Tagestour: Zwischenstopp San Sebastian und Marina Amarilla, Ankerplatz Montana Roja - ein langer Tag.
Morgens um halb fünf wache ich auf. Zu früh. Doch an Einschlafen ist nicht zu denken. Also – letzte Vorbereitungen. Dann nach Zeitplan los. Und: Ich bin auf die Minute pünktlich. Denn ich habe heute eine Mitseglerin: Johanna, die schon erwähnte Marinera aus San Sebastian will auch nach Tenerife. Und da hatte ich ihr, nicht ohne Hintergedanken, angeboten mitzukommen. Zu zweit ist doch lustiger! Und es wurde ein wunderbarer Tag.
07:45 Uhr an der Tankstelle in der Marina hatten wir uns verabredet. Mein Plot war gut, denn um exakt 07:45 konnte sie an Bord springen. Sie stand schon mit 2 Marinero-Kollegen klar zum. Und dann hat der Chefe mit mir geschimpft: Ich hatte mich nicht auf Kanal 9 gemeldet. Richtig! Auf Kanal 12 hatte ich mir vom Puerto eine Durchfahrtsgenehmigung geholt. Aber dass die Marina schon so früh aktiv ist, hatte ich nicht erwartet. Johanna erklärt mir dann, dass sie 24/7 „on“ sind. Ok – das nächste Mal denke ich nicht, sondern funke!
Raus aus dem Hafen – wieder mit Genehmigung des Puertos – und: Flaute. Gerne motore ich ja nicht, aber ohne Wind ist nun mal schlecht segeln. Johanna bekommt die übliche Bord- und Sicherheitseinweisung für Kurzzeitcrewmitglieder. Dann präsentiert sie ein selbstgebackenes Müsli-Nüsse-Brot. Doch zum Frühstücken kommen wir nicht, draußen bläst ein Wind mit einer (!) kurzen Windspitze von 28 kn. Segel setzen! Die Windgeschwindigkeit ist zwar nun unter 20 kn, aber ich gehe doch lieber erst mal in Reff 1. Feines Segeln bringt uns fast eine Stunde voran. Dann endlich doch Frühstück.
Kaum 5 Meilen weg von La Gomera wird der Wind so wenig, dass wir ausreffen. Aber auch das bringt nicht lange was. Doch die Richtung stimmt, da kann der ParaSailor zum Einsatz kommen. Zwischen nettem Segeln – wer mich kennt, weiß, nun haben sie mehr als 5 kn Fahrt im Schiff – und dahinschaukeln wird es mit dem Wind eher schwach. Wir aber haben viel zu schwatzen. Sie hat Verfahrenstechnik studiert und beim TÜV im Bereich Kernkraftwerk gearbeitet. Hoch spannend. Aber auch persönliche Geschichten faszinieren.
Leider läuft eine Welle von vorne an. Dann die aktuelle Welle quer von hinten. Schön ist anders. Aber es spritzt nicht so schlimm, so dass Johanna sich ein Stündchen auf dem Trampolin hinlegt. Ich döse im Salon, Para und Bildschirm im halben Auge. Immer wieder dreht das bisschen Wind und der Para muss nachgestellt werden. Doch irgendwann hängt das Segel nur noch runter: Wind 1 – 1,5 kn. Ohne Wind kann der beste Segler nicht segeln… Also: Para runter, Motor an.
Nachdem wir die Südspitze Tenerifes gerundet haben kommt der Wind wieder etwas stärker. Aber von vorne. Also rattelt der Motor weiter. Vorteil: Wir erreichen die Marina Amarilla bei San Miguel vor 19 Uhr. Wieder das gleiche Verfahren: Bei der Tankestelle – nicht mal anlegen – Johanna springt von Bord und tschüß: Es war ein toller Tag, er ist für mich wie im Fluge vergangen.
RE geht dann noch ein wenig nach Norden. Ein recht starker Strom steht entgegen und bremst ganz schön. So wird das nichts mehr mit dem Plan im Hellen – die Sonne geht kurz vor 20 Uhr unter – beim „toten Hafen“ den Anker zu werfen. Doch ich sehe im Windschatten des hier alles überragenden „Montana Roja“ zwei Segler zwischen einem Sperrgebiet und dem Strand liegen. Nun – für die Nacht interessant. Ob es da dann ruhig genug ist, dass ich bis Mittwoch liegen bleibe? Egal – hier komme ich noch vor Sonnenuntergang vor Anker. Also los.