2025 02 27 Go North!

Mittagsposition: 31° 29.76 N, 080° 30.88 W.

Der Tag beginnt früh für mich! Sehr früh! Um viertel vor zwölf holt mich Michèle raus. Der Para spinnt und zwar wirklich. Hat ein Netz um das Vorstag gestrickt. Sie hatte ihn bei einer Winddrehung nachgestellt. Und zack – stand er wieder und fiel zusammen und fing an mit dem Wickeln.

Nun – erst mal alles entwirren und den Para richtig zum Wind stellen. Zu zweit keine große Sache, ich zerre auf dem Vorschiff am Segeltuch, Michèle hinten an den Leinen. Und dann steht er endlich wieder. Rauf in den Steuerstand nachschauen, ob RE so einigermaßen auf Kurs liegt. Doch – was ist das? Der Para fällt und wickelt! Also – jetzt könnte man ein paar kräftige Schimpfworte brauchen! Hätt ich doch nur in der Schule aufgepasst!

Gleiche Spiel noch mal. Entwirren, ziehen, stellen. Langsam geht es an die Substanz. Ist ja alles nicht soooo schwierig, aber so oft hintereinander??? Was macht das Ding denn nur? So was hatten wir noch nie!

Inzwischen ist der Wind fast eingeschlafen. Der Para steht und – oh ja – er bleibt auch stehen. Motor dazu, damit wir unsere Geschwindigkeit halten. Wir wollen uns ja aus den Starkwindgebieten raus halten.

Und dann kommt die Lösung!
Winddrehungen
Der Wind hat innerhalb von Minuten viermal Sprünge von bis zu 90° gemacht. So schnell kann das einer allein gar nicht händeln. Und kaum hatten wir ihn wieder gestellt, hat der Wind den nächsten Sprung gemacht!

Nun – während ich den Eintrag ins Logbuch mache, bemerke ich das Datum! Und suche aus meiner Musiksammlung Udo Jürgens „Mit 66 fängt das Leben erst an“ raus. Michèle schaut mich entgeistert an, als die Musik beginnt und ich anfange zu tanzen. Im zweiten Takt dann die entscheidende Zeile – und sie kapiert….
Ich bekomme noch ein paar Stunden Schlaf, bis sie mich – erst – um viertel vor vier rauspurrt.

Kurz nach dem Wachwechsel kann ich den Motor ausstellen und im Laufe des – wunderschön sonnigen – Tages geht es dann auf Doppelfock, Fock, gereffter Fock, gereffte Doppelfock und ausgereffter Fock. Ja – der Wind dreht und dreht auch auf. Entspricht der Vorhersage, aber unser Kurs war gut, es bleibt an Bord alles schön friedlich!

Ich erinnere mich zurück: Vor 45 Jahren habe ich meinen Geburtstag auch auf dem Atlantik verbracht. Kurs West auf dem Wege nach Trinidad und in die Karibik. Damals hatte ich mir geschworen, das eines Tages auf eigenem Kiel zu machen. Hab ich ja nun inzwischen zweimal gemacht. Nur Trinidad haben wir nicht mehr angelaufen – was aber nach Erzählungen anderer Segler kein wirklicher Verlust ist. Jamaika und Kuba würde ich ja noch gerne besuchen… Mal sehen!

Wir sind jetzt in guter Position, um zumindest Beauford, North Carolina anzulaufen. Da sind wir in guter Position, um zu lauern und bei einigermaßen ruhigem Wetter Cape Lookout und dann Cape Hatteras zu runden.

Am Abend dann fahren wir durch ein „Ankerfeld“. Deutlich über 10 Dampfer liegen hier – Speed 0 kn, also vor Anker. Wir halten ausreichend Abstand und sehen optisch dann auch noch 6 davon.
Ankerfeld Dann geht es in die Nacht…