Vor Anker: Bei den Beton-Schiffen!
Michèle berichtet!
Heute wollen wir weiter. Chrischan will schon relativ früh los, so gegen 09:00Uhr. Das geht aber nicht, da ich dann das EM-Viertelfinale im Frauenfußball schauen muss! Aus mir unverständlichen Gründen wollen die das Viertelfinale früher anfangen, nämlich schon um 15:00 MESZ! Also vereinbaren wir, dass ich um 08:30 geweckt werde, damit das Ankermanöver rechtzeitig fertig ist.
Schnell noch meine WhatsApps gecheckt und da steh doch glatt, dass der Beginn des Spiels nach wie vor um 21:00 deutscher Zeit sei! Den Bericht, den ich gelesen habe, war zwar in deutscher Sprache verfasst jedoch mit den Zeiten hier vor Ort angegeben: 03 pm.!! (Das hatte ich also fix umgerechnet und bin bei 09:00 gelandet!! Dabei hat mich das „pm“ in keinster Weise gestört!! Soooo doof!! Jetzt bin ich viiieeel zu früh aufgestanden! Na egal. Also Anker auf und los geht’s.
Chrischan hat sich so eine geschützte Bucht mit 2 kleinen Inselchen davor, ausgesucht, so, dass wir über Nacht gut geschützt liegen. Wir laufen die ganze Zeit unter Motor…. Und schummeln etwas: die Fock ist auch gesetzt. Sie bringt auch ein bisschen, aber nicht viel. Einmal versuchen wir es ohne Motor, was aber prompt mit einem Winddreher bestraft wird. Also weiter mit Motor. Ein bisschen Rommé verkürzt die Zeit. Einmal kommt die coast guard vorbei, aber die meinen nicht uns. Sie statten nur einem kleinen Fischerboot in der Nähe einen Besuch ab.
Dann kommen wir zu unseren Inselchen. Mit dem Fernglas sieht das ulkig aus. Da liegen jede Menge Schiffe davor – also eher doch nichts für uns. Allerdings sehen die schon eher wie Schiffsfriedhof aus. Naja, mal abwarten und etwas näher ran: Das sind tatsächlich Schiffwracks, aber schon etwas speziell: Es sind die Betonschiffe von Kiptopeke. Dort hatte die Virginia Ferry Commission 1949 einen Terminal für Autofähren errichtet. Und da es dort keinen natürlichen Hafen gab, kaufte sie 9 ca. 100 Meter lange, vom Krieg übrig gebliebene Frachtschiffe, und versenkte diese so, dass sie als Wellenbrecher für das Terminal dienen konnten.
Im 2. Weltkrieg wurde mit dem Bau dieser Betonboote versucht den Stahlmangel zu umgehen. Diese Schiffe mit eigenem Antrieb, von denen es noch 15 weitere gab, trugen zu Ehren ihres Entwicklers den Spitznamen „McClosky-Schiffe“. Nach der Fertigstellung des Chesapeake Bridge-Tunnel im Jahr 1964 wurde das Kiptopeke Ferry Terminal aufgegeben und so können wir jetzt dahin und dort ankern….
Gerade noch rechtzeitig vor Spielbeginn! Und nach einem spannenden Spiel schnappen wir uns unser SuP und paddeln fix rüber zu den Schiffen. Ich paddel, Chrischan fotografiert – sicherheitshalber mit der Unterwasserkamera. Die kann einen Tauchgang ab, die Canon nicht. Das wissen wir, da wir das mit der vorherigen schon mal ausprobiert haben. Sie mochte das nicht, da hat sie uns verlassen….
Diese bieten nicht nur Fischen einen gut geschützten Lebensraum, wie wir anhand der vielen Fischer um die Schiffe herum feststellen können, sondern auch zahlreichen Vögeln Nistgelegenheiten, wie wir nicht nur sehen, sondern auch riechen können. Diese Wracks sind schon faszinierend! Leider ist das Wasser zu schlammig als dass es sich zu schnorcheln lohnen würde. Gegen Abend bekommen wir dann noch Besuch von ein paar Delfinen, die wohl auch den Fischreichtum um die Schiffe zu schätzen wissen.