Mittagsposition: Auf dem Weg Kanaren → Kapverden: 27°45.35'N 016°36.90'W, Etmal: 20,2 Meilen.
Um halb sieben stehe ich auf. Mache mich und dann RE fertig. Mit Sonnenaufgang wird dann der Anker gehoben, das Vorschiff gereinigt. Ich bin sehr zufrieden, dass RE nun eine Deckswaschpumpe hat. Der Schlauch liegt im Ankerkasten, der Schalter ist da auch. Damit wird dann der Hahnepot und die Kette schon beim Einholen gesäubert. Und das Vorschiff eben, wenn der Anker an Deck liegt und wir losgefahren sind. Doch das Losfahren gestaltet sich nicht so wie gewünscht. RE nimmt Fahrt auf und segelt einfach mal Richtung Mole. Doch zu langsam, als dass ich wirksam das Ruder legen kann. Sch…, so muss ich doch noch einen Motor anwerfen und RE in die richtige Richtung, also zur offenen See, drücken. Spätesten das weckt dann Michèle. Die erscheint, schaut sich um und verkündet, dass sie nun weiterschlafen geht.
Dann kann ich die Fock setzen, was bei uns heißt: Ich drücke auf einen Knopf zum Ausdrehen der Segel und auf einen zweiten Knopf zum Dichholen der Schot.
Schon nach einigen Minuten ist die störende rote Tonne steuerbord querab und ich kann auf Kurs Kapverden gehen. Und bei dem Wind die zweite Fock aufklappen. Ja – so hatte ich mir das vorgestellt! Im Normalfall liegen die beiden Focks aufeinander. Aber für achterliche Winde hat jede Fock ihre eigene Schot. Die werden auf die Mittschiffsklampen rechts und links und dann nach achtern je auf eine Winsch geführt. Die Mittelschot wird gelöst und dann kann die zweite Fock auf die andere Seite genommen werden. So haben wir dann zweimal 37 Quadratmeter Segel vorne. Die Erfahrung hat ja gezeigt, das Groß stört nur beim Vormwindsegeln. Und jenseits von 25 bis 30 Knoten Windgeschwindigkeit reicht auch „nur Fock“ (einfach). Aber darunter ist es schon ein Unterschied, ob nun eine oder zwei Focks da vorne RE durchs Wasser ziehen.
Der Wind entwickelt sich viel besser als vorhergesagt. Flott macht RE 5, manchmal sogar über 6 Knoten. Prima, das hatte ich so nicht erwartet. Da brauche ich den ParaSailor erst mal nicht klar machen…. Mittags dann große Zufriedenheit: Unser Etmal beträgt knapp über 20 Meilen. Für knappe 4 Stunden Fahrt prima! Und ich bekomme erst mal ein „Sonntags-Feiertags-Frühstück“. So vergeht der Tag. Noch ein wenig Aufräumen und Säubern.
Ach ja – eine entscheidende Änderung gibt es auf dieser Fahrt: Wir haben jetzt StarLink an Bord. Für die nicht ganz so aufmerksam die entscheidenden Wenden in der Weltgeschichte Beobachtenden: StarLink ist ein satellitengestütztes Internet-System von Elon Musk. Und der mutiert damit zu einer Weltmacht. Als Einzelperson. In der Ukraine zum Beispiel bestimmt er, wo Krieg geführt wird. Ganz einfach, indem er bis auf wenige Meter genau vorgibt, bis wohin die StarLink-Geräte Empfang haben.
Für uns bedeutet das, dass wir nun überall auf der Welt und insbesondere auf dem Atlantik Internet haben. Zunächst als Sicherheit in Form von einer großräumigen und langfristigen, stets aktuellen Wettervorhersage. Mit Kurzwelle hatte ich ja schon oft beschrieben: Nur kurzfristig, räumlich eng begrenzt und nur recht grob konnte ich mir „Wetter“ runter laden. Geschwindigkeit zwischen 100 Byte pro MINUTE und wenn es mal super lief, dann Richtung 20.000 – aber immer noch Byte pro MINUTE. Nun mit StarLink haben wir über 50 MB/s. Das sind Geschwindigkeiten, die wir an Land übers Handynetz nicht hin bekommen! Noch liegen die Geräte in der Pantry provisorisch angeschlossen und ziemlich im Weg. Aber das soll sich demnächst ändern.
Die Wache durch die Nacht ist bei uns ja anders als auf vielen anderen Booten. Michèle geht bis 03:00 Uhr – oder ein wenig länger. Dann habe ich schon mal 5 bis 7 Stunden geschlafen. Meine Wache geht dann bis Michèle aufsteht. Und wenn das 13 Uhr ist…
Vollmond begleitet uns durch die ganze Nacht. Michèle weckt mich also um 3 Uhr mit den Worten: Es ist so hell! Der Vollmond ist eindeutig ihr Freund! Und er geht auch erst mit Sonnenaufgang unter. Aber das erlebe ich alleine… Und überhaupt: Das gehört in den Beitrag von morgen!
Allen Leserinnen: Frohe Weihnacht!