Aus der Bucht von Los Abrigos in die Bucht von Montana Roja, nicht ganz freiwillig!
Um 06:25 ist die Nacht zu Ende – Kurt wecken, Frühstück mit Ei steht auf dem Plan. Dann Anlanden im Hafen. Michèle hat das zwar gestern Abend zurück gewiesen, aber sie schläft noch. Und: Es funktioniert. Gerade kommen zwei sehr große Schlauchboote angelaufen. Ich reihe mich ein und tu so, als würden wir dazu gehören. Die beiden eiern die letzten Meter rum und die Chance nutze ich: An unsere Anlegeleiter, Kurt raus, Koffer, Rucksack und mein wasserdichtes Pack raus, ablegen.
Ich bin schon einen Meter wieder weg, da kommt der Oberaufpasser und will uns verjagen. Ich „höre ihn nicht“. Und Kurt will ja auch nicht bleiben… Hihihih! Hat gut funktioniert.
Ich zurück und dann lande ich in der Bucht am Strand. Komme so gut wie trocken aus dem Dinghy. Eine Welle steigt dann noch ein, aber das ist nicht so schlimm: Hinten den Ablauf auf und noch ein wenig gezerrt, dann sind wir erst mal aus dem Bereich der Wellen. Warten, dass das Wasser raus ist. Mit ist das Dinghy zu schwer… Die Räder habe ich heute nicht ausgeklappt, die sinken im weichen Sand zu tief ein. Oberhalb der Hochwassermarken umgedreht. Und dann los! Kurt steht schon am Auto und die Fahrt zum Flughafen habe ich mit dem Fahrrad und Autos schon oft gemacht…
Die heutige Besonderheit am Flugplatz: Kurt will versuchen, die defekte Außenborder-Batterie mit nach D zu nehmen. Die Zollabfertigung ist zur Zeit katastrophal! Mein SVB-Paket ist seit 21.10. „in Zollbehandlung“ und es ist nicht mal heraus zu bekommen, ob in Madrid, Tenerife Nord oder auf Gran Canaria. Auch der Weg nach Hause ist nicht schneller. (Für die Unwissenden: Die Kanaren sind für Europa Zollausland!)
So stehe ich dann außen vor der Sicherheitskontrolle, als Kurt durch geht. Natürlich wird er vernommen. Und dann kommt einer von der Guardia Civil. Dann noch einer. Sie stehen rum, dann wird er ans Ende des „Anziehbandes“ gebracht. Hinterher berichtet er: Sehr nett, sehr höflich, sehr kompetent, sehr hilfsbereit! Sie drehen und wenden die Batterie. Anhand des Typenschildes ermitteln sie die Kapazität. Fragen nach. Und dann die Entscheidung: Meine AB-Batterie darf nicht mit. So bringt er sie mit „nach vorne“. Nur – das ist natürlich nicht vorgesehen, dass da einer aus dem Sicherheitsbereich wieder rausgeht. Entsprechend wird er verwarnt. Nur: Wie am Hafen: Zu spät. Er hat mir die Batterie schon über die Absperrung gereicht. Er soll ganz zurück gehen. Interessiert uns nicht. Er geht wieder durch die Kontrolle und ich weg. Die arme Dame fühlt sich vielleicht unterbeachtet. Aber das ist uns dann egal. Wir haben fertig! Leider, ohne dass die Batterie nach D kommt. Denn für Michèle hatte ich schon nachgefragt: Im Aufgabegepäck darf sie auch nicht mit. Und da wollen wir keinen Versuch starten, wer weiß, was mit dem Gepäck passieren würde!
Auf dem Weg zurück mache ich einen kleinen Einkauf. Das „Ablegen“ vom Strand klappt trocken! Schon bin ich zurück an Bord, da kommt einer – aber auf JetSki. Auf uns zu! Also – sie würden einen Film drehen. Wissen wir. Ja – und die RE liegt voll im Bild. Ob wir hier weg könnten? Also – wohin? Wie weit ins Bild? Ein paar Meter könnten wir schon noch verlegen.
Er lässt sich etwas abtreiben und telefoniert. Nein – also, ganz weg. Ich vergesse, nach einem kleinen finanzellen Ausgleich zu fragen. Sondern biete ihm den Deal an: Er bringt Michèle in den Hafen und trocken an Land. Ich würde dann abfahren. Um uns los zu werden macht er alles. Blitzschnell ist Michèle fertig. Ich weise sie noch ein, wo der Wagen steht und wohin sie kommen sollte. Schon sitzt sie hinten auf und wird – in ganz trockener Schleichfahrt – in den Hafen gebracht.
Ankerauf und unter Motor die Meile zur Bucht hinter dem Montana Roja. Gemütlich tuckere ich rüber, werfe Anker fast auf der alten Stelle. Michèle sieht mich, so berichtet sie am Telefon. Ich sie nicht. Von See aus ist die Beschreibung „Sonnenschirme“ eine ganz andere Ecke. Und die Wellen schlagen mit großem Getöse und hoher Gicht an Land. Das hatte ich so heftig nicht erwartet… Endlich sehe ich auch sie. Nicht ganz anlanden, sie macht zwei entschlossene Schritte ins Wasser, als ich zwischen zwei großen Wellen nah genug bin. Zack ins Dinghy. Ein wenig erwischt uns die nächste Welle schon, aber nicht schlimm. Und bei der übernächsten habe ich schon genug gepaddelt, dass wir nur noch hoch gehoben werden.
An Bord dann Abreiseprogramm für sie: Duschen, Koffer fertig machen. Es kommen zwei andere Boote und finden mal wieder unsere Ankerposition ideal. Und müssen folgerichtig so nah wie möglich den Anker werfen. Irgendwann ist es auch für Michèle alles sch...egal. Wir können uns heute nicht drum kümmern. Und einer sieht es ein, nimmt den Anker auf und sucht sich 50 Meter weiter eine sichere Entfernung.
Das Anlanden zwischen zwei großen Wellen funktioniert fast. Bis Michèle das zweite Bein nicht schnell genug aus dem Dinghy bekommt. Das ergibt dann einen Badeeinsatz von ihr. Das Dinghy schlägt quer und halb voll. Sie hinein! Den Koffer haben wir in einem blauem Müllsack verpackt, der bleibt trocken. Den Rucksack habe ich auf dem Buckel. Die Shorts-Beine sind etwas nass, das Dinghy halb voll. Aber inzwischen weit genug an Land, dass ich ihr hochhelfen kann und das Dinghy noch ein paar Meter ziehen kann. Dann erst mal den Stöpsel ziehen, das Wasser macht das Bötchen zu schwer, das können wir nicht weiter ziehen. Das erste Mal überhaupt kommt das kleine Ösfass zum Einsatz. Wir wollen schnellstmöglich aus der Brandungszone. Weit über 100 Badegästen stehen und liegen um uns herum. Nicht einer bietet Hilfe an! Endlich ist das Bötchen leicht genug, dass wir es weiter hoch ziehen können. Michèle ist bis in den Brustbereich nass. Der Koffer: Trocken. Rucksack mit der ganzen Elektronik: Trocken! Nun denn – im Koffer sind trocken Sachen. Umziehen am Auto!
Das nächste Malheur entdecken wir da: Beim Hochtragen zum Auto habe ich den Koffer – eine große, rollbare Sporttasche am Reißverschluss aufgerissen. Ca. 50 cm klaffen nun auf! Glücklicherweise habe ich Panzertape – eigentlich für das Fahrrad – mit. Aber viel ist es nicht. Es reicht für eine Runde. Drei wären besser gewesen….
Koffer „repariert“. Nur: Wir hätten vorher die trockenen Sachen rausholen sollen. So „verpflegt“ sich Michèle aus den Notvorräten im Rucksack. Eine U-Hose und ein T-Shirt haben wir ja nach unseren Gepäck-Erfahrungen immer am Mann. Ok – bei ihr dann an der Frau…
Am Flughafen kommen wir genau zum Beginn des Check-In an: Länger geht die Schlange nicht. Aber so können wir alle Malheure der letzten 48 Stunden noch mal Revue passieren lassen. Nicht ahnend, dass es weiter geht…
Wir trinken noch einen Kaffee zusammen, zeitlich hatten wir uns ja genügend Reserven gegönnt. Verabschiede sie dann bei der Sicherheitskontrolle. Dann nutze ich den Wagen, fahre noch mal zu einem Baumarkt. Zeitlich passt es, dass ich ein Filmchen vom Abflug ihrer Maschine mache. Ankunftsfotos von Flugzeugen hatte ich ja schon öfter. Nur: Das Filmchen wird immer länger. Sie startet nicht. Steht am Rollhalt und lässt eine nach der anderen Maschine landen.
Am Strand geht es auf Sonnenuntergang zu. Da denke ich dann endlich mal an ein paar Fotos!
So gut wie trocken komme ich vom Strand weg. An Bord dann Abschlaffen, ich bin ganz fertig von all den Aufregungen!
Leider mag Michèle keinen Beitrag schreiben. So fasse ich hier mal zusammen:
Michèle:
- Start verspätet
- Gegenwind, weitere Verspätung
- 23:05 Uhr gelandet, 23:20 letzter Bus. Ziemlich letztes Gepäckstück, 23:40
- Hotel: Familienzimmer 160,- €
- Taxi: 200,- €
- Flughafen wird geschlossen, sie darf aber drinnen bleiben
- Steckdose in Toilette gefunden, Filme geschaut
- stinkender Wachhund
- kurz nach 03:00 beginnt das Leben auf dem Flughafen: Kaffee bekommen
- 05:00 Uhr Bus
- falsche Bahn
- Blöde Frage in Kautenbach, Sprint zum Bus, Hingefallen, Hose kaputt
- endlich angekommen