2024 06 21 Marina – Doppelfock abschlagen, Norfolk - Einkaufen

Große Einkaufsfahrerei: Zuerst nach Süden, dann nach Norden.

Kurz nach 6 Uhr wache ich auf. Eigentlich die Zeit, in der ich als Pensionär mich dann noch mal umdrehe. Aber heute lausche ich nach draußen: Die vorhergesagte Windstille scheint da zu sein! Also aus aus den Federn! Die Doppelfock soll abgeschlagen und die alte wieder gesetzt werden. Sonne vermeiden! Modernes Segeltuch altert durch 2 Sachen: Sonne und Schläge! Und ersteres kann ich nun im nächsten halben Jahr vermeiden, indem die beiden Focks im Sack unter Deck ruhen.

Den ersten Arbeitsschritt hatte ich mir einfach vorgestellt: Fall lösen und die beiden rauschen (fast) runter. War die letzten Male so. Nur heute nicht. Ich ziehe ein wenig. Ich ziehe mit Kraft. 10 Zentimeter. Ich hänge mein ganzes Gewicht rein – noch 10 Zentimeter. Und dann nichts mehr! Ein wenig hoch ziehen. Ja – das geht. Wieder runter. Keinen Zentimeter weiter. Oh weh – da muss ich in den Mast. Alleine nicht besonders angenehm! Damit ich nicht zweimal hoch muss werde ich eine Sorgeleine mitnehmen, die ich oben anschlage und dann mit dieser kräftig ziehen kann…

In den Mast, das heißt: Sicherheitsgurt an, Schuhe an. Sorgeleine klar legen. Tief durchatmen. Und los. Beim „Einstieg“ in den Mast muss ich aufpassen, dass die Sorgeleine schön außen von allem stehenden und laufenden Gut entlang geführt wird. Das hört sich nicht soooo schwierig an. Aber ich muss alles mit einer Hand machen: Die andere muss mich ja im Mast halten. Also rum um die Leinen des LasyJacks.

Dann bin ich endlich bei der Saling angekommen. Auch da muss ich dann die Leine nach außen transferieren. Weiter hoch. Dann bin ich beim Kopf der Fock angekommen. Einhaken = Sichern. Normalerweise hat mich ein Sicherer an dem Groß-Fall mit hoch begleitet. Das würde nun durchgesetzt werden und mich halten. Und mein Einhaken wäre nur die zusätzliche Sicherung. Heute ist das alles…
Und da sehe ich die Bescherung: Das Fockfall hat sich mehrfach um die Stange gewickelt. Also – ich muss „nur“ unten zwei, drei mal gegen die Richtung drehen, dann läuft es wieder frei.
Nun – um nicht noch ein zweites Mal hier in den Mast zu müssen, bringe ich die Sorgeleine trotzdem an. Und runter! Aushaken und schön langsam Stufe für Stufe hinab. Endlich an Oberdeck angekommen bin ich froh. Und fertig! Doch viel Ausruhen ist jetzt nicht, eine leichte Brise hat eingesetzt. Wenn das mehr wird…

Also drehe ich die Fock ein paar mal in die falsche Richtung. Hört sich auch wieder einfach an. Aber das geht ja erst, nachdem sie ausgerollt ist. Und da müssen dann zwei mal 38 Quadratmeter Segelfläche auch um das Vorstag gebracht werden. Windstille heißt: Schweiß! Viel Schweiß! Wind heißt: Da wirken Kräfte! Und das heißt: Schweiß. Viel Schweiß!

Endlich sind alle Quadratmeter rum gewickelt. Und ich löse das Fockfall – und zack – rauschen die beiden Focks runter! So hätte das vor bald eineinhalb Stunden laufen sollen! Doch – was ist das? Auf halbe Weg stoppt es. Oh weh: Die Sorgeleine ist an der Saling hängen geblieben! Bei aller Vorsicht habe ich sie nicht komplett nach außen gebracht! Mit Zerren, Schlagen und am Ende dann meiner Wurfleine mit dem halben Kilo Blei am Ende bekomme ich dann irgendwann auch die noch so weit runter, dass ich alles lösen kann.

Das war das Vorspiel, das eigentlich so 3, vielleicht 5 Minuten dauern sollte. Nun beginnt die Arbeit: Die eine Fock wird am Fockfall, die andere am Spi-Fall wieder hoch gezogen. Stück für Stück. Denn nun werden die beiden Focks abgespült und entsalzen. Und dann wieder ein Stück höher. Inzwischen ist eine freundliche Brise mit dabei: Trocknet gut, bringt aber ne Menge Kraft ins Segel und damit in meine Arme…. Am Ende sind nicht nur die beiden Segel, sondern auch ich klatschnass….

Eine Stunde Pause habe ich mir redlich verdient. Es gibt erst mal ein frisches T-Shirt. Denn gleich kommt der schlimmste Teil der Arbeit: Die beiden Segel zusammen legen. Alles zusammen noch mal eineinhalb Stunden schweißtreibende Arbeit. ParaSailor und alte Fock aus der Vorpiek raus. Die beiden „neuen“ Focks zusammenlegen. Noch mal auseinander nehmen, denn natürlich ist das Paket viel zu groß geworden. Zu zweit vielleicht eine Viertelstunde. Aber alleine renne ich von rechts nach links, dann nach vorne, nach hinten und zwischendurch den Rest des Segels noch mal ausbreiten…

Endlich verschwinden beide Säcke in der Vorpiek! ParaSailor hinterher. Nun noch die alte Fock setzen. Auch nicht so einfach, muss doch am Mast das Fall gezogen, aber gleichzeitig am Vorstag die Keder in die Stange eingeführt werden. Auch hier wieder viel Rennerei. Endlich ist es oben. Noch die Schot anschlagen und das Segel aufdrehen. Jetzt ist große Pause! Hurra.

Kaum stehe ich still bemerke ich, dass ich wieder klatschnass bin. Doch dieses Mal reiner Schweiß, kein Spul-Wasser. Oh – nicht nur neues T-Shirt. Nein – ich habe ja „Landwasser“ – also spendiere ich mir eine Dusche! Ach wie schön!

Inzwischen ist bald 13 Uhr – um 9 Uhr wollte ich los an Land, CO2 einkaufen. Nun – dann aber los! Mitten in der schönsten Tages-Hitze. Es geht über die Brücke, die ich gestern schon erkundet habe. Und dann durch amerikanische Wohngegend. Wer Norfolk in der Satelliten-Ansicht anschaut sieht eine Menge Bäume, viel Grün. Und das macht das Radfahren hier sehr nett! Nachdem ich das letzte Mal an vielen, kleinen Holz-Bauten entlang gefahren bin, geht es heute an etwas größeren und teils aus Stein gebauten Häusern entlang. Aber das Prinzip bleibt: Große Veranda, Fliegengittertür. Möglichst großer Wagen in der Einfahrt. Manchmal die amerikanischen Farben. Hin und wieder ein freundlicher Gruß dem Radfahrer. Am Ziel bekomme ich dann eine Bier-Flasche CO2. Ich liebe einfach Sprudel-Wasser! Und mag stilles Wasser nun so gar nicht. Also brauche ich ordentlich Nachschub an CO2, um aus dem einen das andere zu machen.

Leider klappt das Befüllen der kleinen CO2-Flaschen aus der großen nicht ganz so gut, wie ich mir das vorgestellt habe. So muss ich noch einmal los, nach Norden führt mich Maps dann den Elisabet-River-Trail (ERT). Norfolk in Innen- und Außenstadt ist herrlich für Radfahrer eingerichtet. Teils ist explizit die gesamte Fahrspur für Fahrräder, manchmal gibt es breite Fahrrad-Spuren. Und der ERT ist mehr Rad- als Wanderweg. Und führt genau in meine Richtung. Am Ende in einer Pharmacia bekomme ich meine leeren Flaschen gegen volle getauscht. Nun habe ich sicher für das nächste halbe Jahr genügend CO2 an Bord! Schnell noch bei Aldi vorbei – das ist hier ziemlich nebenan. Oat-Milk ist schwer. Und was ich mit dem Fahrrad transportiere brauche ich nicht zu tragen!

Eleisabeth River Trail...