2021 11 20 Der letzte (volle) Tag in Las Palmas

Michèle berichtet!

Heute Nacht habe ich von Kakerlaken geträumt!!!!
Auf dem Plan für heute steht:
- Leihwagen abholen
- verkauftes Segel zum Hafenbüro bringen damit die es ein paarTage dort lagern bis der Käufer kommt.
- zum Zoll ausklarieren
- 12:00 Skipperinstruktionen für den morgigen Start
- Einkauf Frischzeugs und das dann hinterher in Essiglake tauchen, trocknen lassen und einpacken

Ist ja eigentlich ein übersichtliches Programm ….. eigentlich!

Bevor wir das Zeugs zum Office bringen, muss noch der Halter vom Bugspriet abgeschraubt, -gebohrt werden! Dann mit dem Wagen – wir haben uns für heute noch mal einen geliehen - zum Office, am ganz anderen Ende vom Hafen. Dort ist auch die Abmeldung für die Nicht-Schengen-Crews; „unsere“ Engländer müssen da jetzt auch hin und sind auch sehr begeistert davon! Wie auch immer, ich befürchte, dass wir deswegen dort jetzt Ewigkeiten warten müssen. Aber Gott sei Dank ist das getrennt und wir kommen sofort an die Reihe: „No, no es possible!“ Wäre ja auch zu schön gewesen.
Da ich den Wagen vor dem Büro nicht stehen lassen darf, habe ich ihn weiter weg geparkt, jetzt kann ich ihn wieder holen gehen. Das gesamte Paket ist schon etwas schwer. Wir fahren zu dem Laden, den wir vorher mit dem Käufer vereinbart hatten und fragen dort nach, ob wir es dort lagern dürfen.
Ich bleibe im Wagen vor der Tür, damit Chrischan das Paket sofort aus dem Kofferraum nehmen kann, wenn der Ladeninhaber sein OK gibt. Es dauert und dauert, und, wie soll es auch anders sein?? Prompt kommt die Polizei! Ob ich Spanisch sprechen würde: Nö! (Normalerweise spreche ich ja Deutsch…..) Nutzt aber auch nix, er kann leider etwas Englisch und ich soll mich verziehen, hier dürfe man nicht und blablabla. Chrischan kommt einfach nicht raus. Also gut, fahre ich weg. Letztendlich dürfen wir das Paket hier abgeben.

Eigentlich müssten wir jetzt noch zum customs, um uns abzumelden. Wieder weitere Warterei. Aber in diesem Fall hatten wir endlich mal Glück: da diese Zollbeamten ja den lieben langen Tag nix Besseres zu tun haben als zu 4. oder 5. durch den Hafen zu streunern, so waren sie heute auch auf unserem Steg unterwegs. Und Chrischan, nicht doof, hat sie gleich angesprochen, ob er auch jetzt und hier bei ihnen die Abmeldung erledigen könnte. Bei deutscher Kleinkariertheit hätte ich jetzt gesagt, geht im Leben nicht!!! Aber es geschehen noch Zeichen und Wunder: Ja, klar, kein Problem, unsere Papiere kurz durchgeschaut und zack bekommen wir den grünen Stempel!!!

Jetzt wollen wir also endlich die letzten Frischeartikel wie Obst, Gemüse und noch ein bisschen Fleisch einkaufen gehen. Die unterste Schublade im Tiefkühler ist allerdings noch seit Bremen voll mit Fleisch, so dass wir davon kaum noch etwas brauchen. Nur leider fängt in einer Stunde das Skipperbriefing an. Mist! Das schaffen wir in der Zeit nicht. Diese Stunde ist komplett verplemperte Zeit die uns später weglaufen wird. Skipperbriefeing ist ärgerlicherweise nichts anderes als das was die ARC-Leitung uns schon per Mail vorab zugeschickt hat! Nun aber fix zu unserem 20€/Tag-Auto, auch dieses wieder eine Rübe par excellence - als Beifahrertürgriff ist ein Seil gespannt! Aber, hey, auch dieses fährt uns, versifft wie es ist, zuverlässig zum Lidl. Die Deutschen kaufen bei Lidl, die Franzosen bei Carrefour…..Bis auf 2 Anti-Kakerlaken-Artikel bekommen wir dort alles was wir brauchen. Aber natürlich erst nach dem 2. Anlauf! Die beiden anderen Artikel müssen bis zur Karibik warten. Über den Atlantik werden wir ja wohl hoffentlich keinen Befall riskieren…..

Mein Plan gegen eine Cockroach-Invasion, den ich mir aus Befragungen verschiedener Crews sowie dem Internet (welches übrigens etwas geizt mit, für mich, sinnvollen Tipps. So hilft es mir wenig, dass ich Mauerritze und Türen abdichten soll, oder, dass sie kalte Temperaturen nicht mögen. Und wie lange brauchen die bis sie schlüpfen? Hier informiert mich das Internet, dass die orientalische Schabe 2 Monate braucht, bis sie schlüpft! Und alle anderen? Gibt es da keine Regel, so in der Art von bis? Was weiß ich denn, welche Kakerlaken gerade hier heimisch sind? Und wenn gerade mal eine von woanders zu Besuch ist? Also wenn mir da von Euch jemand sinnvolle Tipps, gerne auch eine Abhandlung/Buch über die Kakerlaken und wie man sie vermeidet, geben kann, so wäre ich dafür sehr dankbar!!) geholt habe, sieht folgendermaßen aus:


Alle Verpackungen entfernen, Obst und Gemüse in einen Eimer mit Süßwasser und Essig tunken und abwaschen und dann auf ein Laken, in meinem Fall eine Tischdecke, legen und in der Sonne trocknen lassen! Nur ist das mit der Sonne mittlerweile ein Problem, da der Tag sich dem Ende zuneigt. Und jetzt kommt, wie soll es auch anders sein, jede Menge Besuch. Unter ihnen auch eine Reporterin der "Yacht", mit der Chrischan, davon wusste ich natürlich mal wieder nichts, verabredet hatte, dass sie für einen kurzen Bericht über uns vorbeikommen könnte. Und gerade jetzt muss Chrischan natürlich nochmal wegen der Abmeldeformalitäten (was das immer für ein Gehabe ist mit dem Ein- und Auslaufen bei Booten!!! Ich kann nur raten: Fahrt mit dem Auto, dem Zug, dem Fahrrad, dem Skateboard, was auch immer in Urlaub aber never ever mit einem eigenen Boot!!!!) zum Büro. Ich kann mich zwar mit denen unterhalten während ich arbeite, aber ein bisschen hält es doch auf. Von einem ARC-Mitarbeiter bekomme ich den Hinweis, dass ich Kartoffeln und Ingwer nicht eintauchen und abwaschen solle. Toll!! Zu spät!!!! All diese Tipps wären doch sehr sinnvoll gewesen in deren Provisionierungsseminar. Aber da bekommt man dann so "tolle" Tipps wie bspw., dass man die Schokolade rationieren soll, damit auch am Ende noch etwas davon da ist. Meine Güte, da freue ich mich dann hinterher gemeinsam mit den Kakerlaken über die letzte verbliebene Schokolade!!!


Und was mache ich mit Zwiebeln, die kann ich ja schlecht in den Eimer mit Wasser werfen!? Ich tue die, erst Mal, in verschließbare Plastiktüten, damit ich einen krabbelnden Befall evtl. bemerken kann - nur wie lange warten? Wenn ich wüsste, dass die, sagen wir mal, 1 Woche brauchen bis zum Schlüpfen, dann könnte ich die Zwiebel solange in der Tüte lassen und wenn sich bis dahin keine Kakerlake gemeldet hat, kann ich sie gefahrlos aus der Plastiktüte nehmen. So sehe ich zwar, wenn irgendwelche Tierchen schlüpfen sollten, andererseits sehe ich aber wahrscheinlich auch, wie die Zwiebeln in Windeseile verfaulen!!!!

Jetzt ist die Sonne weg und das Wasser hat sich auf der wasserundurchlässigen Tischdecke gesammelt! Super! Bleibt mir also nichts weiter übrig als jedes einzelne Teilchen abzutrocknen. Die Tiefkühl-/Kühlschranksachen hat Chrischan, Gott sei Dank, schon vorher abgetrocknet.

Oh nee, ne!? Auf dem Nachbarboot ist jemandem die Brille ins Wasser gefallen!!! Hoffentlich bekommt Chrischan das nicht mit, denn er springt sonst sofort ins Wasser, um sie rauszuholen! (Also ganz so schnell geht das natürlich nicht, da muss er sich erst noch den Taucheranzug anziehen, die Tauchflaschen, Flossen, Maske hervorholen und anziehen…..) Und wir haben eh schon keine Zeit!!! Naja gut, ohne Brille ist man doch komplett aufgeschmissen und deren jämmerliche Tauchversuche werden kein Resultat erzielen! Ich sage Chrischan also doch Bescheid und er geht rüber und bietet seine Hilfe an. Sie sollen sich melden, falls sie es nicht schaffen. Die Brille bleibt in den Tiefen des Hafenbeckens verschollen, aber keiner bittet um Hilfe und in Kürze ist es dunkel. Ich sage also zu Chrischan, dass er sich fertig machen solle, denn hinterher bei Dunkelheit wird er sie zwar immer noch finden, aber es macht die Sache nicht hilfreicher. Er bereitet sich also vor, taucht und nach 2 Minuten ist er wieder oben - mit der Brille. Großer Applaus und Erleichterung auf dem Nachbarboot und wir bekommen eine Flasche Sekt geschenkt!

Ich bin mittlerweile fertig mit dem Abtrocknen und Reinschleppen des Grünzeugs und will jetzt endlich duschen gehen. Die Duschen sind ½ km von unserem Liegeplatz entfernt und als ich dort ankomme, merke ich, dass ich das Handtuch vergessen habe!!!!!!! Jetzt habe ich die Faxen dicke, jetzt wird an Bord geduscht! Wasserverschmutzung hin, Wasserverschmutzung her. Davon abgesehen, wenn ich mir so anschaue, welches Bootsputzzeugs da einfach so ins Hafenbecken geleitet wird, dann ist mein Seifenwasser eher noch Nektar für die Fische!

Ich bin jetzt fix und alle und richtig froh, dass es morgen endlich losgeht. Ich bekomme mich nicht mal mehr aufgerafft, um für ein letztes Abschiedsessen ins Restaurant zu gehen. So gibt es heute Abend einfach nur ein paar belegte Brote und dann um 21:00 in die Koje!