „Geräusche“! Noch ein wenig ziehen. Und noch ein wenig! Dann schwimmt er auf. Und die Toilette funktioniert wieder. Nur das Neopren ist nun nicht mehr vor dem Geber-Loch. Sch… Muss ich noch mal ins Wasser, wenn wir den Geber wieder installieren.

Bilder:
Torre de Belém, kennen wir eigentlich aus Lissabon.
Eine ganze Fisch-Fang-Flotte hier an der Boje!