2021 11 24 ParaSailen

Michèle berichtet!

Gestern hatte Chrischan mittags Funkkontakt mit einem Nachbarboot. Ergebnis: wir sind von anderen Booten über AIS NICHT sichtbar!!!!!!! Schöne Sch…..!!! Heute Morgen hat er ein anderes Boot angefunkt: Die hatten schon gestern Mittag einen schönen Thunfisch gefangen – obwohl die von der ARC gesagt haben, dass, wenn wir bis 10:00 nichts gefangen hätten, würden wir auch den Rest des Ta-ges nichts mehr fangen. Wir leider gar nix. OK, so ohne Angel ist das natürlich schwierig. So-fort nach dem Funken legt Chrischan also auch unsere Angelschnur aus – leider – ich hatte so gehofft, dass er das vergessen würde! Naja.

Außerdem hatten sie eine schlafende Walfamilie gesehen – wir natürlich auch nicht. Und, leider, sehen die uns auch nicht auf dem AIS. An-/Ausschalten, das altbewährte Mittel, bringt jedenfalls nichts. Hatten wir gestern schon versucht!!! Nun gut, zumindest sehen WIR alle Schiffe mit deren Daten auf dem AIS und da immer einer Wache schiebt, sollte das auch nicht zum Problem werden.

Mittlerweile haben wir Windgeschwindigkeiten bis zu 20 kn und Bootsgeschwindigkeiten bis zu 9 kn. So werden wir also doch wohl noch vor dem 05. März nächsten Jahres ankommen – das war das Datum, das der ARC-Computer uns nach dem ersten Tag auf See als Ankunftsda-tum berechnet hatte! Bei 20 kn Wind sollte der Parasailor eigentlich geborgen werden, aber wenn ich an die Story von unserem Kanadier zurückdenke, der den Parasailor bis zu 35 kn prügelt, dann bin ich jetzt etwas entspannter und warte Winde über 20 kn ab, bevor ich Chrischan dränge, das Segel zu bergen. Aber mehr als 20 kn sind nicht vorhergesagt. Es soll sogar wieder etwas abflauen.

Ich habe mittlerweile auch in unserer „Proviantbibel“ – ein dicker Wälzer über die Verprovi-antierung - nachgeschaut und die schlagen eine Sauerstoffverdrängung als Vermeidung von Schimmelbildung sowie mitverpacktem Ungeziefer vor. So z.B. ein Tütenschweißgerät mit Vakuumpumpe, Trockeneis oder Stickstoff. Da die Handhabung sowie der Erwerb von Tro-ckeneis etwas umständlich ist, bevorzugen die Autoren den Stickstoff. Und Stickstoff statt Kohlendioxyd, da: „Stickstoff verbindet sich nicht wie Kohlendioxyd mit der Restfeuchte des Stauguts, wodurch ein oft kanisterbeschädigender Unterdruck vermieden wird.“ Allerdings verstehe ich deren Einwand: „Sind die Krabbelkäfer bereits in sichtbaren Mengen vorhan-den, kann Sauerstoffentzug sie nur noch unbefriedigend dezimieren.“ nicht: also ein Tier kann per Sauerstoffentzug getötet werden, 5 oder 10 aber nicht mehr???? Wie auch immer, da müssen wir jetzt erstmal überlegen, was für uns am besten umsetzbar ist. Stickstoffent-zug hört sich zwar gut an, aber wo stellen wir so eine 40-Liter-Stickstoffstahlflasche hin?

Während ich hier sitze und schreibe kommt eine Möwe angeflogen und kreist über Chrischans Angelköder. Ich springe auf und hole die Schnur schnell ins Boot, bevor das arme Tier versucht den Köder zu schlucken! Möwen sollen wohl nicht so gut schmecken!

Um 19:30 gibt’s Abendessen, Nudeln mit roter Soße und einem Topping von gebratenen Zwiebeln. Die Zwiebel fangen in der Plastiktüte, wie befürchtet, tatsächlich an zu gammeln. Ok, diese waren sowieso nicht mehr die besten, weswegen ich Chrischan am Samstagabend noch einmal losgeschickt hatte, um weitere Zwiebel zu kaufen. Einige dürfen also faulen, aber es muss ja nicht sein. Ich überlege, ob ich sie kleingeschnitten auch einfrieren kann…… Es ist jetzt stockdunkel, der Mond ist noch nicht aufgegangen, da entdecke ich bei einem Rundgang wieder Meeresleuchten. Zwar nicht so großflächig wie damals mit den Delfinen, dafür aber jetzt einem Feuerwerk ähnlich. Jede Menge kleiner und großer „Bomben“ die hinter unseren Rümpfen explodieren. Apropos Feuerwerk, hatte ich vergessen zu erwähnen: Am Abend vor dem großen Start in Las Palmas gab es abends um 22:00 noch ein großes Ab-schiedsfeuerwerk.

Ich mache noch schnell den Abwasch und um 20:30 verabschiedet sich Chrischan in die Koje. Den Parasailor wollen wir über Nacht oben lassen. Der Wind soll etwas schwächer werden, aber bei meinen Wachen hält er sich normalerweise nie an diese Vorhersagen! Mal schauen wie es sich heute Abend entwickelt.

© 2020 C. Fuhrmann