2025 02 20 Kairos

Das Treffen mit der Kairos hat mich veranlasst, das Buch von Ernst-Jürgen Koch „Unsere Weltumseglung mit der Kairos: Hundeleben in Herrlichkeit“ raus zu suchen. 1964 bis 1968 sind die Kochs das erste deutsche Ehepaar, das die Welt umsegelt. Klar, dass die etliche Stationen machten, die wir nun auch kennen. Doch immer wieder muss ich feststellen, in was für einem Luxus wir leben. Auch wenn Michèle dem „Hundeleben“ zustimmt.

7,48 Meter misst ihre Kairos in der Wasserlinie. 7,68 Meter misst die RE – in der Breite!
36 m² hat ihre Beseglung, alleine unsere Fock hat 38 m²! Und der ParaSailor hat 150 m².
Was beschreibt er den Kampf mit seinen Segeln. Oh weh! Wir drehen die Fock schnell mal mit dem Elektro-Furler ein, wenn es zu windig wird. Und das Groß wird mit der Elektro-Winsch hoch gezogen.
Zwei Stunden braucht er, um die Passatbeseglung zu setzen. Die Fock zur Doppelfock und damit zum Passatsegel zu machen dauert – ok, das ist übertrieben – bei uns 2 Sekunden.

Bei fast jeder Ausfahrt werden die beiden seekrank. Oh weh! Michèle kennt das gar nicht und ich hatte nur beim allerersten Auslaufen aus Cartagena 2020 ein etwas mulmiges Gefühl. Seitdem nichts mehr! (Toi, toi, toi!)

Sie müssen mehr als dreiviertel der Strecke an der Pinne sitzen. Bei uns fährt der Autopilot mehr als 99%. Was das für die Fitness der Crew bedeutet! Bei uns hat ja jeder die Möglichkeit zu fast 12 Stunden Ruhe. Die beiden haben höchstens 6, 7 Stunden und die auch nur sehr unterbrochen. Und Schlafmangel fördert Fehler und Unkonzentriertheit! Und schlägt auf die persönliche Moral!

Jeden Tag macht er zwei Sonnenschüsse: Mit dem Sextanten den Winkel zur Sonne messen. Sie rechnete dann 20 Minuten und dann haben sie eine Position auf ca. 1 Meile genau. Wo sie gewesen waren!
Wir wissen dank GPS in jeder Sekunde auf wenige Meter genau, wo wir sind, wie viel Fahrt wir machen über Grund und auch recht genau durchs Wasser. Damit erhalten wir dann auch den Strom. Und klar – auch den Kurs zu unserem Ziel.

An Land bekommen sie des Öfteren angeboten, die Dusche der neuen Bekannten zu benutzen. Wir können jeden Tag – und das auch noch warm – duschen. Wasser machen wir mit dem Watermaker, sie fangen Regenwasser auf und müssen bei jeder Landung erst mal ordentlich Wasser bunkern.

Nun – dafür haben sie keine Probleme mit überfüllten Ankerplätzen, zu eng ankernden Franzosen. Und werden überall angestaunt und eingeladen. Alle – und insbesondere die dort einheimischen Deutschen - reißen sich darum, ihnen zu helfen. Das sind dann Sachen, die im heutigen Massensegeln untergegangen sind.

Und was ich dann auch interessant finde, bei allen Beschreibungen, wie es so aussieht, kommt KEIN Wort über Plastik! Das war vor 50 Jahren noch überhaupt kein Problem. Inzwischen ist die Erde und insbesondere das Meer damit verseucht!

Post ist immer ein großes Thema. An jedem vorgeplanten Hafen warten zig Briefe, er kann dort seine Berichte über die To(rt)ur absenden. Nachrichten und Wetter empfangen sie mit einem kleinen Radio-Empfänger.
Wir sind nun mit StarLink 24/7 im Internet, können nicht nur Wetter jederzeit holen, sondern auch Nachrichten, Filme und Radio empfangen. Und mit jedem jederzeit kommunizieren…

Nebenbei: Im Buch entdecke ich eine Lochkarte – Modell 1972. Wer so was heute noch kennt?

Ja – es hat sich viel verändert die letzten 50 Jahre! Insbesondere im Bereich des Freizeit-Segelns. Vieles ist sehr viel besser und einfacher geworden. Aber nicht alle Änderungen sind so….