Verlegen: Zum „toten Hafen“.
Kurzfassung: 4 mal ablegen, 3 Not-Anleger.
Langfassung: Um 9 Uhr gehen Yoshi und ich „nach vorne“. Peilen mal, wie Wind und Welle aussehen. Und kommen zum Schluss: Gut, das wird keine ganz gemütliche Fahrt zum „toten Hafen“. Aber geht. Wir liegen nun lange genug in der Marina und betteln uns so Tag für Tag um eine Verlängerung. .
Ich spule noch einmal den Dreck vom Oberdeck. Und es hat sich was gesammelt. Kalima bringt immer noch eine Menge Staub aus der Sahara. Endlich bin ich so weit, das Schiffchen ist klar zum Auslaufen. Schnell noch bei Yoshi nachfragen, ob er Hilfe beim Ablegen braucht? Nein – ich entdecke ihn im AIS schon knapp eine Meile draußen. Der ist schon los! Nun – dann können wir hinterher!
Kurz noch mit Michèle besprochen, welche Leinen wann los geworfen werden. Motoren an und Leinen los. Gegen den immer noch recht starken Wind nur recht langsam aus der „Parklücke“ rausgekommen. Andrehen und: Sch… Der Backbord Motor ist weg! Das hat es noch nie gegeben! Und der Wind drückt uns ganz schön nach hinten und auch gegen den Nachbar-Katamaran. Mit dem Steuerbord Motor versucht, RE wieder „gerade“ zu bekommen. Klappt so leidlich. Gut, dass wir so dicke ausgefendert sind. So lehnen wir uns an den anderen Kat. Kommen ein wenig zu schnell und zu weit nach achtern. Da ist ja der dicke Pfeiler und der unangenehme Halter der Steganlage. Fender dazwischen! Normalerweise würde ich mit dem Backbord Motor RE davon abhalten. Nur: Der ist gerade tot! Dann schnell eine Leine auf dem Kat nebenan und die nach vorne gespannt.
Die Steuerbord Mooringleine gefischt, so stark wie mit der Hand gegen den Wind durchgesetzt. Dann eine Querleine und die auf die Winsch. RE von dem Pfeiler weggezogen. Durchatmen! Idee: Der Backbord Propeller hat eine Leine „gefischt“. Uw-Fotoapparat raus, Bild gemacht: Und wirklich, da schlingt sich eine Mooring-Leine um den Prop! Tauchereinsatz! Neopren an, runter. 30 Sekunden später ist die Sache klariert. Schön abduschen, so besonders sauber ist das Hafenwasser sicher nicht. Durchatmen, Motor testen! Läuft! Gott sei Dank!
Nächster Versuch. Backbord Motor so oft wie möglich ausgekuppelt, damit der sich nicht wieder …. Doch: Beim Andrehen muss ich ihn einsetzen, wir müssen ja nach rechts raus, brauchen also links den Schub! Und wieder klackt es, der Backbord Motor ist aus. Wieder zurück, selbe Manöver wie eben. Und: Wieder eine Leine im Propeller! Das kann doch nicht wahr sein?!! Dieses Mal geht es geschwind ohne Neopren ins Wasser.
Beim dritten Ablegen merke ich, dass es wohl nicht der Wind ist, der uns so langsam vom Platz wegkommen lässt. Irgendwie bremst uns eine Leine. Sofort wieder zurück, bevor der Prop wieder eine Leine schlingt! Doch der Wind ist inzwischen stärker geworden, wir bekommen die Mooringleine steuerbord nicht mehr gefischt. Ein Mann auf dem Nachbarboot schaut interessiert zu. Auf „Hilfe“ und „Help“ reagiert er nur sehr zögerlich. Also: Er holt seinen Skipper an Oberdeck. Der versteht die Situation schnell, holt noch zwei Mann und dann bekommen wir Hilfe an allen Seiten. Einer quetscht Fender zwischen RE und den Pfeiler, ein anderer springt zu uns an Bord, der Dritte fischt und übergibt die Steuerbord Mooring. Ich ziehen RE wieder mit der Querleine weg vom Pfeiler. Dann schwimme ich um beide Rümpfe. Wo ist die Leine, die uns so bremst und festhält? Eigentlich ist alles „klar“. An Oberdeck dann entdecke ich es! Und schimpfe mit mir, aber so was von…. Die Backbord Mooring-Leine liegt noch auf der Mittelklampe! Ach Du Sch….!
Was war passiert? Wie immer hatten wir auch die Backbord Mooring vorne belegt. Dann wurde der Wind immer stärker und irgendwann hatten wir die Achterleinen sehr lang gemacht, sind mit viel Motorschub nach vorne. Haben die beiden Moorings so dicht wie möglcih geholt, um dann wieder mit Motorkraft achteraus zu gehen und die Moorings superstramm zu ziehen. Nur: Die Backbord Mooring geht in eine Kette über. Damit die Kette nicht am Rumpf schabt und schlägt, habe ich sie mit einem Fender abgehalten. Und damit sie nicht vom Fender rutscht, habe ich dann die Leine so durchgesetzt, dass das funktioniert. Und die Leine dann an der Mittelklampe fest gesetzt. So etwas hatten wir noch nie! Und beim Ablegen haben wir die Moorings vorne los und ins Wasser geworfen. Und ich hab die Mittelklampe vergessen! RE ist dann wunderbar aus der „Parklücke“ raus und dann wurde die Backbord Mooring steif. Und beim Andrehen nach Steuerbord „holte“ sich der Propeller diese Leine! So eine Dummheit!
Der vierte Ableger läuft dann – ohne Mooringleine auf der Mittelklampe – problemlos! Raus aus dem Hafen und Kurs „toter Hafen“. Keine zwei Stunden später liegen wir dann vor Anker. Ich säubere das Oberdeck, insbesondere Steuerbord ist durch das wiederholte Hochholen der Mooring da arg dreckig. Und besehe mit die Schäden an Backbord hinten. Der Pfeiler und der Halter der Steganlage haben uns trotz Fendern erwischt. Aber das meiste ist Dreck und kann einfach abgeputzt werden. Der Rest wird in den nächsten Tagen mit Gelcoat-Spachtelmasse wieder in Ordnung gebracht.
Irgendwann kommt dann auch die DAYO. Ich fahre rüber und helfe Yoshi beim Ankern. Den Nachmittag verbringen wir eher ruhig. Und abends gibt es Sundowner mit Yoshi. Gute Nacht!