2023 08 25 Ostwind – Tag 4 des Festival de Parapente, Tom de Dorlodot

Unser heutiges Fluggebiet: Pedreira.

Ostwind – das heißt für uns Ostküste. Sie haben hier auf Sao Miguel ja für jede Windrichtung Startplätze. Eine sanft gerundetet Hügelspitze bietet hervorragende Möglichkeiten, dass viele Flieger ihre Schirme ausbreiten und fertig machen. Dann ein paar Schritte – bei Windböen auch mal nach hinten – und schon ist man in der Luft. Die Meisten machen sofort eine scharfe Kurve, hat man doch direkt vor dem Hügel ein prima Aufwindband. Und dann geht es hin und her, vor und zurück.

Leider schaffe ich es nur einmal, ganz „nach vorne“ über den Steilabhang zum Wasser runter zu fliegen. Und auch da trägt es mich nicht besonders gut. Aber am Ende des Tages habe ich 3 Flüge mit fast 2 Stunden zusammen. Denn: Nach der Landung werde ich unverzüglich wieder hoch gebracht. Mit zwei kleinen Pickups machen die Organisatoren einen Dauerdienst! So was von super! Und es erinnert mich an die ersten Jahre in Ölüdeniz (Türkei), als wir mit den Pickups für 6 mit 20 Mann nach oben gekarrt wurden.

Manchmal sieht man kaum noch das Blau des Himmels, so bunt ist es oben (sprich: So viele Schirme sind in der Luft)! Und auch schön: Denjenigen, die einen Fehlstart haben, wird von allen Seiten geholfen. Ein Amerikaner schafft es, sich um den Pfahl der Windstation zu wickeln. Und das meine ich im Sinne des Wortes. Nicht nur seinen Schirm. Auch sich selbst! Er bekommt dann zum Abschluss ein Diplom als Pool-Stangen-Flieger. Aber es geht alles glimpflich aus. Keine Verletzungen.

Das Fernsehen dreht ein Spot über das Festival, bin gespannt, ob wir da auch eine „Kopie“ von bekommen. El Presidente gibt ein Interview, es werden viele Starts gefilmt und alles ist sehr wichtig. Der Gleitschirmsport erfährt hier wirklich eine tolle Unterstützung: Empfang beim Bürgermeister, das „Hauptquartier“ in Ribera Grande wurde den Judokas und den Gleitschirmfliegern kostenfrei zur Verfügung gestellt. Der beschränkte Luftraum wurde für das Festival frei gegeben, die großen Flieger müssen auf uns aufpassen… Und wie der Verein die ganzen Kosten stemmen kann? T-Shirt, Busse, Start- und Landeplätze, Abschiedsfete, Touri-Guide für die Nicht-Flieger und die Zeit, in der das Wetter gegen uns ist. Und einiges hab ich sicher noch vergessen.

Am Abend dann gibt es einen Film-Vortrag von Tom de Dorlodot. Einem der ganz Großen des Sports. Er hat sich die Azoren als Heimat ausgesucht und unterstützt hier die Fliegerei und den Gleitschirm-Club. Wahnsinn: Er wollte mit einem Begleiter den Höhenweltrekord brechen und über den K2 im Himalaya fliegen. Hat dieses Mal nicht funktioniert. Aber es ist spannend und beeindruckend, was solche Extremflieger mit einem Gleitschirm schaffen! Immer wieder fliegen sie zum K2, helfen auch einer Bergsteigergruppe, einen Vermissten zu orten – leider müssen sie berichten, dass der tot ist. Was aber für die Gruppe dann insofern gut ist, als sie wissen, wo er ist und dass sie keine Risiken eingehen brauchen. Ja – mit dem Gleitschirm konnten sie auf 2, 3 Meter an dem Verunfallten vorbei fliegen. Selbst mit Helikopter wäre das nicht möglich!

Und er fasst dann seine Sicht auf unseren Sport mit Worten zusammen, bei denen wir nur noch aufstehen und klatschen und den Abend dann enden lassen: Help each other, take care of each other.
Denn das ist es, was bei seiner Extrem-Fliegerei rausgekommen ist. Und das ist es, was wir in den letzten Tagen miteinander erlebt haben! Spät endet dieser Tag, aber er war wundervoll!