Mittagsposition : 28° 55.14' N 080° 23.90' W, Etmal: 143,7 sm.
Es wird eng. Wenn RE ihren Bug nach Süden richtet, dann haben die Solar-Panele über dem Dinghy die schlechtsmögliche Ausrichtung. Dazu werden sie dann fast ganztags beschattet. Heißt: Wenig Ertrag, die Batterie läuft leer. So ein, zwei Tage macht das nichts, aber wir sind länger unterwegs. Die 12V Batterie ist da einfacher. Ein paar Motorstunden und schon ist sie wieder gut gefüllt.
Da der Generator defekt ist – ich schrieb davon, dass es die Elektronik – die Kontrolleinheit ist und die für eine neue 4.500,- € haben wollen! Und klar – der Check, ob sie die alte reparieren können – ist nicht in meiner Zeit in Europa passiert. So habe ich mir 3 Wandler 12 – 48 V gekauft. Die sollen 600 W bringen. Der erste eingebaute bringt max. 200 W. Und das auch nicht dauerhaft. Also – ein Füllen mit dem Motor und der 12 V Batterie ist nicht möglich.
So ist heute Energie sparen angesagt – StarLink wird 12 Stunden lang ausgeschaltet.Kochen nur auf „Sparflamme“. Das rentiert sich, ist der Stand dann am Morgen noch erträglich. Und tagüber kommt ein wenig rein, zu wenig, um verschwenderisch damit umzugehen. Aber genug zum Leben.
So will ich in den letzten Stunden auf dem Atlantik den WaterMaker laufen lassen. Doch – oh Schreck – die Vorpumpe läuft nicht an. Große Reparaturen oder Untersuchungen will und kann ich bei dem Seegang nicht machen. Also – Augen zu und durch. Wenn Alisha Sonntag von Bord geht, dann sollten noch 200 Liter übrig sein, damit komme ich dann schon noch ein wenig hin.
Und oben „ärgert“ uns ein Schleppverband. Kommt genau auf uns zu und sieht ulkig aus. Wir weichen dann auf 2 Meilen aus und sehen: Es ist ein Schlepper mit 2 Hulks! Siehe Bilder! Kaum ist der querab, gehen wir wieder auf unseren Kurs.
Die Anfahrt auf Canaveral gestaltet sich durchmischt. Ich fahre durch ein Flachwassergebiet, da bin ich angespannt und stehe im Steuerstand. Achte auf die Tiefe und bin bereit, sofort die Motoren anzuwerfen und den Kurs zu ändern. Und der Tiefenmesser bleibt bei 4 Meter stehen. Langsam dann 4,3 dann 4,6 Meter – wir sind „drüber“!
Im AIS und am Horizont sehen wir die Phalanx der Kreuzfahrer auslaufen. Und das passt: Der letzte wird 10 Minuten vor uns draußen sein – wir können also direkt einlaufen. Segel bergen, Motor an. Doch da zeigt sich das nächste Problem. Ein Schlepper und mehrere Plattformen liegen auf unserer Kurslinie. Es stellt sich dann heraus, dass die die Fahrrinne ausbaggern und nur für die Kreuzfahrer „zur Seite getreten“ sind. Elegant umkurven wir dann das Debakel.
Langsam wird es dunkel. Die Gesamteinfahrt ist fast 4 Meilen lang, also ein knappe Stunde. Bis wir zur Brücke kommen, ist es stockdunkel. Nur die Lichter an Land blenden. Der Brückenwärter brabbelt ne Menge, ich verstehe nicht mal die Hälfte. Alisha aber auch nur die Hälfte. Mehrere Rückfragen ergeben dann, dass er für uns nur die nördliche Seite auf macht. Das ist knapp. Mir zu knapp. Die Bitte, auch die Südhälfte zu öffnen führt zu einem Redeschwall. Alisha entnimmt dem Ganzen, dass wir fahren sollen. Also – los! Mit mulmigen Gefühl und Alishas Meldungen, wie viel Platz an Steuerbord ist fahren wir durch. In der Mitte wird es dann übel, wir drängen nach links. Das wird knapp. Oder knallen. Mit Vollgas dränge ich RE nach rechts. Hoffentlich nicht gegen die Mauer knallen, das würde uns dann zurück werfen. Doch alles geht gut – wir sind durch.
Vor der Schleuse dann ein ähnliches Problem. Wir sollen bei Grün einlaufen. Direkt am Schleuentor blinkt dann irgendwann grün. Doch vorne ist weiterhin rot. Ich frage nach, ob das blinkende Grün nun einfahren oder Standby heißt. Und bekomme eine Lektion. Also – von der Länge dessen, was der alles erzählt. Nur – das war das Gleiche wie am Anfang. Ich frage nochmals nach. Wieder ein lange Antwort. Also, da ich kein YES oder NO oder STANDBY bekomme, muss Alisha ran. Bringt aber nichts. Wir wissen immer noch nicht, ob wir nun einfahren sollen oder nicht. Irgendwann tut sich so gar nichts mehr. Also – ich fahre jetzt. Scheint dann auch richtig gewesen zu sein, denn wir werden dann am Tor ganz freundlich begrüßt.
Doch dann geht auf der anderen Seite nur ein Tor auf. Wieder Hin und Her. Eine klare Antwort bekommen wir wieder nicht. Und wieder fahre ich dann irgendwann einfach los, als nun wirklich nichts mehr passiert. Und auch das ist richtig! Whow – wir sind im ICW, im Intra Costal Waterway. Gleich neben der Schleuse will ich ankern. Prima Plätzchen. Doch auch das nicht ohne… Denn heute liegen auf MEINEM (!!) Platz ein Motor-Katamaran und ein Einrumpf. Beide – klar – ohne Ankerlicht oder auch nur anderer Beleuchtung.
Manchmal liebe ich mein Radar wirklich. Denn damit kann ich nun auf einen Punkt zu, der weit genug weg ist vom Fahrwasser und auch von den beiden anderen. Um 19 Uhr ist der Anker gefallen! Hurra, wir sind wirklich da! Es wird nur das Nötigste aufgeklart. Und dann freuen wir uns: Herrlich warm, wir sitzen im T-Shirt hier. In Coles Point hatten sie heute Eisregen!
Alisha verarbeitet den "Rest" des Thanksgiving Truthahns zu einem herrlichen Avocado-Truthahn-Sandwich. Ich bekomme ein Ankerbier dazu und wir dann eine lange Nacht ohne Wache!
Angekommen!