2023 07 17 Motoren-Pflege

Mittagsposition:36° 16.2‘ N 024°01.4‘ W; Etmal: 96.8 nm.

Um viertel nach 2 ist der Aufreger der Nacht vorbei: Die Nord Bosperus quert in zwei Meilen Abstand meinen Kurs. Nun sehe ich ihr Hecklicht und kann wieder ruhen. Ein Tanker ist auch „durch“. Aber in einem Abstand von 18 Meilen sehe ich ihn nur elektronisch.

Gegen halb zehn kreuzt ein 175 Meter Tanker mein Kurs in knapp 3 Meilen Abstand. Also eigentlich nicht der Rede wert. Nur beim Betrachten der Bilder bemerke ich, dass zwei aufeinander folgende gut die Höhe der noch herrschenden Dünung zeigen.

Und dann muss ich dazu berichten, dass seit 7 Uhr die erwartete Flaute (endlich?) eingetreten ist. Zurzeit läuft der Steuerbord-Motor. Bei 2.000 Umdrehungen macht RE 5,5 kn Fahrt auf der glatten See. Der Motor soll nun 5 Stunden lang „durchpusten“. Im Öl gesammeltes Wasser soll verdampfen, alles einmal richtig warm werden. Da sind sich Karin und mein Vater – als alter Motoren- und insbesondere Öl-Experte – einig: Hin und wieder muss so ein Diesel richtig warm gefahren werden. Ab Mittag ist dann der Backbord-Motor dran. Am Ende der Laufzeit mache ich jeweils eine Ölkontrolle und eine Spratzprobe. Zwei Tests, die entscheiden: Das Öl bleibt noch drin, wird nicht gewechselt. Die Chemie (und Physik) stimmt noch! Anmerkung: Wenn jemand diese Tests, die jedermann durchführen kann, näher kennen lernen möchte, dann beschreibe ich sie vollständig. Bitte Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!!

Wieder gibt es einen „Catch of the day“. Ich benenne das so nach der Initiative des TO, des TransOcean. Jeden Tag, so die Initiative, eine Plastik-Flasche aus dem Meer fischen. Nun – da ich ja nicht jeden Tag segle, sammle ich auch an Land immer wieder rumliegendes Plastik auf und führe es der Müllentsorgung zu. Natürlich in der Hoffnung, dass es nicht nach Asien geschippert und dort verbrannt oder ins Meer (!! wirklich!!) geworfen wird.
Nun – heute hängt an dem Angelhaken Plastik und an den Gewichten davor Sargasso-Gras. Beides inzwischen ein Plage des Atlantiks! Nun frage ich, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, einfangbares Plastik – eine Plastik-Flasche würde wohl nicht an den Haken gehen, weil sie an der Oberfläche schwimmt – innerhalb von 24 Stunden einzusammeln? Nun – mehr als 33%. Nun sollte sich mal ein Meeresforscher dran setzen und ausrechen, wie viel Plastik im Atlantik schweben muss, um diese Zahlen zu bekommen. Mein Angelhaken „durchpflügt“ ja das Meer in ein paar Meter Tiefe. Alle quallen-fressenden Tiere würden genau dieses Plastik fressen – und wohl bekomm’s brauche ich dazu wohl nicht sagen! Wir Menschen werden diese Welt schon kaputt bekommen! Also – kaputt für uns! Über Klima(wandel) wird ja zumindest in den westlichen Ländern diskutiert. Wirklich ändern tut man aber lieber: NICHTS. Und ich denke, dass Plastik auf Dauer ein noch viel schlimmeres Problem ist. Nur dazu ist die öffentliche Diskussion noch sehr gedämpft.

Beim Abendessen fährt RE durch eine Gruppe Delfine beim Abendmahl. Die haben keine Zeit für mich. Und ich bin zu langsam, den Fotoapparat rauszuholen. So muss man auf den Bildern schon genau hinschauen. Aber auch die Menge der Vögel sind ein Hinzeichen!

Portugiesische Galeeren sichte ich auf dieser Überfahrt nur sehr wenige. Auch sie entwickeln sich zu einem Problem des Atlantiks. Zu wenig Fisch, der sie frisst. Und so vermehren sie sich fürchterlich. Dabei sind sie so schön anzuschauen… Da verweise ich auf die Seite 2022 05 07 Der erste Tag mit vielen, wunderschönen Bildern von den Portugiesischen Galeeren!

Inzwischen ist Santa Maria in Sicht, aber zu weit weg für Landfall noch in der Tageszeit. Und im Dunklen an eine unbekannte Küste, das haben wir geschworen, machen wir nicht noch mal. Ich rechne hin und her, aber am Ende fehlen mindestens 10 Meilen. Also: 2 Stunden, was heißt: Stockdunkel!
So fahre ich die Alternative: Langsam! Um 07.32 Uhr geht die Sonne auf, um 05.56 Uhr beginnt die astronomische Dämmerung, um 06.32 die nautische und um 07.02 Uhr die zivile. Das heißt, um 6.45 Uhr in der Einfahrt stehen wäre optimal. Hatte ich doch auf eine Anfrage beim Hafen die Nachricht bekommen, dass alles mit einer Regatta belegt wäre. Aber Herry meinte: Reinkommen, nachschauen. Und dass sie mich gar nicht erst rein lassen, deswegen will ich deutlich vor Büro-Öffnungszeiten einlaufen.

Die futternden Delfine!