Mittagsposition: 16°16.25'N 053°18.88'W, Etmal: 116,3 sm, noch 470 Meilen bis Guadeloupe.
Der gesamte Reiseverlauf.
Um 2 Uhr purrt mich Michèle raus. Ein Tanker hat einen recht nahen CPA. 1,5 Meilen, springt aber auch schon mal unter eine Meile. Noch ist er 5 Meilen weg. Nun kommt wieder die Grundlektion aller Wachoffiziere: Peilen, peilen und – die geneigte Leserin wird es schon vermuten: Peilen! In meiner ersten Peilung steht er bei 045°, Michèle peilt 025°. Das ist nun ein Grund die restlichen Peilkompanden (und da diskutieren wir, ob es Kompasse sein müsste…) raus zu holen. Der einfache Marschkompass zeigt auch eher 045°, der elektronische Peilkompass eher 025°. Lektion 2: Warten, wieder peilen. Für mich wandert die Peilung Richtung 030°. Also bei unserem Kurs 270° wandert er voraus. Das sieht man mit dem Auge noch nicht, aber die Änderung der Peilung sagt eindeutig: Der fährt vor uns vorbei. Minuten später ist er bei 000°. Langsam merkt man auch mit „bloßem“ Auge, dass es klar geht. Und ich darf wieder schlafen gehen….
Im Laufe des Vormittags spielt der Wind – vorhersagegemäß – verrückt! Um 11 Uhr bergen wir den Para und setzen Groß und Fock. Einfach weil wir mit dem Para nicht so hoch an den Wind kommen. Und wir müssen so hoch wie möglich. Ok - das ist bei RE dann in die Richtung 70° zum wahren Wind. Da lacht ein „normaler“ Segler sich kaputt. Bei dem geht es um die Frage, wie weit unter 40° kann er an den Wind gehen. Oder mit anderen Worten: So recht gegen den Wind können wir nicht segeln. Und so heißt es für uns: Mit Südwind – hoch am Wind in die Karibik…
Noch schlimmer wird es dann am Ende des Tages: Gegen 23 Uhr holt mich Michèle aus der Koje: Wir fahren „zurück“! Ich stutze! Scheint doch noch ein fahrbarer Wind zu wehen. Doch beim Blick raus löst es sich: Wir fahren eher NNO-Kurs! Ja – inzwischen ist aus dem Süd- zunächst ein West- dann sogar ein Nordwest-Wind geworden. Für die nicht so Besegelten: In diesen Breiten geht man davon aus, dass Mitte November der Nord-Ost-Passat einsetzt und im Mai damit dann Schluss sein kann…. Da setzt man Leichtwindsegel und lässt sich gemütlich rüber blasen. Man könnte auch nen Stück Holz bei den Kanaren ins Wasser werfen, das kommt dann auch in der Karibik an. Normalerweise….