Der Plan: Cabo Verdes nach Saint Martin, 2.168 Meilen auf dem Großkreis.
Am frühen Morgen weckt mich – ausnahmsweise nicht meine Blase! Ein ulkiges Geräusch! Wie Regen! (Es gibt alle paar Jahre mal Regen auf den Cabo Verdes!) Nun – wenn ich schon wach bin, dann geht es auch auf Toilette. Und das ulkige Geräusch kommt wieder. Das kann doch kein Regen sein!? Muss ich mal schauen, ob ich den Ursprung rausfinde. Und auf der Terrasse dann die Überraschung: Es regnet! Mal etwas stärker, dann gleich wieder eher Nieseln. Oh wie wunderbar! Da wird RE von all dem Staub und Dreck befreit, an die ich nicht mehr ran komme! Blöde nur: Es regnet nicht so stark, dass es alles von Bord wäscht. So finden wir dann bei der Abfahrt eine Menge an Oberdeck….
Heute soll es gemütlich losgehen. Wir können ja jetzt noch nicht sagen, wie viele Stunden wir brauchen. Und also nicht bedenken, wann wir los müssen um im Hellen anzukommen. Und gestern war es spät geworden…. So kommt mir beim morgendlichen Tee die Idee, das verbliebene Geld nicht als Souvenir mit zu nehmen, sondern auf den Kopf zu hauen. Also flitze ich an Land. In der Markthalle Weintrauben, Michèle kann noch ein paar Äpfel gebrauchen. Auf der Straße gibt es Kokosnüsse. Und am Ende gibt es in einem Supermarkt Kekse! Die letzten Münzen bekommt der Bettler, der mir am Hafen immer so nett die Tür zu den Mülleimern aufmacht!
An Bord geht es gleich mal über Bord mit mir! Schnell die Neopren-Matte vor den Rumpfdurchbruch legen. Dann kann ich in aller Gemütsruhe innen den Blindstopfen ziehen und den Geschwindigkeitsgeber montieren. Die Matte wird dann an einem dünnen Ende wieder raus gezogen. So muss ich nicht ein zweites Mal ins Wasser. Und die Matte geht nicht verloren….
Um viertel nach eins geht es dann los: Anker auf heißt erst mal, den Hahnepot ans Oberdeck und dann sauber bürsten. Wir haben ja inzwischen eine Deckswaschpumpe, da geht das…
Dann gehe ich an die Fahrthebel und drehe und schiebe das Schiffchen auf den Anker zu. Michèle holt die Ankerkette ein und weist mir die Richtung. Endlich kommt der Anker aus dem Grund und nun muss ich aufpassen, dass uns der doch recht kräftige Wind nicht nach achtern auf das Wrack zuschiebt. Nach einer Viertelstunde sind wir aus dem gröbsten Gewirr heraus und die Fock wird dazu gesetzt. Den Backbord-Motor lasse ich laufen. Wir müssen noch zwischen den großen Frachtern vor Anker durch und vor, neben und hinter uns sind auch Segler, die losziehen. Nach einer Stunde sind wir frei von allen und stehen gut mittig im Kanal zwischen Sao Vicente mit Mindelo und Sao Antao, der Nachbarinsel. Inzwischen liegt fast Westkurs an – die Reise hat begonnen! Es geht ins „normale“ Bordleben: Ein Brotteig wird geknetet, der WaterMaker muss mal 100 Liter Süßwasser machen. Sprossen müssen eingeweicht werden. In ein paar Tagen werden unsere Frische-Vorräte weniger und dann gibt es eben noch frisch gekeimte Sprossen dazu.
Um 15:30 komme ich dann endlich zu einem Seemannsfrühstück! Blick achteraus, siehe Bild!
Wir machen unter unserer Doppelfock Brausefahrt: Über 8 Knoten, da geht es schon an die Rumpfgeschwindigkeit. Haben wir doch bis zu 28, 29 Knoten Wind – das sind dann schon 7 Beauford (bf). Steifer Wind. Und damit Zeit, auch die Fock zu reffen. Wobei: Das ist ja keine große Arbeit: Einen kleinen Schrick in die beiden Schotenen und ein paar Drehungen des eFurlers. Zack – erledigt! Und wir machen immer noch über 8 kn Fahrt. So geht es aus dem Kanal und der Wind wird schwächer. Ekelig: Sao Antao dreht die nördlichen Wellen auf Nord. Und aus dem Kanal zwischen den beiden Inseln kommt die Welle aus Süd. Beide mit ca. 3 Meter Höhe. Und das ergibt eine unangenehme Kreuzsee. RE schaukelt und wir müssen auch innen einiges seefest machen. Es knallt und bumst, es schlägt und knattert. Schönes Passatsegeln ist anders. Aber meine Hoffnung, dass das dann irgendwann endet, wenn wir Sao Antao nur weit genug hinter uns lassen, bewahrheitet sich im Laufe der Nacht!
Nebenbemerkung: Ich habe mal wieder versucht, ordentlich viele Links ins Glossar zu setzen. Für die Ungeübten:
Einige Worte im Beitrag sind in einer anderen Farbe - bei den meisten Browsern wohl blau. Und da kann man drauf klicken und kommt dann zu einer anderen Seite. Dumm hier auf "SY-Re.de: Das "Zurück zum Beitrag" funktioniert (noch!!??) nicht richtig. Man muss oben in seinem Browser den Pfeil nach links für "zurück" anklicken...
Aber das wusstest Du ja schon!!??