2021 12 14 Zu guter Letzt: Ankommen ist schwerer als über den Atlantik segeln

Position: Rodney Bay Marina Dock E29

Michèle berichtet!

Kaum eingeschlafen, höre ich neben mir einen Schrei: “Sch….“ und Chrischan springt auf. Was jetzt? Da regnet es nicht, es pladdert draußen….. und wir haben natürlich, wegen des schönen Durchzugs, alle Luken offen. Also mal ganz fix durchs Boot hechten und die Luken schließen und dann die Pi…. äh , die Nässe aufwischen. Da ist so ein richtig schöner, karibischer Platzregen runtergekommen. Schön, um das Salz außenbords wegzuwischen, aber im Boot nicht so toll.

Dann erneut ins Bett und versuchen, eine Mütze voll Schlaf zu bekommen. So richtig viel wird es nicht. Ich wache mit dicken Kopfschmerzen auf, die sich schon gestern Abend während des Rumcocktailtrinkens so langsam angeschlichen haben. Hatte trotzdem gut geschmeckt. Die anderen Kopfschmerzen, die ich jeden Morgen während der Fahrt hatte, haben sich zum Ende hin gelegt. Keine Ahnung wieso! Während wir draußen sitzen, Kaffee trinken und die Papiere in Ordnung bringen, geht der nächste heftige Schauer runter, diesmal sind aber alle Luken gerade noch rechtzeitig geschlossen worden. Die Schauer sind toll, das Salz ist weg. Ein paar weitere dicke Schauer wird es an diesem Tag noch geben. Ansonsten habe ich mich gleich nach dem Aufstehen wieder mit Anti-Muck eingedieselt, die Biester sollen hier tag- und nachtaktiv sein. Zwar immer andere Arten, aber keine, die keine üblen Krankheiten überträgt! Und da wir am Eingang noch kein ordentliches System für ein Fliegengitter entwickelt haben, muss die Tür jedes Mal wieder brav geschlossen werden. Was auf die Zeit natürlich nervt. Wenn gerade kein Schauer runterkommt, scheint die Sonne, es ist angenehm warm, und was noch wichtiger ist, es weht ein ordentlicher Wind, der für Abkühlung sorgt. Und uns wahrscheinlich auch die Mücken vom Leibe hält. Denn weder in der Nacht bei der Ankunft noch jetzt werden wir von ihnen belästigt. Es sind keine auszumachen.

2021 12 xx Bilder der Ankunft

Wir haben den ersten Kaffee noch nicht intus, da steht auch schon die erste Dienstleisterin vor der Tür. Sie möchte das Boot reinigen. Für einen very special price! Ein paar Minuten später kommt der nächste und möchte uns Obst verkaufen. Von dieser Geschäftstüchtigkeit wahrscheinlich angestachelt, passiert ein Junge, ca. 11 Jahre alt, und bietet selbstgebackene Muffins an. Es ist dies jedoch ein Kind von Seglern - wahrscheinlich ist denen das hier auch zu teuer und sie wollen sich noch etwas dazu verdienen ;-)

Gegen 14:00 machen wir uns auf den Weg zum Gesundheitsamt – natürlich wegen Covid, bekommen Temperatur gemessen, müssen unsere Impfzertifikate vorzeigen und Formulare über Formulare ausfüllen. Erst danach bekommen wir unser weißes Armbändchen, mit dem wir uns im Hafen frei bewegen dürfen. Dann zum customs und immigration, weiter zum Marinaoffice. Wer gerne mal einen Schröpfbetrieb live und in Farbe kennenlernen will, der kann gerne hier in diese Marina kommen! Wieso denken die Leute immer, sobald man ein Boot hat, hat man auch gleichzeitig in der Bilge einen Geldscheißer fest installiert!!!!!?????
50 €/Nacht! Na gut, war zwar bisher normalerweise günstiger, dafür war dann aber auch Wasser und Strom gratis dabei! Hier müssen wir für beides nochmal extra löhnen. OK, Strom brauchen wir nicht, den produzieren wir selber, aber da wir keine Lust haben raus zu fahren, um Wasser zu produzieren, wollen wir doch auch Wasser haben. Das ist wirklich der pure Luxus hier, der Druck auf der Leitung ist so groß, dass da so richtig dicke Tropfen raustropfen!!! Man gönnt sich ja sonst nix! Auch die Wäsche, die bekommt man gemacht, sie holen sie sogar ab. Dafür zahlt man dann auch nur 25€. Und eine Chance die Wäsche selbst zu machen, gibt es nicht. Ich meine, nachdem ich 3 Wochen fast bewegungslos an Bord saß, bin ich doch echt superfroh, wenn ich hier nicht auch noch 200m zu Fuß gehen muss. Und ich habe mich schon bei 8€ geärgert. Ach ja, dafür gibt’s hier aber gratis Wlan überall im Hafen! Also überall dort wo man direkt unter einem access-point steht – also nicht bei uns!

Somit brauchen wir also noch eine Sim-Karte: 40€ für 10 GByte (gut, DAS hat sich wenigstens etwas relativiert: da waren noch weitere 13 GByte drauf versteckt. Sind wir aber auch erst nach zähen Verhandlungen drauf aufmerksam gemacht worden.) So, jetzt aber mal wieder schönes frisches Obst/Gemüse: 1 Avocado 7€. OK, die sind dafür aber auch dreimal so dick wie zu Hause, also jetzt wirklich. Weshalb ich mir die gerne mal angeschaut hätte. Ich habe uns dann aber doch nur 4 Tomaten und ein paar kleine Bananen für so ca. 5 € gekauft. Plan jetzt: Auto mieten und uns außerhalb der Enklave für Großkotze etwas Frischzeug zulegen und außerdem die Insel erkunden. Wagen/Tag 160 $, aber Achtung: US$, nicht der East Caribbean Dollar, der so ca. 35 Cent wert ist. Also geht’s per pedes raus, ist auch gesünder!

Die Duschen noch kurz inspiziert. Klar, vergleichbar mit einem „minus 1 Sterne“ Campingplatz in Castrop-Rauxel am Autobahndrehkreuz! Alles andere hätte mich mittlerweile auch schon sehr gewundert!
Jetzt geht’s nach Hause und die Reste werden in der Mikrowelle aufgewärmt. Für einen Restaurantbesuch muss ich mich erst moralisch wieder etwas aufbauen.
Aber wenigstens die Mücken haben ein Einsehen mit uns und bleiben auch weiterhin weg.

Abends bekommen wir noch Besuch von Ricardo, der ebenfalls mit einer Lagoon 42 unterwegs war. Die waren allerdings zu 7. unterwegs: Das Ehepaar und ein weiterer Erwachsener, 2 Kinder und 2 Hunde. Wir tauschen unsere Erlebnisse aus. Super netter witziger Kerl.

© 2020 C. Fuhrmann