2021 11 26 Leben an Bord Teil 2: Müll

Es ist entsetzlich, was man in der Flaute an Plastik neben dem Schiffchen entdecken muss. Bei guter Fahrt sieht man das nicht, aber wenn man langsam ist und das Wasser glatt, dann schwimmt man in Plastik.

Und Teilchen unter 5 x 5 Zentimeter fallen einem ja nicht ins Auge. Ganze Plastiktüten und jede Menge anderer Müll sind schon so groß, dass man sie nicht übersieht.

Und so mache ich nicht nur bei der Initiative "Plastik-Müll-Messung an der Wasserline" mit [Link zu Drohen-Beitrag], sondern wir werfen nichts an Plastik, Glas oder Blech ins Wasser. Nur das bringt das Problem mit sich, den Müll an Bord zu lagern. An Land wirft man es - ziemlich gedankenlos - in die gelbe oder blaue Tonne. Fertig. Und wenn die mal ziemlich voll ist, dann kommt man auf die Idee, das ein wenig zusammen zu drücken. Wir dagegen haben bei längeren Überfahrten nicht den Platz, das großvolumig zu sammeln. Also: Volumen reduzieren. Das Beste wäre natürlich, den Müll gleich zu vermeiden. Aber wo bitteschön bekommt man unverpackte Lebensmittel? Alles schreit heutzutage ja nach Hygiene, langer Haltbarkeit und sonstigen Errungenschaften der modernen Technik. Und die wird dann mit Plastik erreicht.

So eine Dose Pringels (Chips) muss man sich mal genau anschauen: Der Deckel aus durchsichtigem Plastik, die Wand aus Alu-bedampftem Papier, der Boden aus Blech. Das Ganze so gefalzt und geknickt, dass es möglichst formstabil rund und fest ist. Toll!
Für mich hier an Bord geht es dann los: Mit einer Zange, so fest ist das, den Boden lösen. Wo die Zange in der Hand ist: Gleich platt wie möglich drücken und in den Blech-Müll. Vom Deckel den Rand abschneiden und diesen in kleine Stückchen zerteilen. Ziel: Alles möglichst zweidimensional zu bekommen. Damit es gut zusammenpressbar ist. Oder - wie ich als guter Lehrer die Sache für meine Schülerleins übersetzen würde: Platt machen.
Dann das große Stück: Papier, aber mit Alu bedampft, gehört also nicht in den Papiermüll. Also aufschneiden, platt drücken und in kleine Vierecke schneiden, so dass es in der Sammeltüte schön eng an alles andere gepresst werden kann.

So stehe ich jede Nacht da und zerschneide unsere Überreste. Selbst Kekstüten sind nicht so ganz unproblematisch: Die gefalzten Ränder halten die Tüte schon ein wenig dreidimensional. Also Rand abschneiden und in kurze Enden teilen. Die Haupttüte hat aber auch oft noch so Kniffe, dass sie sich von selbst erst mal wieder dreidimensional macht. Also auch da auf- und auseinander schneiden, bis alles schön platt aufeinander gestapelt werden kann.

Hier in den Bildern sieht man unseren Müll eines Tages. Vorher - und nachher. Macht schon einen gewaltigen Unterschied im Volumen, nicht wahr? Zum Vergleich habe ich mal meine Teetasse daneben gestellt.

[Bilder Muell01 und Muell02 einfügen] Wenn man so dasteht und seinen Müll zerkleinert, dann hat man auch viel Zeit, über den Wahnsinn nachzudenken, den wir mit unseren Lebensmitteln so betreiben. Gurken in Plastik einschweißen. Kekse in Einzeltütchen in einer großen Tüte. Yoghurt in 75 ml Bechern. Alles schön vorgeformt, dass es dreidimensional möglichst stabil ist. Schinkenscheiben zwischen denen jeweils - natürlich kein Pergament, sondern PLASTIK!, Trennblätter liegen. Tetrapacks: Außen hauchdünn ein wenig Plastik, dann Papier, innen Alu und evtl. noch mal Plastik.

Das ganze sortieren wir dann - vielleicht - so gut wie wir das können. Obwohl ich da schon so meine Zweifel habe, wenn ich sehe, wie viel Plastik sich im Papier- und besonders im Bio-Müll findet. Eingesammelt und dann in großen Packen nach Fernost verschickt. Wo es dann im guten Falle jedenfalls unter freiem Himmel verbrannt und nicht ins Meer geworfen wird. Das hält dann die Grünen bei uns bei Laune. Anstatt es bei uns mit Filteranlagen und modernster Verbrennungstechnik zu "entsorgen". Natürlich wäre Wieder- oder Weiterverwertung das Beste. Ist aber teuer. Und teuer wollen selbst die Grünen bei uns nicht. Geiz ist ja so geil!

Unproblematisch ist für uns Bio-Müll. Wenn wir dann außerhalb aller Hoheitsgebiete, also mehr als 12 Meilen von Land weg sind, dann geht es schlicht außenbords. Kartoffel- oder Eierschalen, Apfelrest oder Kaffeefilter. Das würde nur gammeln und stinken und da hab ich keine Probleme mit dem Rauswerfen.

Am Ende bleibt dann ein Beutel Restmüll alle 2 Wochen. Das ist eine Menge, die wir auch lagern können und dann im nächsten Hafen abgeben.

Leben an Bord Teil 1

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