Ankerposition: Im Ankerfeld Palmeira, keine Änderung.
Um 11 Uhr mache ich mich auf, Müll wegbringen und versuchen, die Bootspapiere bei der Polizei auszulösen. Müll ist ja eine kleine, gut: ganz kleine, Wanderung. Denn trotz der meiner Ansicht nach sehr günstigen Uhrzeit war die Polizei natürlich geschlossen. Also erst mal zum Müllentsorgung. Zurück zur Polizei: Geschlossen. Der Ladenbetreiber nebenan – übrigens der einzige Bewohner von Sant Luzia (aber der ist doch hier??) - versichert mir: Die Polizei ist immer auf. Also, eigentlich. Nur wenn der Polizist auf Runde oder weg ist, dann macht er die Station eben hinter sich zu. Tür zu bedeutet eben nur: Bin nicht hier, sondern da. Also irgendwo anders.
Ich wandere einmal die Hauptstraße ab und schaue mir die Läden mit „schweizer“ Augen an. Die Mädels gestern hatten da und dort einen Laden gefunden: Einmal einen, in dem man SIM – Karten bekommt. Und der angeblich geschlossene „Chinese“, da hätten sie Obst bekommen. Nun – das mit dem Obst muss wo anders gewesen sein. Denn der „Chinese“ steht in Maps als „geschlossen“. Und ich umrunde den Block zweimal. Da ist NICHTS!
Auf dem Weg zurück – wir reden hier von einem Umkreis von weniger als 200 Meter – sehe ich einen Polizisten. Hin zu ihm. Ob ich was von ihm oder von der Wache wolle? Wache! Also wandern wir zur Polizeiwache. Ich erkläre, dass wir morgen früh nach St. Maria und anschließend auf eine andere Insel wollen. Schon wird ein Abmeldebogen ausgefüllt und unterschrieben. Stempel drauf: Den muss ich bei der nächsten Polizeistation abgeben. Tschüß, gute Fahrt. Wie immer muss ich sagen: Freundlich, nett und schnell.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Bord- und Büro-Arbeiten. Die vorletzten Fender werden geputzt. Der letzte Weiße geht in die Reparatur. Und da stellt sich raus: Es ist nicht das Ventil, sondern er hat einen ca. 2 cm langen Schnitt. Sobald nur der geringste Druck auf den Fender kommt, zischt es…. Also: Der muss aussortiert werden. Gut, dass ich ihn nur oberflächlich gesäubert habe!
Und heute wird mein Beitrag Korrektur gelesen. Und da kommt sie: Die Frage, bei der ich weiß, ab jetzt ist der Tag gelaufen, nun gibt es Streit! „Woher weißt Du?“ Und wird fortgesetzt, dass ich schreibe: „… der einzige Bewohner von Sant Luzia …“ Ja – also: Er selbst bezeichnet sich so, die beiden Fremdenführer, die auf der Wand neben seinem Laden die ganzen Capo Verdes erklären – hier bräuchte ich nun ein Bild von der kunstvoll bemalten Wand, auf der alle Inseln – zumindest die neun bewohnten – zu sehen sind. Und da ist Santa Luzia mit drauf. Aber da würde zurzeit niemand wohnen, es sei aber ein Kirche da. Und dann kommt die Geschichte, dass der Ladenbetreiber – ich weiß auch nicht, ob Besitzer oder Mieter (!!) - der einzige Bewohner diese Insel sei. Bisher hat noch keiner der Zuhörer – also auch ich nicht – hinterfragt, was der denn hier macht und wie er Bewohner von Luzia sein kann, wenn er hier ist. Alle freuen sich immer nur der Story und er ist damit bekannt wie ein bunter Hund. Und nun habe ich die Schwierigkeit, dass ich morgen früh eigentlich nur Anker auf gehen will und nicht warten, bis der Laden aufmacht und dann ein Bild der Wand, des Mannes und des Ladens zu machen und ihn hochnotpeinlich befragen, wie die Geschichte zu verstehen sei!??
Dann muss ich mir anhören, dass mein Verständnis derer, die das erzählen, ja auch nicht so weit her sei. Ok – den Teil in Französisch, den bekomme ich mehr aus den Gebärden mit. Aber Deutsch verstehe ich recht gut. Und auch in Englisch kann ich der Story eigentlich und meiner Meinung nach zumindest grob inhaltlich genügend folgen, um das Ganze dann nachzuerzählen. Portugiesisch wird die Geschichte nicht erzählt, das würde ich dann wohl so gut wie gar nicht verstehen. Aber die wenigsten Touristen sind hier Portugiesen….