2022 08 09 Morgenwanderung zum Sonnenaufgang, Watermaker Tank

Wanderung: zum östlichen Ende von Madeira .

Um viertel nach fünf klingelt der Wecker. Also für mich. Michèle macht ein Auge ein Viertel auf und brummt etwas, was ich als „Viel Spaß“ oder „Ohne mich“ interpretieren kann. Im Salon tauchen auch bald Melanie und Peter auf. Wir machen eine Nachtwanderung zum Sonnenaufgang. Henri von der MARTHA hatte die Aktion ins Leben gerufen. Vater und Sohn wollen uns um 06:15 Uhr über unserer Bucht treffen, Katrin hat die Vorlage für Michèle gegeben: Sie kommt auch nicht mit.

Melanie erinnert sich:

Heute Morgen fühle ich mich in meine Kindheit zurückversetzt. Ich muss an das Sommerferienprogramm denken, als „Fünf Freunde erforschen die Schatzinsel“ von Enid Blyton im Fernsehen läuft. Allerdings konnte ich stets nur den Anfang der Geschichte schauen, denn als die fünf Freunde in eine Höhle gingen, es dunkel und für mein Empfinden unheimlich wurde, habe ich ausgeschaltet.
Heute früh gibt es aber kein Möglichkeit, sich aus der Affäre herauszuziehen. Um 5:25 h klingelt der Handy-Wecker, denn wir haben am Vorabend vereinbart, dass wir, also Chrischan, Peter und ich, uns gegen 6:15 h an der Weggabelung oberhalb unserer Bucht mit Harald und Henri zum Schauen des Sonnenaufgangs treffen wollen.
Pünktlich um 5:55 h, es ist noch rabenschwarze Nacht und die Sterne funkeln auf der Meeresoberfläche, lässt Chrischan das Beiboot zu Wasser. Wer wo sitzt wurde im Vorfeld festgelegt und dann tuckern wir ganz langsam im Dunkel des Morgens mit einer Taschenlampe, die uns den Weg zum Ufer ausleuchten soll, los. Es ist Totenstille. Außer dem gleichmäßigen motoren unseres Schlauchbootes hört man nichts. Ein paar kleine vorgelagerte Felsformationen geben im Dunkeln gruselige Skulpturen ab. Je näher wir in die Bucht kommen, desto mehr hört man das Rauschen der Brandung. Chrischan gibt Anweisung, mit welcher Welle, wer wann aussteigt und das Boot wo anfasst, um es in einer kleinen Bucht unter einem Felsvorsprung zu befestigen. Dieses Szenario hätte mich in meiner Kindheit schon längst „aussteigen“ lassen. Aber nun sitzen wir alle in einem Boot und haben ein gemeinsames Ziel: Den Sonnenaufgang um 7:24 h zu bestaunen.

In totaler Finsternis landen wir an dem steinigen Ufer. Klappt aber ganz gut. Schnell das Schlauchboot hochgezogen und gesichert. Dann machen wir uns an den Aufstieg. Ein paar Minuten sind wir zu spät, aber die Beiden haben uns schon an der Taschenlampe erkannt und wussten allzeit, wie weit wir waren. Am Himmel strahlen die Sterne, die Milchstraße gibt aber nur einen schwachen Schein. So stolpern wir den Pfad entlang.

Noch mal Melanie:
Nun gingen wir wie eine Ameisenkolonie im Anbruch der Morgendämmerung den Gebirgspfaden nach. Bergauf und bergab, mal mit und mal ohne Geländer.

Langsam kommt die erste Helligkeit an den Himmel, immer wieder blicken wir zurück in die dunkle Bucht, von der uns REs Ankerlicht grüßt. Es wird langsam heller, der Weg schält sich aus dem Dunkel und es wird einfacher, nicht über jeden Stein zu stolpern. Wir sind bei Weitem nicht die Einzigen, die zu so verrückter Uhrzeit auf dem Weg sind. Vor und hinter uns blitzen hin und wieder Taschenlampen auf. Henri hat geplant, dass wir um 07:23 Uhr zum Sonnenaufgang am höchsten Punkt angekommen sind. Es wird knapp und ich hetze „meine“ Crew ein wenig. Und wirklich: Um 07:22 Uhr sind alle angekommen. Nur: Der Horizont ist wolkenverhangen. So verkünde ich, dass nun die Sonne aufgegangen ist. Und jetzt steht sie voll über dem Horizont. Und jetzt – ja – ein kleines, rötliches Leuchten durch eine Wolkenspalte zeigt: Sie ist wirklich da! Die Fotoapparate klicken. Wir stehen noch ein paar Minuten auf dem Gipfel und genießen den frühen Morgen.

Nach dem Abstieg vom höchsten Punkt kehren wir in der „Bar“ ein. Eine kleine Oase am Fuße der letzten Spitze. Aber so früh nicht geöffnet. So setzen wir uns an einen Tisch und genießen die selbst mitgebrachten Leckereien: Marmorkuchen von mir, Marien-Kekse von der MARTHA. Harald und Henri werden verabschiedet: Sie laufen doch schneller als wir und werden Donnerstag nach Hause fliegen. Ihr Urlaub ist vorbei.
Wir wandern langsam zurück und nehmen jeden Aussichtspunkt mit, im Dunklen haben wir das alles rechts liegen gelassen. Die Tour auf die Ostspitze von Madeira ist schon prima. Mike Jost, mein Geophysiker, könnte bestimmt stundenlang Geschichten aus der Urzeit erzählen, wenn der die Vulkanaktivität hier im Gestein „ablesen“ würde. Am Ende geht es ganz schnell: Unser Schlauchboot liegt noch da, ins Wasser und ab an Bord. Alle sind etwas geschafft und wir verziehen uns in die Kojen.

Am späten Nachmittag wird dann doch noch was „produktives“ gemacht: Peter und ich nehmen uns den „Clean-Tank“ des WaterMakers vor. Die Beiden hatten Anschlusstüllen und eine Inspektionsluke mitgebracht. Die werden nun installiert. Der Auslauf wird auch ordentlich gemacht: Ganz flach, dass möglichst wenig Wasser im Tank stehen bleibt und mit einer ordentlichen Dichtung, dass er dicht ist. Oben bekommt er drei neue Zuführungen. So können die Schläuche des Reinigungskreislaufes, des Frischwasserkreislaufes und der manuellen Tankbefüllung fest installiert werden. Kein Schlauchwechsel mehr und alles natürlich richtig dicht. Die alte Öffnung wird auch mit einem dichten Anschluss versehen und als Belüftung ausgeführt. Jetzt wird beim letzten Arbeitsschritt beim Wassermachen kein Tropfen mehr in die Bilge laufen. Fein! Und Dank an Peter, der mit vielen – für mich neuen – Ideen zum Gelingen beigetragen hat. Es ist halt schön, einen guten Handwerkermeister an Bord zu haben!