2023 06 06 Ankunft unglaublich

Ankerposition: Angekommen! Zunächst vor Anker gegangen...

Schon bei der Übernahme meiner Wache um 3 Uhr sehe ich, dass meine Zeitplanung viel zu lang war. Wir werden vor Mittwoch Mittag ankommen. Und zwar deutlich. Mit jeder Stunde schiebe ich meine ETA (Estimated Time of Arrival) weiter nach vorn. Vor Dunkelwerden ist entscheidend. Das wäre so gegen 21:30 Uhr. Zwischen Madeira und Desertas habe ich in die Mitte einen Andrehpunkt gesetzt. Schön weit weg halten von beiden – 10 Meilen zu jeder Seite, das ist Sicherheit!

Dort sollten wir um 16 Uhr sein, spätestens. Im Laufe des Tages schiebe ich das dann halbstundenweise auch nach vorn. Um 14 Uhr drehen wir dann wirklich. Beide – Madeira und Desertas – sind nicht zu sehen: Graue Regenwände zwischen und und den Inseln. Wie komfortabel elektronische Navigation ist… Keine geringsten Zweifel über den wahren Standort. Und der wäre mit dem Strom, der uns mal nordwärts beschleunigt und mal südwärts abbremst nicht so ganz sicher zu plotten. So weiß ich, dass wir da sind und nehme PS ins Visier.

Der Wind frischt auf und die Segel werden weniger. Zum Schluss segeln wir nur noch mit Fock und die auch in Reff 2, also nur noch 60%. Trotzdem zeigt die Logge immer wieder mal 8 kn und lange Zeiten mit 7 kn an! Der Windmesser meldet Spitzen von 45 kn (9 bf – das ist schon Sturm), wirkliche Windgeschwindigkeiten, also mehrere Minuten, liegen so um 38 kn, saubere 8 Beauford = stürmischer Wind. Am Ende haben wir „Höchstgeschwindigkeit“ von 10,8 kn. Und ein Etmal von 148 Meilen, klassisch gemessen von Mittag 05. auf Mittag 06. Juni! Noch lange nicht Rekord, der liegt über 163 Meilen…

Auf den Wetter-Bildern sieht man, dass wir uns auf der Vorderseite eines kleinen, schnell ziehenden Sturmtiefs bewegen. Entgegen der Planung ist es etwas „verspätet“. Eigentlich wollte ich auf der Rückseite darum kämpfen, nicht in die folgende Flaute zu kommen. Aber es ist wohl arg schwierig, solche kleinen Gebiete auf 20 Meilen genau zu berechnen. Und wir versuchen, nicht ins Zentrum mit den orangen oder sogar roten Wind zu kommen….

Auf der Zielgerade beginnen Heimatgefühle: Von der MY WAY schickt uns Herry zwei kleine Filmchen, wie es in der Hafeneinfahrt und im Anker- und Mooringfeld aussieht. Und Hans von der GRAVITY schickt uns mehrere Nachrichten, unter anderem wohl eine vom Hafenmeister, der meint, wir sollen besser in den Hafen kommen und dort ankern. Eine unglaubliche Anbkunft, mir wird warm ums Herz…
Aber Michèle will lieber draußen bleiben, da sind keine Anderen. Und es ist so gut wie sicher, dass auch kein anderer kommt. Platz nur für uns! Trotz des tollen Willkommens also erst mal nicht „kuscheln“.

Der Anker ist sicher eingegraben, ich kenne ja den Ankergrund. Der hält. Es schaukelt ein wenig, aber das ist der Vorteil von einem Katamaran: Es ist nicht schlimm… Selbst bei 35 bis 38 kn Wind und 3 m hohen Wellen zu denen wir teils quer liegen..
So gibt es ein kleinen Ankertrunk und ein Abendessen. Und dann ist der Tag für mich zu Ende, hat ja schon um 3 Uhr begonnen.