Angekommen: Marina Ponta Delgada. Der Katamaran sind aber nicht wir! Das „letzte Mal“ – also 1979 lagen wir gegenüber....
05:00 Uhr: Die Nacht ist schwarz. Der Mond ist untergegangen, die Sonne noch nicht wirklich wirksam. Die astronomische Dämmerung hat zwar vor 20 Minuten eingesetzt, aber die Wolken verhindern sowieso eine Beobachtung des Himmels. Aber dafür ziehen beide Rümpfe eine schwach leuchtende Spur ins Wasser: Leichtes Meeresleuchten. Auch schön.
Steuerbord querab und achteraus sind zwei Segler, die wohl auch nach Ponta Delgada ziehen. Einen habe ich auf AIS, der andere hat keins oder unsere Anlage empfängt ihn nicht. Yoshi könnte achteraus sein, da sehe ich manchmal ein weißes Licht, manchmal ein rotes. Eigentlich erwarte ich bei ihm nur ein rotes. Auch ihn haben wir im AIS verloren. Ganz schwach am nordwestlichen Horizont ist noch der Lichtschein von Terceira, backbord voraus die Lichter von Sao Miguel sind einzeln unterscheidbar. Der Wind hält sich an die Vorhersage: Unter 10 kn. Das ist wenig, der ParaSailor flappt infolge dessen. Andererseits ist damit nun garantiert, dass wir im Hellen ankommen: Noch 22 Meilen. Ach ja – seit kurz nach 4 Uhr läuft auch wieder das Internet. Wieder gute 20 Meilen von der Küste entfernt meldete sich – wie immer – zunächst WhatsApp.
Um 07:30 Uhr überholt uns ein Franzos – kaum 20 Meter an Stbd querab. Muss das sein? Kann man nicht ein wenig mehr Abstand halten? Aber so sind sie eben, die Französischen Freunde: Immer auf Kuscheln aus! Nicht nur beim Ankern!
08:00 Uhr: Ich will die Angelleine ausbringen. Da schießen eine große Gruppe Delfine auf die RE zu. Also keine Angel, dafür stehe ich im Trampolin und bestaune die Delfine. So große haben wir noch nie gehabt, die sind in der 4+ Meter-Klasse. Und haben einige kleinere dabei. Die machen an der Oberfläche so ein zirpendes Geräusch. Ob das Unterhaltung oder Ausatmen ist? Jedenfalls kommen die nicht so nah an die RE heran. Zwischen den Rümpfen ja, aber die anderen waren ja teils bis zur Berührung am Bug. Die hier halten gehörigen Abstand. Auch springen sie zum Luftholen nicht so aus dem Wasser. So eben gerade, dass es reicht.
Die Angel geht dann erst gegen 09:00 Uhr ins Wasser…
Der Rest der Fahrt – insbesondere der Schlussteil an Sao Miguel entlang – geht von Fast-Flaute bis sehr flotte Fahrt. Da können wir den WaterMaker noch mal laufen lassen, denke ich. Haben ja noch ein paar Stunden. Und prompt meldet Michèle: Eh – fast 7 Knoten! Zack , sind wir am Punkt, ab dem wir auf die letzten 2 Meilen zum Hafen eindrehen müssen. Den ParaSailor runter, die Fender und Festmacher raus und schon sind die 2 Meilen hinter uns. Schnell noch den WaterMaker spülen – das ist immer der letzte Punkt in der Bedienung: Salzwasser raus, alles mit dem quasi-destillierten Wasser gespült und gefüllt. WaterMaker aus und die Einfahrt beginnt. Natürlich antwortet die Marina auf UKW-Anruf nicht. Aber das sind wir ja inzwischen gewohnt und hier auch von anderen Seglern vorgewarnt. Also suchen wir uns ein Plätzchen. Findet sich auch gut. Rückwärts rein, beim Festmachen helfen 2 von einem kanadischen Katamaran sehr zur Freude von Michèle. Aber eigentlich waren wir schon fest, als die kamen. So bald wir nämlich die Backbord Leine achtern fest haben, kann ich mit den Motoren gegen jeden Wind den Zossen festhalten. Und alles andere geht dann in größter Ruhe.
Während ich noch Seeklar-Zurück mache, sucht Michèle ein Plätzchen für Yoshi. Ein Steg weiter und ganz innen. Das passt. Da wird er hin gelotst. Wir helfen natürlich beim Festmachen und anschließend pilgern Yoshi und ich zum Einklarieren. Hier wieder das volle Programm: Hafenmeister, Polizei, Immigration. Schön, dass der Datenaustausch klappt. Der Hafenmeister braucht nur den Schiffsnamen und schon hat er alles und druckt Papier aus. Mengen von Papier. Und dann noch mehr. Gleich für Polizei und Immigration mit. Bei den beiden Stationen werden nur noch die Pässe kontrolliert. Die Daten liefert ja der Hafenmeister. Nur einen Einreisestempel bekomme ich nicht: Nein, wir sind doch EU-Bürger! Und wir kämen doch aus der EU und würden, auch wenn wir nach Madeira fahren, immer noch in der EU bleiben. ????
Das Abendessen bekommen Michèle und ich in einem Restaurant in der Innenstadt. Die ist nur wenige Schritt hinter dem Hafen. Schön! Und Yoshi: Der hat 30 Stunden durch gemacht und liegt nun in der Koje.
Michèle berichtet!
Ich war am Nachmittag schon einmal kurz in die Stadt und, ja, Ponta Delgada kann man tatsächlich mal als Stadt bezeichnen, während die anderen „Städte“ der Azoren eher größere Orte sind. Jedoch nicht mit weniger Charme ausgestattet. Nachdem ich zurück an Bord war, gab’s ein Käffchen und wir schauten uns so ein bisschen das Gewusel in der Marina an und ließen den lieben Gott einen guten Mann sein. Bis wir plötzlich ein immer lauter werdendes Klackern hörten. Neugierig reckten wir die Köpfe und sahen einen gepflegten jungen Mann mit einem Karren angefahren kommen. Er kam bis zu uns, danach ist der Steg zu Ende. Wir hatten ihn jedoch nicht bestellt und auf dem Boot gegenüber regte sich auch nichts. Hmmm, merkwürdig. Und was ist das bloß für ein komisches quadratisches blaues Teil auf dem Karren? - Na vielleicht kommt noch ein Boot längsseits und das bekommt dieses blaue Teil dann eingebaut oder nimmt es auf? Was auch immer. Es dauerte auch nicht lange, da kam auch schon ein sehr langes Einrumpfboot und legte sich direkt vor den Handkarren. Mittlerweile war noch ein zweiter Mann angekommen um zu helfen. Schien also eine etwas größere Aktion zu werden. Gespannt beobachteten wir das Anlegemanöver bei dem beide Männer halfen. Dann wurden die Fender direkt vor diesem blauen Teil zur Seite geschoben. - Aha, jetzt werden wir dann ja sehen was das bloß ist! Halleluja, Dekadenz hat einen Namen und zwar…..(hier soll jetzt eigentlich der Name des Bootes hinkommen, aber in der ganzen „Aufregung“ habe ich den vergessen zu notieren ;-)).
Das blaue Teil war nämlich...trara... eine Treppe! Damit die Herrschaften besser ein- und aussteigen konnten!!! Ich hatte die ganze Zeit auf den nächsten Karren mit dem roten Teppich gewartet – der kam aber nicht! Und das waren alles Leute in unserem Alter oder jünger. Wenn da plötzlich die Queen erschienen wäre, ja, ok, aber so!!!! Jesses Maria Josephine Wackelzahn!! :-)))