Position mittags, 12:00 Uhr: 17° 29.0' N 033° 16.0' W
Dank an alle, die so bei uns sind. In Gedanken. Und dann mit Taten - indem sie Mails schreiben und uns informieren, was in der Öffentlichkeit von der ARC ankommt.
Teils bekommen wir von der ARC Rally Control "Fleet Messages" mit den Informationen über andere Boote und Vorfälle. Aber "an Land" kommen dann doch manchmal mehr Informationen an.
Wir wurden recht schnell vom Tode des Seglers auf der Agecanonix benachrichtigt. Auch die erfolgreiche Bergung wurde verbreitet. Dass es sich dabei um einen Unfall mit Schlag des Baumes gegen den Kopf handelt, das haben wir "von Land" erfahren. Danke! Man macht sich ja so seine Gedanken und hat Ideen, was alles passiert sein könnte.
Inzwischen wurde auch ein zweites Boot aufgegeben, die Charlotte Jane III. Da wissen wir nur, dass ein katastrophaler Steuerfehler unterlaufen sei und die "five crew" erfolgreich auf ein anderes ARC-Boot umgestiegen ist. Dabei interpretiere ich "five crew" als eine 5-Mann-Crew. Das Schiff bewegt sich jedoch mit 2 oder mehr Knoten weiter in der richtigen Richtung und liegt 200 Meilen vor uns. Wir könnten das also in 3 - 4 Tagen sichten…. Für mich fraglich, warum man ein schwimmendes Boot, das sich noch dazu in die richtige Richtung bewegt, komplett verlässt. Im ersten Moment tendiere ich dazu, zu sagen, da hätten doch 2 Mann drauf bleiben können. Dann reichen die Vorräte schon mal länger. Und sie lag am 01.12. auf 67 er Position. Da kommen dann noch Boote von hinten auf. Nicht nur wir. Die könnten dann weitere Verpflegung abgeben. Wir zumindest. Und die letzten 100, 200 Meilen kann ein Abschlepp-Boot entgegen gefahren kommen. Gut - das ginge auch ohne Besatzung. Andererseits war ich nicht dabei und ich weiß auch nicht mehr, als hier beschrieben.
Weitere 13 Boote der ARC stehen auf meiner Liste mit Rally-Hindernissen. 7 Boote haben "retired". Davon einige, die bis zu den Kapverden um uns herum waren. Darunter auch "unsere" Engländer, die Crew der Cloud Jumper. Ehepaar mit zwei Kindern. Die Wasserpumpe tat es nicht mehr, da sind sie nach Mindelo, Kapverden gelaufen und haben die repariert. Nun warten sie auf ruhigeres Wetter, das Geschaukel wollen sie sich nicht mehr antun. Sie hoffen, am Samstag los zu kommen und am / um den 19. In St. Lucia anzukommen. Das wäre dann 2, 3 Tage nach uns…. Und wir könnten noch zusammen Weihnachten, die Atlantik-Querung und wir finden sicher noch andere Gründe feiern!
Weitere News bzgl. ARC-Booten: Ein Boot fährt mit Notsteuerung, ein Boot fährt "per Hand", da der Autopilot defekt. Das sind für mich auch so Szenarien, die ich nicht haben möchte. Ich hatte ja den Lagoon-Vertreter in Las Palmas gefragt, was am Autopiloten so in der Regel kaputt geht. Da wollte ich mir entsprechende Ersatzteile hinlegen. Seine Antwort war aber: Da ist auf allen Yachten, die er kennt und von denen er weiß, nichts kaputt gegangen. Das muss ich in St. Lucia dann mal in den verschiedenen Lagoon42-Gruppen nachfragen. Hätte ich schon vorher machen sollen, hatte aber auf die Expertise des Lagoon-Vertreters gesetzt. Hoffentlich richtig!
Ein Boot hat keine Satelliten-Verbindung mehr. Gut - die haben auch kein SSB [Link auf Glossar SSB] und damit keine Möglichkeit mehr, sich "das Wetter" direkt an Bord zu holen. Meiner Meinung nach kein Beinbruch, da die schon so weit vorne sind, dass das Wetter konstant ist bis zur Ankunft. Solange die also noch GPS-Empfang haben….
Ein anderes Boot hat seine Rettungsinsel verloren. Ist ihnen außenbords gefallen, hat sich aufgeblasen und wegen Wetter, Wind und Seegang konnten sie die nicht mehr bergen. Soll man, wenn möglich, bei Sichtung bergen….
Dann hat ein Boot eine "broken shroud", wobei ich zugeben muss, dass ich nicht weiß, was eine "shroud" ist. Wobei ich mal hoffe, dass das nicht wieder ein Rechtschreibfehler der ARC ist, wie im Vortrag "double handed". Dort hatten die lange über ein "boum brake" gesprochen, geschrieben stand aber "boum break", und wir konnten den Ausführungen nicht mehr folgen. Es ging also um eine Baumbremse, dieevtl. der AGECANONIX gut getan hätet. Vielleicht würde der Mann noch leben mit einer Bremse - vielleicht mit einer dicken Beule, aber besser als tot. Wir rätselten beim Vortrag aber die ganze Zeit über einen Bruch des Baumes.
Und ein weiteres Boot hat eine Leckage rund um den Steuerkoker. Also den Bereich, in dem das Ruderblatt durch den Rumpf geht. Sicher unangenehm, sollte aber mit Bordmitteln möglich sein, das Wasser wieder raus zu bekommen...
Ja - und unserer Status: Wir sind wohlauf und gut ausgeschlafen. Wobei - Michèle schläft gerade noch, sie hat gestern nicht genug davon gehabt. Unsere Technik läuft, ich klopfe schnell dreimal auf Holz. Die Problematik Funken gegen 230 V wissen wir nun. Und die Quelle des Gestanks - in meinen Augen muss das ein Kondensator gewesen sein - ist (noch) nicht ausgemacht. Aber alle Geräte arbeiten einwandfrei. So haben wir gestern fast eineinhalb Stunden Pizzas gebacken. Also Ofen und der Quattro laufen mit allen Nebenaggregaten.
An Land kann man uns ja während der ARC sehr schön über den YB-Tracker verfolgen. Solange wir so 4 - 7 Knoten Richtung West machen, ist alles gut. Die nächste Quelle ist dann MarineTraffic.com. Da sende ich immer, wenn ich funke, auch einen Positions-Report (Pos-Rep) hin. Und den hatten die dann in den letzten Wochen verlässlich veröffentlicht. Mit Datumsangabe, Uhrzeit und Kurs sowie Fahrt.
Ja - die nächste Quelle ist dann unsere Homepage. Da besteht nun ein etwas größerer Verzug. Erst muss ein Beitrag geschrieben, dann gesendet werden. Dass das nicht so einfach ist, hatte ich ja schon geschrieben. So habe ich heute von ca. 04:00 Uhr bis weit nach 09:00 Uhr zu funken. Eine "Riesendatei" mit 15.500 Byte (also 15 kB) kam mit 200 Byte/min rein. Und blieb dann bei 15.000 Zeichen stehen. Die letzten 500 Byte wurden so langsam, dass die Landstationen mich raus warfen. Habe dann über Kanada, Trinidad am Ende eine Verbindung über die USA bekommen, um die letzten Zeichen zu bekommen. Aber so lange läuft dann nichts Anderes. Und dann muss Markus das Ganze ja noch auf die Homepage setzen. Der hat auch nicht nur darauf zu warten, bis eine Meldung bei ihm eintrudelt. Das gibt also schon ein paar Stunden bis Tage Verzögerung auf dem Wege vom "Passieren" bis es gelesen werden kann. Und da bin ich Markus so dankbar, denn ohne ihn müsste man waren, bis wir wieder richtiges Internet haben….
Bei allem fühlen wir uns für viele Notfälle gut gerüstet und geplant. Lediglich ein Brand - insbesondere ein Brand der Tesla-Batterie ist dann wirklich das Ende für uns. Wenn jemand eine gute Möglichkeit sieht, wie man einen Batteriebrand bekämpft auf unserem dann doch recht kleinen Boot - her damit. (Bitte an C.Fuhrmann. Nicht auf HoheSee, da wir auf Hohe See KEINE Anhänge, KEINE Fotos, KEINE ganzen Bücher, NUR kurze Textpassagen empfangen können!) Aber realistisch bleiben. 2 oder 3 Tonnen feuchten Sand können wir nicht mitschleppen. Und die Hitze würde wahrscheinlich ja reichen, die Batterie durch den Boden des Schiffes schmelzen zu lassen. Wenn sie dann nicht an Kabeln hängen würde, verschwände das Problem auf dem Meeresgrund. Hinterließe uns aber ein gewaltiges Loch an unterster Stelle. Also - das Szenario ist nicht so gut.
Ob ein wenig Todessehnsucht bei solch einem Unternehmen mitspielt? Also in unserem Falle verneinen wir das. Passieren kann immer was. Auch daheim. Auch da verletzen sich Leute, auch da passieren tödliche Unfälle. Wir haben die möglichen Dinge durchgespielt und uns gerüstet. Mit Hilfe der ARC in einigen Punkten sogar besser, als wir das alleine gemacht hätten. Und ein Restrisiko bleibt, das ist aber handhabbar. Das ist kein - und schon gar kein positiver - Nervenkitzel, den wir da suchen. Leute gehen ja auch Ski-Fahren und haben keine Armbruchsehnsucht! Oder gehen Wandern und haben keine Gelenkverknackssehnsucht…. Denke ich….