2022 07 30 Der Kreis schließt sich: Einmal Nordatlantik!

Mittagsposition (GMM): 33°26.2'N 016°22.0'W Etmal: 127,0 sm

Um 01:00 Uhr ist Schluss mit Schlafen. Michèle weckt mich: Der Wind hat auf über 20 kn zugenommen, ja einmal sogar 22 kn erreicht und sie möchte den Para bergen. Bis ich so weit bin, vergehen zwei, drei Minuten. Und da hat der Wind sich wieder beruhigt. Zwar nur knapp, aber er ist unter 20 Knoten. Also warte ich noch ein wenig ab, aber die 20 wird nicht wieder überschritten. Wieder im Bett beobachte ich die Lage. Wir haben ja ein kleines Tochtergerät am Bett. Gegen 02:00 kommt eine kleine Winddrehung und damit einher geht eine Erhöhung der Windgeschwindigkeit. Nun hält er sich, zwar nur knapp über 20, aber eben über. So stehe ich wieder auf, stgeige in Gurtzeug und Turnschuhe und besuche Michèle, die im Steuerstand auch gerade zum Entschluss gekommen ist: Nun aber wirklich! Obwohl die Bewegungen des Bootes sehr ruhig sind, gehe ich nachts nur angeschnallt nach vorne. Gerade bei Manövern kann es doch schnell mal passieren, dass man ausrutscht oder sonst wie hinfällt. Und da will ich mich nicht außenbords wiederfinden. Dazu haben wir ja die Streckgurte an Deck liegen. Da picke ich mich ein und würde selbst im Extremfall zumindest immer noch am Boot bleiben.

Das Bergen des ParaSailor klappt – wieder mal, wie immer – prima. Losschlagen und dann kann Michèle den (neuen) Decksfluter anmachen. Ich hatte ja berichtet, dass wir die Glühbirnen durch einen LED-Einsatz ersetzt hatten. Das macht nun wirklich tolles Licht! Während ich den Para in die Vorpiek verstaue, zieht Michèle die Schoten und Niederholer ein. Dann werden die Motoren gestartet und wir drehen in den Wind. Großsegel hochziehen. Da gehen wir gleich in Reff 1 – und haben damit Ruhe bis 28 Knoten Windstärke. Das wird sicher nicht erreicht heute Nacht. Zurückdrehen auf Kurs und Fock rausziehen. Um halb drei sind wir wieder auf dem Weg.

Da kommt Michèle mit der Überlegung: Mit der Beseglung werden wir eher im Dunklen in Madeira ankommen. Da wäre es doch besser, nach Porto Santo zu segeln. Dort ankern wir vor langem Strand. Erstens ist es 15 Meilen kürzer und dort könnten wir – in Kenntnis der einfachen Umstände – auch im Dunklen sicher ankern. Nebenbei hat man da eine kurzen Weg zum Supermarkt und wir könnten Sonntag – ja der Supermarkt hat auch sonntags mindestgens bis 20:00 Uhr auf! - dann noch einkaufen gehen. Das ist auf Madeira von Quinta Do Lorde aus deutlich schwieriger. Montag dann übersetzen, das ist ne nette Tagestour. Also: Neue Kursplanung, checken, was da an kleinen Inselchen im Weg liegen, die weit genug umfahren. Neuer Kurs: 156°! Um halb vier darf ich mich noch ne Stunde hinlegen.

Mit Wachübernahme bereite ich dann das tägliche Funken vor: Bericht des Vortages abschließen und ins Mail-Programm kopieren. Dank an Markus, der die Beiträge immer online stellt! Positionsreport an Marinetraffic schreiben. Immer, wenn ich auf Sendung gehe, übermittle ich da unsere aktuelle Position. Und dann noch für den letzten Tag Wetterdaten anfordern. Fertig. Fast. Nun muss die Funke ein- und die 230 V ausgeschaltet werden. Der Wechselrichter stört sonst den Empfang zu sehr. Und die Funke haut mit 750 Watt auch da in die Elektronik rein, so dass es zu Fehlfunktionen kommt. Also: Aus. Heute habe ich phantastische Ausbreitungsbedingungen, siehe Foto. Senden mit fast 5000 Byte pro Minute, das sind dann ca. 670 b/s und Empfangen sogar mit knapp 8000 Byte pro Minute. Da ist das gesamte Funk-Programm in 5 Minuten abgespult. Inklusive 230 Volt wieder anschalten und die Uhr des Ofens wieder stellen. Der Ofen vergisst nämlich die Zeit, wenn er keine Spannung mehr hat.

Nachmittags ist es so weit! Mit Erreichen von der Ost-Spitze von Porto Santo kreuzen wir unser Kielwasser. Am 22.09.2021 waren wir schon mal hier…. Nun haben wir den Nordatlantik einmal umrundet und blicken zurück auf: Wedel – Bremen – Ostende – Falmouth – Madeira – Kanaren – St. Lucia – Martinique – Guadeloupe – St. Martin – Bermudas – Azoren und nun wieder Madeira!

Kurz nach 18 Uhr ankern wir vor der Marina von Porto Santo. Dann gibt es den wohlverdienten Sekt. Prost!