2023 07 18 Reinschleichen, ankommen (2)

Angekommen: Erster Steg, erster Platz, ruhig mal reinzoomen!

Der Plan von gestern Abend geht (fast voll) auf. Nur dass ich doch ein wenig nervös bin. Hatte ich doch das Radar angeschaltet und ein Annäherungsalarm programmiert. Nur: Alle paar Minuten wird eine Wellenfront als gefährlich eingestuft und es piept! Da muss ich noch mal üben, die Seegangsreflexe besser auszublenden. Sicherheitshalber gehe ich ja jedes Mal raus und schaue, könnte doch auch ein unbeleuchteter Fischer sein. Die Freunde schalten ja gerne das AIS aus!

Kurz nach Mitternacht geht die Geschwindigkeit rauf: Über 4 Knoten. Damit komme ich zu schnell an. Also: Segel reffen. Groß in Reff 2, Fock in Reff 1, die Fahrt geht auf 2,5 kn zurück. Prima, passt! Und dann könnt ich doch eine Runde schlafen. Tu ich aber nicht. Einschlafen funktioniert nicht. So merke ich dann auch: Um halb 3 ist vorbei mit Wind. Ausreffen. Nun komm ich gerade mal auf 1 kn Fahrt. Durchrechnen: Um 05.00 Uhr muss ich dann einen Motor anmachen. Gut – noch ne Runde… Aber: Wieder schlafe ich nicht ein. Gut – dann mach ich das Boot eben hafenfertig. Erst mal Flutlicht für das Vorschiff an. Selbst bei so ziemlicher Flaute gehe ich „angeschnallt“ nach vorne. Die Fender rausholen. Da höre ich das typische Atemgeräusch von Delfinen. Mit der Taschenlampe leuchte ich nun raus: Ja – eine Schule Delfine findet anscheinend hochinteressant, wie ich die Fender rauswuchte. Und: Mal was Neues: Sie finden es wohl auch spannend, angeleuchtet zu werden. Zumindest für ein paar Minuten. Dann werde ich uninteressant…. So kann ich dann weiterarbeiten. 11 Fender werden auf jeder Seite ausgebracht. Das mache ich nicht, weil ich nun allein anlegen muss, das ist das Standard-Programm…. Dann noch auf jede Seite 3 Festmacher. Ich weiß ja nicht, auf welcher Seite ich anlegen werde. Fernglas und Foto in den Steuerstand. Bootshaken auf der Terrasse und auf dem Vordeck klar legen. Inzwischen ist es 5 Uhr geworden: Motor an, Segel bergen.

Pünktlich um 06.45 Uhr stehe ich in der Einfahrt. Langsam in den Hafen reintasten, jede Minute wird es heller. Ich sehe die (unbeleuchtete) Tonne in der engen Einfahrt, vor der mich Herry gewarnt hatte. Im Hafen gleich die erste Anlegestelle frei. Gut – nur knapp länger als die Hälfe der Länge von RE. Oder anders herum: Ich stehe mit ca. 6 Meter über den Steg hinaus. Egal – erst mal festmachen. Der andere an diesem Steg könnte ohne weiteres noch 2, 3 Meter voraus gehen, dann stehe ich nur noch knapp über den Steg hinaus. Hurra! Ich bin da. Und müde! Also lege ich mich erst mal hin.

Lange darf ich aber nicht schlafen, da klopft es. Oh – der Hafenmeister, der unzufrieden ist mit mir??? Raus, etwas verschlafen. Da steht Peter, er vermietet einen Scooter (Motorrad). Und sei billiger als die Konkurrenz. Ok – wir schwatzen noch ein wenig: Ja – die Regatta sei von Ponta Delgada zum Festland. Alles Bullshit, die sagen wohl immer, dass eine Regatta da wäre… Der Hafen ist auch ohne Voranfrage gut belegt. Dann gehe ich noch mal ne Runde schlafen.

Gegen 11 Uhr mache ich mich auf meine Runde: Hafenmeister, Zoll, Immigration und Yanmar-Werkstatt. Soll hier eine direkt am Hafen sein. Das Hafenmeister-Büro ist offen – und verwaist. Die GNR ist verschlossen. Also zum Yanmar. Gibt es nicht. Nur eine Halle mit „Suzuki“-Schild. Gut – dann probieren wir mal. Das kleine Mädel am Empfang ist unsicher, nein, sie verkaufen nur Suzuki. Aber sie will mal den Chef fragen. Zack, steht der vorne, dreckverschmierte Hände, großes Grinsen. Oh – Yanmar. Ersatzteil? Klar! Aber das könnte dauern… Deswegen komme ich ja schon am ersten Tag her. Ich brauche ein LCD-Teil im Anzeigeinstrument für den Steuerbord-Motor. Klar – er braucht alle Daten, am liebsten per WhatsApp. Mach ich!

Der Hafenmeister ist immer noch nicht da. Aber ein „Kunde“. Na – dann geh ich mal noch ne Hafenrunde drehen und ein Foto von RE machen. Wieder zurück: Der „Kunde“ ist weg, aber der Hafenmeister auch. Na gut – dann eben heute Nachmittag.
Auf dem Steg kommt mir ein unübersehbarer Mann entgegen: Ich sei doch von RE? Jo! Ach – er hätte am Boot gewartet, ich wohl im Büro? Jo! Na – ach – gehen wir ins Büro. Da dann eine freudige Überraschung: Die Azoren-Häfen bilden einen Zusammenschluss und er hat alle Daten schon im Computer. Nur meine Versicherung… Ja – da hab ich natürlich eine neue, gültig bis August 24. Ja – die muss er haben. Und ob ich doch noch ein wenig verlegen könne? So 2 – 3 Meter? Damit liegt er voll in meinem Programm! Ich wäre ja um 7 Uhr schon da gewesen. Nö – da war ich noch draußen! Wir können uns nicht einigen, aber ich bin mir sicher… Im Nachhinein stellt sich dann raus: Azoren sind auf UTC! Ich habe also die Zeitumstellung verpasst. Also – wir hatten beide Recht. Jeder in seiner Zeit. Und ich muss alle Bord-Uhren umstellen!

Nachmittags weckt mich dann Herry. Er steht vorm Boot, klopft aber nicht an, sondern ruft an! Ach – kommt doch an Bord! Und sie sind dann da, so schnell ich hoch komme. Ist das schön, Helga und Herry wiederzusehen. Sie haben Muffins mit, Tee und Kaffee kann ich beisteuern. Am Ende räumen wir die ersten Sachen, die ich von der MY WAY (LINK PACKTAG) mitgebracht habe in ihr Auto.

Ganz bewusst hänge ich den restlichen Tag nur ab. Kleines Abendessen, Telefonate. Und dann gönn ich mir ein Bier. Ein großes. Da kommt eine Yacht rein. Die Charter-Yacht, die heute Nachmittag schon mal – für 4 Stunden – längsseits war. Der – so denke ich – deutsche Skipper hat wunderbar an- und abgelegt. Es wäre ihnen draußen vor Anker zu schaukelig. Ob sie über Nacht…? Na gut. Ich helfe beim Festmachen, wir schwatzen. Und dann bekomm ich ne Dose Bier gereicht. Auch dabei: Eine Ukranierin. Wohnhaft in Bayern, seit 9 Jahren. Nun – wir kommen ins Gespräch, Ukraine ist zu inzwischen jedem bekannt. Wie sie das sieht. Der Skipper – das ist ein ganz anderer, als ich anfangs gedacht habe und sein Co-Skipper, der so schöne Manöver fährt verziehen sich inrgendwann, sie müssen sich um die Restcrew kümmern. Und so sitzen wir Bordwand an Bordwand und diskutieren alle möglichen Themen. Ein netter Abend! Um 24 Uhr zieht die Crew los. Und ich endlich ins Bett. Und: Sie sind nicht nur beim Anlegen gut. Um 2 Uhr kommen sie zurück und alle 6 schleichen so leise über meinen Kopf, dass ich nicht aufwache. Nur in der Überwachung sehe ich hinterher, wann sie „nach Hause“ gekommen sind...

RE fährt ab!
Ein Film von Yoschi / DAYO

Danke, Yoshi, ich hoffe, meine Leserinnen finden den auch nett! (Eingeloggte User sehen das Original von Yoshi!)