2024 02 08 Tag 19 auf See, Teil 1 Ankommen

Mittagsposition: 16°24.43'N 061°31.96'W, Etmal: 91,3 sm, noch 0 Meilen bis Guadeloupe.
Der gesamte Reiseverlauf.

Ich habe heute mit Schlaf-Problemen zu tun: Gegen kurz nach 1 Uhr aufgewacht und dann zu viel im Kopf, als dass ich wieder einschlafen konnte. Es gibt eine Menge zu tun, wenn wir da sind… Also irgendwann aufgestanden und Mic um kurz nach 2 Uhr schon ins Bett geschickt! Im Norden - weit entfernt - Wetterleuchten. Über Monserrat muss wohl ein ordentliches Gewitter sein! Netterweise nicht über Guadeloupe! Das wäre nicht fein, in so was rein zu fahren…

Morgens um 05:37 ist die Welt noch in Ordnung! Steuerbord voraus – 13 Meilen – ist eine Regenfront. Screenshot 1(Screenshot 1)
Also – ich finde, das Ding ist eindeutig größer als ein Squall (und bitte alle Experten um Kommentar!). Der Blick ist eindeutig norddeutsch: Das könnte ich auch als Nordsee-Bild verkaufen! Nur die Temperatur ist mit bald 27° deutlich angenehmer! Nach Backbord ist die Nord-Spitze von Guadeloupe zu sehen. So wollte ich das mit Dämmerungsbeginn haben – also: Super!

Nebenbei: Die Regenfront zieht eher schneller weg als RE hinterher fährt. Also – eigentlich wäre es nicht schlecht, wenn wir einmal ordentlich „abgewaschen“ werden! So ne halbe Stunde heftiger Regen und der Dreck (Saharastaub auch in den Leinen und am Mast) und das Salz des Atlantiks (überall!) wären gut weg! Aber so gut meint es Petrus nicht mit uns!

Gegen 6 Uhr dreht der Wind! Auf Nordwest! Das war angesagt! Aber für abends 18 Uhr! Nach ein paar Minuten ist klar: Das ist nicht irgendwie ein Ausschießen des Windes, sondern eine richtige Drehung! Also: Wenden! Screenshot 2 (Screenshot 2)
Der Kurs, den RE nun anliegen kann, ist mir eigentlich etwas knapp an Land, aber geht gerade richtig an der Küste mit eine Meile Abstand entlang! Mit einhergegangen ist zur Winddrehung ein wenig Auffrischen!Screenshot 3 (Screenshot 3) In der Spitze geht es schon über 27 kn. Da drehe ich die Fock ein wenig ein: Reff 1 ist gut. Denn nicht lange und der Spuk ist vorbei. Nur die Windrichtung bleibt!

Das heißt natürlich: Ständige Wache, ich sitze im Steuerstand. Aber das mache ich sowieso. Denn die Wolke im Nordwesten hat sich „entwickelt“. Screenshot 4 (Screenshot 4)
Sie ist jetzt noch 1,5 Meilen weg und ich weiß nicht recht: Hoffnung, dass wir sie erreichen und ordentlich abgewaschen werden? Oder doch lieber Hoffnung, dass wir draußen bleiben?

Zwischendurch versuche ich doch ein wenig mehr Abstand zur Küste zu bekommen und kreuz ein wenig gegen den Wind. Da zeigen sich die überragenden Eigenschaften von RE – insbesondere mit gerefftem Groß: Ca. 70° kommen wir an den Wind. (Boris Hermann würde dazu wahrscheinlich „fast querab“ und auf keinen Fall „gegenan“ sagen…) Screenshot 5 (Screenshot 5)
Das halte ich nicht lange durch: Also zurück und weiterhin rätseln, ob ich es gut fände, in den Regen zu kommen.

Dann kommt die letzte Kursänderung: Ab nach Süden – Port Louis, RE kommt! Ich mache noch eine Arbeit, die immer wieder verschoben wurde: In Mindelo in der Mariana wollen wir die Ankerkette umdrehen: Also das Ende, das nie ins Wasser kommt nun an den Anker und den schon ganz schön angerosteten Teil in den Kettenkasten. 75 Meter sind dazu raus zu ziehen und ins Trampolin zu legen. Dann Kette vom Anker abschlagen, das andere Ende losschneiden: Das ist mit einem Stropp am Boot befestigt, dass die Kette nicht vollständig im Wasser verschwinden kann… Dann den Anker wieder anschlagen und die Kette in den Kettenkasten. Am Ende der Arbeit stehe ich Port Louis querab und nehme die Segel runter. Motor an – keine Meile mehr!

Michèle ist durch die Motoren geweckt worden und darf nun mitbestimmen, wo wir den Anker werfen. Zwei Boote liegen schon vor dem Hafen. Da bleibt nicht viel übrig.
Anker geworfen, notdürftig seeklar zurück und: Nun bestehe ich auf ein Gläschen Sekt! Dritte Atlantik-Querung ohne Schäden hinter uns gebracht! Brave RE! Prost!

Für diesen Tag muss dann aber doch noch ein „Teil 2“ geschrieben werden! Fortsetzung folgt!