2021 12 11 Atlantik Nachthimmel

Position 12:00 Uhr Ortszeit (UTC-3): 15° 17.8'N 054° 05.0'W

Wie ist das auf dem Atlantik? Sieht man da wirklich die Milchstraße? So wurde ich gefragt.

Leider haben wir viele Wolken, ein komplett klarer Himmel ist selten. Aber wir hatten bald nach Abfahrt Las Palmas Neumond. Da stellt man sich vor, dass man Sterne in Massen sieht.

Tun wir auch. Und Planeten. Venus, Saturn und Jupiter sind eindeutig identifiziert. Heute abend stehen sie in einer wunderbaren Reihe, die dann der fast-Halbmond fast im Zenit abschließt. Dazwischen vom südlichen Horizont über West nach Nord: Die Milchstrasse. Wenn ich das Fernglas nehme, schälen sich eine irre Menge Sterne raus. Und es bleibt immer noch der weißliche Schimmer, der die Milchstrasse charakterisiert.

Wer nun denkt, es sei finster hier auf See: Nein, es ist so klar, dass Planeten und Sterne ein schönes Licht auf die Wellen zaubern. Dann haben wir seit bald 2 Wochen jede Nacht Meeresleuchten. Und das ist ganz verschieden. In unserem Heckwasser hatten wir "Explosionen" wie Silvester. Heute haben wir Glitzern wie kleine Sterne. Und etwas tiefer ziehen wir eine schwach leuchtende Spur unserer Kiele so 3, 4 Meter hinter uns her. Und oft schaue ich - anfangs noch erschreckt - auf ein Leuchten wenige 100 Meter um uns herum. Inzwischen weiß ich, das sind brechende Wellen, die dann drei, vier Sekunden lang intensiv leuchten. Also, selbst bei Neumond war es recht hell hier um uns herum. Wenn die Augen sich erst mal dran gewöhnt haben. Wenn man Bildschirm ausschaltet und raus geht, dann tappt man ins Schwarze. Ich taste mich dann an die Backbord-Reling vor. Da im Lee halte ich mich fest und langsam kommen sie dann heraus. Wobei - Venus ist so hell, dass man sie auch sofort sieht. Dann kommt Jupiter, irgendwann mit den ersten Sternen auch Saturn. Und dann überfällt es einen. Immer mehr Sterne. Langsam erweitert sich auch mein Repertoire an Sternen-Namen. Und Stokey Wodall sei Dank, kann ich auch die große Himmelsuhr ablesen und sagen, wie spät es ist. Norden kann ja wohl jeder über den Nordstern Polaris erkennen. Aber auch Ost und West ist einfach, wenn man nur mit Orion umzugehen versteht. Süden geht in bestimmten Konstellationen auch. Dank Stokey habe ich inzwischen auch verstanden, wie die die alten Wikinger so gut navigieren konnten. Man muss nur das ungefähre Datum, die Koordinaten des Zieles und natürlich die Sterne kennen. Ein wenig Winkel messen, was schon ganz gut auch mit den Fingern funktioniert. Und man muss dann das Glück der Wolkenlücke haben. Der Rest ist Übung und Wissen.

Mach doch mal Fotos. Nun - das wird schwierig, um nicht zu sagen unmöglich. So viel Licht ist es dann doch nicht, dass man auf dem dazu doch recht bewegten Boot eine Verschlusszeit hin bekommt, bei der ein vernünftiges Bild entsteht. Aber man kann sich ein Bild selbst machen:

Eine Empfehlung von Stokey, die ich gerne weiter gebe: Ein Super-Stellarium für den PC. Hier kann man auch atmosphärische Einflüsse simulieren und dann sieht es genau so hier auf See aus!

Ja - zu guter Letzt muss ich dann noch beichten: Mars habe ich noch nicht sicher identifiziert. Ein paar Mal habe ich was in den Wolken gesehen, ich weiß ja nun, wo ich hinschauen muss. Aber so ganz sicher bin ich mir nicht….