Position: Link-Beschreibung Zusatz.
Wir verlegen morgens schnell vor den Hafen von Vila Franca und machen uns langsam fertig. Mit den großen Gleitschirm-Säcken ins Dinghy, das ist dann voll! Ab in die Marina und an Land. Taxis gibt es am Hafen nicht. Und auch in der Stadtmitte an einem schön baumbestandenen Platz: Keine! Also setze ich mich mit unseren Sackelns auf eine Bank und Lukas zieht los, ein Taxi zu fangen. Nach einer Viertelstunde kommt er zurück: Auch an der Zentrale stehen keine!
Geh ich in ein dunkles Einheimischen-Café. Der Barkeeper will sich auf nichts einlassen: Nein, er organisiert uns eins! Ja – kommt gleich. Meine Rückfrage, was „Gleich“ heißt – mit dem Hintergedanken, dass wir noch schnell ein Galao trinken und ihm auch ein wenig Umsatz zukommen lassen – ergibt: Jetzt, also es müsste schon fast da sein. Raus – und da kam es auch schon. 25 € auf den Berg. Doch als er die großen Säcke sieht, erhöht er auf 35 €. Gut – das ist sicher eine Dreiviertelstunde Fahrt. Hatten wir sowieso mit gerechnet.
Vorteil Taxi: Der darf auch die gesperrte Straße bis ganz nach oben! Die Polizei winkt uns durch, alle Mietwagen werden abgewiesen! Oben tauschen wir noch die persönliche Telefon-Nummer aus, falls wir einen Rücktransport brauchen!
Wenige Schritte zum Startplatz, nicht weiter als eine kleine Ausbuchtung des Weges zu den Antennen ganz auf der Bergspitze. Doch zunächst gehen wir wirklich bis ganz rauf, machen einen Taktik-Plan. Da lang, dort abbiegen. Wenn es richtig hochgeht, dann…
Zurück bei den Sackelns steht ein grüner Mini auf „unserem“ Platz! Shit, so können wir nicht starten. Sind ganz nette Canadier, wir schwatzen noch ein wenig, er rollt den Wagen noch 20 Meter weg und kommt zurück. Helfen und Schauen. Doch inzwischen ist die Sonne so weit rum, dass der Hang kaum noch Wärme aufnimmt und uns Start-Thermik gibt. Das gibt – nicht nur bei mir – einen Fehlversuch. Doch dann komme ich in die Luft, gleich rechts rum an den Hang. Doch – da zieht nichts mehr hoch. So gerade komm ich um die Ecke. Und auch den nächsten Teil unserer Planung kann ich gerade so umsetzen. An der Spitze, an der vor einer guten halben Stunde noch richtig was raufging, ist nur noch ein Nullschieber. Also weiter. Und dann spült es mich abwärts. Oh weh! Um die nächste Ecke: Wieder Nullschieber. Nichts aufwärts. Weiter raus. Wir haben 930 Höhenmeter und 7 Kilometer. Mit ein ganz wenig Steigen müsste ich bis „nach Hause“ zur Marina kommen! Aber es spült mich weiter runter. Ich sage mir ein Mantra unseres Vereins-Meterologen Lucian vor: Die Bäume sind Deine Freunde! Die Bäume sind Deine Freunde. Mittig drauf zu ist es eine sichere Landung! Und: Den größten nehmen!
Ich komme so gerade über die bewaldete Fläche ohne Notlandeplatz. Über einer Kuhwiese finde ich ein ganz wenig Thermik. Ein paar Kreise, aber kaum 10 Meter Gewinn nach oben. Und dann einmal „absetzen“ – zack bin ich 50 Meter tiefer. Ok – das war’s. Neben der Kuhwiese ist ein gemähtes Grasfeld an einer Teerstraße. Prima Außenlandeplatz! Und so lande ich kurz vor dem Ausgang des Feldes. Schirm packen, Lukas schauen: Der ist wohl etwas besser weggekommen, ich sehe ihn hoch über mir. Und er kreist! Heißt: Er hat zumindest ein wenig Thermik. Ich habe Bedenken, dass er meinetwegen dann hier landen würde. Packe möglichst schnell, dass er sieht, dass ich mich zu Fuß auf den Weg mache. Und so zieht er dann über mich hinweg Richtung Vila Franca.
Wenige Minuten bekomme ich eine Sprachnachricht von ihm auf WhatsApp. Er hatte die richtige Stelle gefunden und noch mal ordentlich Höhe gemacht. Er würde dann in Vila Franca warten.
Für mich beginnt ein ungewöhnlicher Leidensweg. Normalerweise verkünde ich, dass mich spätestens das dritte Auto mitnimmt. Doch heute fahren hauptsächlich Touris in Mietwagen vorbei. Zwei junge Kerle lassen mich weiterlaufen, ein Pärchen. Und dann alle weiteren. Endlich an der Hauptstraße stelle ich mich an eine Bushaltestelle. Doch auch die nächsten 30 Autos fahren vorbei! Das hatte ich noch nie!
Der Bus selbst ist dann superpünktlich und nimmt mich für 1 € die letzten 3 Kilometer mit. In Vila Franca in „unser“ Cafe. Jetzt bekomm ich ein Landebier! Und Lukas? Der meldet sich von der Kapelle, die wir mit Simone und Martin vor ein paar Tagen besucht haben. Er hat hier noch mal Aufwind gefunden und hat probiert, ins Inselinnere vorzustoßen. Doch da hat es ihn dann erwischt und er hatte das große Absaufen. Gerade noch bis zur Kapelle hat er sich zurück gerettet. Bei meinem zweiten Bier läuft er dann auch im Café ein.
Mit kurzen Einkaufsstopp in einem Supermarkt machen wir uns zurück an Bord. Das war genug für heute, wir genießen die Ruhe vor Anker, ein Snack-Abendbrot und verholen uns früh in die Koje, denn morgen soll es gegen 5 bis 6 Uhr losgehen!