Und so kommt man in Grübeln: Ist das hier dann das Paradies? Gut – die Wärme ist schon angenehm. Wenn es zu warm wird, spätestens dann fallen wir ins Wasser. Und nach ein, zwei Stunden ist man dann so kalt, insbesondere beim Schnorcheln, da man sich da nur sehr wenig bewegt, dass es einfach schön ist, in der Sonne zu sitzen und wieder aufzuwärmen. Dann denken wir auch – manchmal – an den deutschen Schmuddel-Winter. Ja – da ist es hier schon paradiesisch.
Von Cloud Jumper haben wir gelernt, die Güte eines Ankerplatzes beurteilen die Kinder nach dem Internet-Empfang. Das bemerken wir auch bei uns. Zurzeit liegen wir ja in der Anse Cochon, einer Bucht, in die täglich so ca. 10 Katamarane mit jeweils 30, 40, 50 Leuten kommen. Muss also ein feines Fleckchen sein. Und unter Wasser entdecken wir jeden Tag Neues. Wird wahrscheinlich langweilig für unsere Leser, immer wieder neue Uw-Fotos und Filmchen zu bekommen. Aber auch die brauchen ein ordentliches Internet, sonst bekommen wir nichts hoch geladen. Und in den letzten Tagen – oder besser gesagt an den letzten Abenden schauen wir immer einen Netflix-Film. Wieder ist Internet nötig. Also auch für uns ist Internet ein Kriterium. Und das ist hier kritisch. Ich berichtete ja schon davon. Das ist noch sehr weit vom Paradies. Oder anders herum: Internet gibt es im Paradies eher wenig!
Und dann gehen unsere Frisch-Vorräte langsam dem Ende entgegen. Was das Paradies an Einkaufsmöglichkeiten bietet, hatte ich ja schon einmal thematisiert.
Auch das Wetter empfinden wir nicht (nur) als paradiesisch: Ständig müssen wir die Luken und die Fenster schließen, weil es sonst reinregnen könnte. Und wenn kein Luftzug durchgeht, dann ist es eher ein wenig unparadiesisch….
Was wirklich paradiesisch ist, ist der regelmäßige Geld-Eingang. Aber der funktioniert in D genauso wie hier. Zeit zu haben, „manjana“ zu sagen. Zu lesen, zu schlafen, die Notwendigkeiten erst dann zu erledigen, wann man will. Die fehlende Fremdbestimmung ist schon prima. Aber ortsunabhängig. Aber eben auch im Paradies schön!
Aber mit dem gestrigen Tag beginnt das Ende des Paradieses. Gestern habe ich die Seekarte und die Versicherungsunterlagen raus geholt und zwei dicke rote Striche in die Karte gezogen: 01. Juni – 30. November steht an der Linie. Die Hurrikan-Zeit. Das wollen / da müssen wir aus der Karibik weg sein. Und das ist ne Ecke, die wir noch nach Norden müssen. Und in der Zeit müssen wir auch ein US-Visum B2 erlangen. In Corona-Zeiten. Wo die Botschaften eben solche Dinge mit Publikumsverkehr nicht bearbeiten. Auch im Paradies nicht. Oder gerade dort nicht. Denn in D sollen sie wieder tätig sein….
Ja – es ist schön hier. Aber eben nicht nur schön. Und zu Corona habe ich hier noch gar nichts gesagt. Da wir vor Anker so gut wie gar keinen Kontakt haben, ist uns Corona erst mal egal. Aber wenn wir „die Insel wechseln“, dann steht ein anstrengendes Programm bevor: Corona-Test, Testergebnisse in einer Form bekommen, die der nächste Staat anerkennt. Und das tagesgenau nach den dann gerade geltenden Vorschriften.
Ja – es ist schön. Aber es hat auch so seine Schattenseiten. Die wollen wir nicht verschweigen! Schaut zu hause auch auf das, was paradiesisch ist!