Vor Anker: in der West Bay.
Ich fordere ja jeden an Bord auf, auch mal was zu schreiben. Und so hat Peter für heute übernommen! Danke!
Wir sind stolz auf unsere Frauen! Wir (damit meine ich Christian und mich, Peter) wurden mehr oder weniger dazu angehalten, die oben genannte Überschrift so zu formulieren, da die Mädels nicht über Ihre eigenen Erlebnisse/Erfahrungen /Überwindungen an diesem Tag selbst berichten wollten.
Na ja, nun. Dann fang ich mal vom Tagesanfang an und von Christians und meinen Erfolgen/nicht Erfolgen/Erlebnissen zu berichten.
Nachdem der Tag etwas bedeckt begonnen und wir gemeinsam gefrühstückt hatten, war mein Plan mit Taucherbrille und Schnorchel ins Wasser zu gehen.
Christian hatte mir zwischendurch zu verstehen gegeben, er habe da einen kleinen Tauchauftrag, der zu erledigen wäre. Das Wasser war sehr ruhig und hatte bereits 26 Grad.
Christian zeigte mir im unteren Teil des Bootes, auf der Seite, auf der Melanie und ich untergebracht sind, im vorderen Teil (Richtung Bug) Richtung Werkstatt eine Revisionsöffnung im Boden. Nachdem diese geöffnet war, hat man einen direkten Einblick in die Bilge (Rumpfboden des Bootes bis zum Laufboden).
Dann erklärte er, dass das eine die Ansaugöffnung für das Wasser über Deck am Bug ist und das andere eine Öffnung/Haltevorrichtung für den Forwardscan (erkennt die Tiefe und vor allen Hindernisse im Wasser während der Fahrt vor dem Boot unter Wasser) ist.
Dazu muss man wissen, dass, während die RE einen neuen Antifouling-Anstrich bekam, der Forwardscan entfernt werden musste und durch einen Blindstopfen von innen ersetzt wurde. Das machte man, damit später kein Wasser eintreten kann solange der Forwardscan nicht wieder eingebaut ist.
Beim Abspritzen der Ankerkette einen Tag zuvor hat der Wasserstahl an Druck verloren, es galt die Ansaugöffnung von außen zu kontrollieren. Das zweite war, dass von außen ein Stück Neopren über den Blindstopfen von außen unter dem Boot angebracht werden musste, damit beim Wechsel des Blindstopfen und Einsetzen des Forwardscans kein Wasser in das Bootsinnere gelangt.
Erfolg hatten wir mit dem Wechsel des Forwardscans und der Durchgangskontrolle der Ansaugöffnung. Die Hoffnung, dass eine verstopfte Ansaugöffnung das Problem des geringen Wasserdrucks am Schlauchende des Bugwasserschlauches ist, hat sich leider nicht bestätigt. Nun geht es die nächsten Tage weiter mit der Suche nach dem Druckverlust.
Des Weiteren haben wir damit begonnen zwei Buchsen für den Notantrieb (Handantrieb mit Kurbel) des Elektro-Furlers (ermöglicht das elektrische Ausdrehen des Focksegels) herzustellen. Damit sich das Seil nicht mehr beim Handbetrieb in dem Antrieb verklemmen kann.
Der Notantrieb wird nur dann benötigt, wenn der Elektroantrieb, aus welchen Gründen auch immer, seinen Dienst versagt.
Mittlerweile ist es Nachmittag. Melanie und ich (Peter) bekommen von Christian eine kleine Knotenschulung, damit wir sicherer beim Anbinden von Tampen (Seilen) werden und keine „bahamajanische Tüttelknoten“ binden. Den einfachen Palstek (zum Binden einer Seilöse/-auge, die sich nicht zusammenzieht) und dem Webeleinstek auf Slipp und Sicherung (ein Knoten der sich bei Spannung/Zug nicht öffnet, zieht man am anderen Ende des Knotens/Seilende, öffnet sich der Koten restlos).
Eine der Vorhaben in diesem Urlaub war es unter anderen, mit Pressluftflaschen das Tauchen zu erlernen. Eine der größten Herausforderungen musste Melanie bewältigen. Bis dato war es für sie nicht möglich, mit dem Kopf unter Wasser zugehen. Sobald ihr Gesicht und ihre Ohren unter Wasser gingen und sie nicht durch die Nase Luft holen kann, bekommt sie Panik und geht mit dem Kopf wieder hoch.
Der erste Versuch mit Schnorchel und Taucherbrille in der ersten Bucht schlug in sofern fehl, dass sie für ihr Gefühl nicht genug Luft durch den Schnorchel bekommt.
Nun saßen Michèle, Melanie und meine Wenigkeit wieder auf der „Schulbank“ und bekamen als erstes die wichtigsten Grundlagen zu Beginn der ersten Atemversuche mit Pressluft unter Wasser von Christian beigebracht.
1. Geht es mir nicht so gut | = | nicht Tauchen |
2. Reden/Kommunikation | = | besprechen was geplant ist, Zeichensprache |
3. Druckausgleich | = | Druckausgleich beginnen, sobald ein leichter Druck zu verspüren ist. Wenn es in den Ohren schmerzt, nicht tiefer abtauchen, Tauchgang für einige Zeit unterbrechen |
4. Immer ausatmen | = | vor allem beim Aufsteigen im Wasser, wegen der Gefahr der Lungendehnung |
Nach dem wir all diese Themen besprochen hatten, die für den Anfang wichtig sind, ging es los mit dem Abtauchen achtern (beim Auto würde man Heck sagen oder hinten) der Re.
Dafür hatte Christian ein 25 kg schweres Gewicht an ein dickes Seil gebunden und bis kurz vor dem Meeresgrund abgelassen, Wassertiefe ca. 3m. Damit sich der Tauchschüler auf seine Atmung besser konzentrieren kann, hatte er am einen Ende eines 25 m langen Druckluftschlauches, Pressluftflaschen und am anderen Ende einen Atemregler (Mundstück) angeschlossen. Dadurch musste man nicht von Anfang an mit den Flaschen ins Wasser gehen.
Die erste war Melanie, allerdings nicht gleich im Wasser, im Trockenen auf dem Boot, erst mal Vertrauen bekommen und merken, dass die Luft immer da ist beim Atmen. Melanie hatte ihre normalen Reflexe gezeigt. Da sie etwas im Mund hatte und der Mund im Prinzip voll war, atmete sie einfach durch die Nase.
Das ist unter Wasser nicht wirklich eine Lösung. Eine Lösung musste gefunden werden.
Nun sollte sie ihre Nase zuhalten und durch den Mund atmen. Es funktionierte auf Anhieb.
Melanie zog sich die Taucherbrille an.
Weiter ging es dann an der Leiter, die vom Boot aus ins Wasser hinab geht. Melanie ging die Leiter ins Wasser hinunter und bleib auf der Leiter stehen. Christian gab ihr das Mundstück, das an der Pressluftflasche angeschlossen war. Danach lies Melanie sich an der Leiter ins Wasser ab und hielt sich nur noch mit den Händen an den Holmen der Leiter fest.
Melanies größte Überwindung war nun den Kopf incl. Ohren unter die Wasseroberfläche zu bekommen und zu atmen ohne Panik zu bekommen. Die ersten Versuche waren etwas zögerlich, aber dann hatte alles funktioniert.
Der nächste Schritt war, sich am Seil etwas herunter zu lassen und den Druckausgleich zu üben. Auch das funktionierte recht schnell. Bei Melanie reicht es aus, wenn sie schluckt, um den Ausgleich herzustellen (Ich muss mir die Nase zuhalten und einen Gegendruck aufbauen). Die weiteren Versuche bis auf den Boden waren dann recht schnell erfolgt. Durch den Auftrieb, den der Körper hat, bekam Melanie einen Gürtel mit einem Schnellverschluss und Bleigewichten angelegt. Im Notfall kann dieser mit einem Griff gelöst werden und das Gewicht incl. Gürtel fällt vom Körper ab. Danach war es Melanie etwas kalt, Christian hatte das Wasser etwas aufgeheizt, damit sich Melanie warm abduschen konnte.
An dieser Stelle wäre es schön wenn Melanie ihre Überwindung und zugleich auch erste Erfahrungen eingebracht hätte. Das würde das Ganze noch anschaulicher und Greifbarer für den Leser Erscheinen lassen. Vielleicht schreibt sie ja noch etwas.
Als zweites war ich an der Reihe, ich schnorchel schon lange und habe auch über das selbst ausprobieren den Druckausgleich erlernt. Auch war ich bereits schon mal mit Pressluftflaschen in einem Urlaub tauchen.
Nachdrücklich unterstreichen möchte ich, dass die Aufklärung von Christian mir vieles verdeutlicht hat und ich nun auch beim Abtauchen am Seil vieles bewusster und mit viel mehr Sicherheit ausführen konnte. Die Dinge die man mal so gehört hat reichen eben nicht aus.
Zum Schluss ging Michèle ins Wasser. Bei Michèle dachte ich immer, dass sie bereits schon einmal mit Atemgerät getaucht sei. Auch bei ihr war das das erste Mal mit einem Atemautomat unter Wasser. Einen Vorteil hatte Michèle: sie schnorchelt, wenn es sein muss Stundenlang. Sie hat keine Probleme mit dem Kopf unter Wasser zu gehen, auch war es für sie von Anfang an kein Problem mit Atemautomat zu atmen. Sie bekam noch Gewichte, damit der natürliche Auftrieb des Körpers austariert wurde. Der Druckausgleich war für sie ebenfalls kein Problem. Im Gegenteil, nachdem sie das Seil, das am Boot befestigt war, am Boden verlassen hatte, schwamm und spazierte sie soweit der Druckluftschlauch reichte über den Boden.
Auch hier wäre es schön, wenn Michéle Ihre eigenen Überwindungen und Erfahrungen zum ersten kleinen Tauchgang beschreiben könnte.
Nun neigt sich der Tag langsam den Ende zu. Während wir eine aufgezeichnete NDR-Sendung im Hintergrund hören, bei der Weihnachts- und Neujahrswünsche in die ganze Welt an zur See fahrende Angehörige und Freunde gesendet werden, backt Christian ein Brot für die nächsten Tage. Danach spielen wir noch etwas „The Mind“ (ein Kartenspiel) und Mexican Train (ein Spiel mit Dominosteinen). Im Anschluss kochte Christian das Abendessen und Michèle und Melanie sind Ihm dabei behilflich. Es gab Kartoffelklöße mit und ohne Füllung, grüne Bohnen und Steaks. Da sich keine der beiden Mädels bereit erklärt hatte den Bericht, vor allen über Ihre Erlebnisse zu schreiben, hab ich nun den Anfang gemacht. Zwischendurch haben wir zu Abend gegessen und wie fast jeden Abend Geschichten erzählt. Melanie war müde und ist ins Bett gegangen. Christian und Michèle haben den Abwasch erledigt und ich habe mich noch mal an den Tagesbericht gesetzt. Nun ist es 02.00 Uhr auf den Bahamas und ich gehe nun auch ins Bett.