2022 09 24 Ilhas Selvagen oder Ilhas Selvangem?

Wanderung: Einmal aufs Hochplateau und links herum.

Um 10:00 Uhr landen wir an dem Slip der örtlichen Behörden. Mit 5 Leuten repräsentieren sie hier: Die Polizei, die maritime Polizei, den Naturschutz, die Post, die UN und noch die Navy. Und bei diesem Besuch erfahren wir, dass das zwar alles notwendig ist, um als Insel anerkannt zu sein, aber ein privat bewohntes Haus, das müsse sein! Die beiden „Privaten“ sind gestern auch mit der Fregatte angekommen. Ein älteres Paar, er der Sohn des ehemaligen Besitzers. Gut – bei der Konstellation kann ich mir vorstellen, warum die Navy so problemlos Zivilisten transportiert. Geht es damit dann doch um die 200 Meilen maritime Einflusszone rund um die Insel!

Auch die Frage nach „m“ oder „n“ können wir klären: Die Inseln (Plural) sind die Ilhas Selvagen, die einzelne Insel (Singular) ist Gran Selvagem! Also hatten wir beide recht und die Beschreibungen sind nicht fehlerhaft.

Der eine Polizist lässt sich unsere Dokumente geben: Pässe, Schiffspapiere. Ich gebe ihm den ganzen Ordner und zufrieden zieht er von dannen. Der freundliche Naturschützer hilft uns, das Dinghy noch ein wenig hoch zu ziehen und wir besuchen noch schnell den Polizisten, der inzwischen eifrig Papier schwarz macht. Wir scherzen auch mit ihm, wenn was nicht ordentlich ist, dann kommen wir ins Gefängnis. Das sei hier das schönste Zimmer: Eigenes Bad, Fenster mit Aussicht auf die Bucht. Man bekäme das Essen gebracht und man wird nicht (!) angekettet.
Dann machen wir uns auf die Tour. Der erste Teil bis auf die Hochebene ist identisch mit der Tour vom letzten Jahr. [LINK auf …] Dann biegen wir aber auf einen Pfad, der uns ans südliche Ende führt. Hier gibt es mehrere Höhlen, die wir aber nur auf einer Schautafel bewundern dürfen. Captain Kidd soll hier evtl. einen Schatz versteckt haben. Aber mit der damaligen Beschreibung hätten sie auf Madagaskar dann etwas gefunden…

An dem nord-östlichsten Punkt der Tour schauen wir auf eine große Ebene, die bedeckt ist mit den weißen Schalen von Millionen Schnecken. Hier brütet ein Vogel in einem unterirdichen Gang, die Temperatur beträgt da bis zu 40° und das Brüten beschränkt sich auf die Eiablage. Dann wird der Nachwuchs sich selbst überlassen. Ganz anders die anderen Seevögel, die überall auf der Insel jede Einbuchtung, Höhle oder auch nur Windschutz als Nest nutzen. Die Jungen werden teils über mehrere Monate gefüttert. Früher waren die dann so fett, dass es sich gelohnt hat, die zu schlachten: Fleisch, Öl, Federn wurden verwertet. Der o.a. Besitzer hatte sich dann irgendwann alle Jagd- und Fischereirechte gekauft und diese dann brach liegen lassen: Das erste Naturschutzgebiet. Als er das mit dem WWF dann verkaufen wollte, hat der portugiesische Staat interveniert und sein Erstkaufrecht wahr genommen.

Auf der Hochebene ist eine Gruppe Amateurfunker dabei, Antennen aufzubauen, um die Ausbreitungsbedingungen zu messen. Das haben sie 2008 schon einmal gemacht. Wir tauschen Rufzeichen aus. Wenn möglich, werde ich heute Nacht mal probieren, sie zu erreichen. Schwierigkeit: Auf einigen Frequenzen machen sie nur Mores-Funk. Und das kann ich nicht. Aber sie wollen auch Datenverbindungen herstellen. Das wäre dann ja was für mich...

Auf den letzten Metern führt der Weg über die Terrasse des Privathauses. Die Bewohner freuen sich anscheinend immer, dass ihnen Leute zugeführt werden. Wir unterhalten uns mit denen bestimmt eine halbe Stunde.

Zurück an Bord schreiben wir noch eine Karte – es gibt ja hier ein Post-Office und Paul bringt die „zum Kasten“. Dann setzen wir Segel und schmeissen uns von der Mooring los. Kurs Süd geht es nun in den nächsten ca. 24 Stunden nach Tenerife.

Damit schließt sich das Kapitel „Madeira“. Die Gastflagge wird eingeholt und wir bereiten uns auf Spanien vor.