2021 09 22 - Micheles Bericht

Bericht Michèle:


12.09.
Eigentlich wollte ich ja nicht mehr berichten…..aber es juckt mich doch in den Fingern:

Nachdem wir uns die 100e an updates aus dem Netz von Falmouth, auf einer Terrasse eines Cafés sitzend, bei strömendem Regen, heruntergeladen haben, geht es gegen 15:30 (engl. Zeit) los. Bei spiegelglatter See und so etwas Ähnlichem wie Sonnenschein, gleiten wir unter Motor dahin. Immer Ausschau haltend nach diesen verdammten Fischer-Bojen. Bei diesen Verhältnissen kann man sie aber relativ gut ausmachen. Ab und zu schweift der Blick dann doch mal längsseits…….und was sehe ich da!?!?!? Nur 1!!!!! m neben dem Boot?????? Klar, ne Fischer-Boje. Diese war diesmal aber WIRKLICH so gut sichtbar, man hätte sie auch vom Mond aus sehen können; also fast! 2 1-l-Kanister (OK, vielleicht waren es auch 2-l-Kanister, aber größer definitiv nicht) und in einer dermaßen grellen, die Augen stumpf gleißenden Farbe gehalten: grau der eine, weiß der andere Kanister! Ich hätte gleich einen Schwall kotzgelb daneben setzen können! Also wer solche Markierungen nicht sieht, ja dem ist halt wirklich nicht zu helfen!!! Unglaublich.

Nur etwas später begegnen wir einem Boot Freizeitfischer, aber ausgestattet als würden sie auf Walfang gehen. Einen Fast-Wal haben sie auch schon an der Angel; das arme Tier springt ab und zu panisch aus dem Wasser. Ein Riesenoschi; vielleicht ein Thunfisch? Und die Delfine sind auch nicht weit, um sich ein Stück zu ergattern. Ob sie es geschafft haben?

Chrischan macht Abendessen während ich weiterhin das Meer im Blick behalte. Selbst 10 NM (nautische Meilen) von der Küste entfernt liegen noch Bojen! Es werden aber weniger und es wird dunkel und pünktlich zur Dunkelheit erscheinen auch prompt wieder die Fischerboote. Immer dieses Hin- und Hergezatter ohne erkennbare Peilung – sonst würde ich ja ausweichen. Und erst im letzten Moment wird beigedreht! Nervtötend!

Ich übernehme wieder die erste Nachtwache. Und gleich zu Beginn erspähe ich den nächsten Fischer (diesmal immerhin MIT AIS!) Da die Sicht sehr gut ist, erscheint er deutlich näher als er tatsächlich ist. Ich behalte ihn aber die ganze Zeit im Auge. Mit seinen Hin- und Her-Manövern verlässt er unsere direkte Peilung jedoch nie. Es bleibt unangenehm bis zuletzt, als er uns mit 0,1 NM passiert. Wahrscheinlich nehmen die sich immer so arme Segler als gute Peilung heraus, um etwas zu haben, worauf sie zuhalten können... Egal, jetzt ist er endlich weg und ich hoffe auf ein paar gemütliche Stündchen ohne Sorgen, dafür aber mit einem schönen Buch.

Schnell noch einmal das AIS befragen und der gemütliche Teil der Wache kann beginnen. So der Plan. Die Realität sieht anders aus: diesmal sind gleich 2 Fischerboote zu sehen (wieder MIT AIS. Wow). Beide nehmen mich in die Zange: einer von vorne ein anderer von steuerbord. Beider Treffpunkt ist unser Boot. Na toll!!!! Immer wieder mal was anderes! Aber gut, laut AIS dauert es noch eine Stunde bis zum Crash. Ich widme mich jetzt trotzdem meinem Krimi und behalte das AIS gelegentlich im Blick (vielleicht ist ja doch noch einer so gnädig und dreht vor den obligatorischen 0,1 NM ab). Nach einer halben Stunde beschließe ich, dass es wieder Zeit für eine Deckstour ist, mit, selbstverständlich, einem vorherigen Blick aufs AIS. Nanu, der Fischer von vorne ist weg! Na gut, hat er’s, wie wir es ja eher gewohnt sind, ausgeschaltet. Da ich ja eh raus will, kann ich also gleich nach seinen Lichtern Ausschau halten. Oops, jetzt wird’s aber doch langsam etwas kritisch - auch die Lichter sind ausgeschaltet! Aber, pfff, soooo einfach entkommt ihr mir dann doch nicht: schalte ich halt das Radar ein! Und jetzt wird’s kurios: auch über’s Radar ist nichts zu erkennen! Eine Verwechslung mit anderen Booten kann nicht sein, da nur diese 2 und eben der vorhin passierte 3. Fischer im 15 NM-Umkreis zu sehen waren. Hmmm?? Ein U-Boot, welches sich als Fischer getarnt hat und nun untergetaucht ist? Haben U-Boote überhaupt AIS? Was vielleicht noch dafür spricht, ist, dass in unmittelbarer Nähe ein militärisches Übungsgebiet ausgewiesen ist. Nun ja, es ist jedenfalls nicht mehr aufgetaucht, im wahrsten Sinne des Wortes, und einen Crash gab’s auch nicht.

Jetzt ist aber erstmal eine Verschnaufpause angesagt. Löblich muss ich erwähnen, dass ich dies bis jetzt ganz alleine „gemeistert“ ;-), und Chrischan habe schlafen lassen.

Irgendwann höre ich Delfinquieken. Aber auf hoher See hört man viel: Menschen, die sich leise unterhalten (Nein, bis jetzt hat mir noch keine Stimme irgendwas befohlen! ;-))), die Persenning, die gerade bei diesem Windeinfall nervtötend flappert (bis ich auf die glorreiche Idee komme einfach einen Lappen zwischen Persenning und Bordwand zu stecken und sofort ist Ruhe). Ich gebe also nichts auf dieses Quieken und lese weiter. Bei meiner nächsten Deckstour entdecke ich so ulkige Wellen: zu hoch für dieses bisschen Wind und zu hell. Hmmm, merkwürdig. Dann noch eine. Dann Quieken. Das sind keine Wellen, das sind spielende Delfine! Aber so hell….? Meeresleuchten!! Dann sehe ich auch schon die Spuren der wie besoffene Torpedos angeschossen kommende Delfine. Ihre Schlangenlinien leuchten mehrere Sekunden lang und finden ihr Finale in einem Luftsprung der aussieht wie eine explodierende Nordmanntanne zu Weihnachten. Herrlich! (Also nicht, dass ich explodierende Nordmanntannen zu Weihnachten gut fände, aber hier über Wasser ist das ja nicht so gefährlich ;-)) Das geht ewig lange so, bis ich mich dann doch dazu entschließe Chrischan zu wecken. Auch auf die Gefahr hin, dass dann alles vorbei ist. Aber auch er kommt in den Genuss dieses feuerwerksartigen Schauspiels, bei dem die Delfine vergnügt ihre glitzernden Bahnen ziehen und ein Funkenregen beim Herausspringen produzieren. Ein unvergessliches Schauspiel an dem, glaube ich, auch die Delfine ihren Spass haben. Unser Boot produziert ihnen schließlich auch glitzernde Wellen, in denen sie sich tümmeln. (Ob Tümmler sich davon ableitet?)


13.09.
Ereignislos.


14.09.
Ich sitze morgens, noch kaum wach, mit meiner Kaffeetasse in der Hand im Salon und blicke über’s Meer: da, Delfine. NEIN!!! Deutlich größer!!! Sch….. „Chrischan, Orkas greifen an!!!“ Chrischan rennt schnell in den Steuerstand und schon ertönt der erste Stoß! Klar zum Segelbergen! Aber nix weiter passiert, es kommen nur noch mehr Orkas herangeschwommen…...die sich, hüstel, hüstel, dann doch als etwas kleiner als Orkas herausstellen. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass sie DEUTLICH größer sind als die Delfine die wir bis jetzt gesehen haben und auch komplett fast schwarz sind (die anderen Delfine sind grau mit einem weißen Bauch). Kurz halten sie sich hinter dem Boot auf, aber bis wir die Kamera gezückt haben, sind sie weg. (Die Kamera zu zücken, ist ja nun auch nicht unbedingt das Mittel der Wahl bei Orka-Angriffen….auch bei vermeintlichen nicht!) Was das nun aber für Tiere waren: keine Ahnung; also schon auch Delfine, aber ohne die lange spitze Schnauze. Tümmler? Wir werden bei Landkontakt das Internet befragen müssen.

Ich lege mich kurz für eine Mittagsrast hin, da kommt Chrischan und ruft:“komm schnell, unsere „Orkas“ sind wieder da!“ Ich raus, an Deck, und siehe da, gefühlt 100e sind da und spielen genauso vergnügt wie die anderen, kleineren Delfine vor unserem Bug. Herrlich! Die Tiere sind, geschätzt, bis zu 4m lang. Nachdem die Foto-Session zu Ende ist, lösen sie sich auf. Spielen nur noch ab und zu vor dem Bug, begleiten uns aber, mal mehrere, mal wenigere, die ganze Zeit über bis nachts so gegen 01:00. Also viel länger als die kleineren Delfine, die nur für eine Spieleinheit vorbeikommen. Ihr Schnaufen, wenn sie auftauchen und das Wasser aus ihren Atemlöchern auspusten, die dumpfen Schläge wenn sie aus dem Wasser auf- und wieder eintauchen und ihr helles Quieken, begleiten uns den ganzen restlichen Tag! Als die Sonne etwas tiefer steht, bilden sich bei jedem Wasserauspusten der Tiere, Fontänen die in allen Regenbogenfarben glänzen. Fantastisch!

Mit einem kleinen Gläschen Sekt in der Hand, genieße ich diese Vorführung. Dabei entdecke ich am Horizont so einen ulkigen Nebel, der sich aber gleich wieder auflöst. Was ist das? Da, nochmal. Ein Segelboot? Aber es taucht immer nur gelegentlich auf. Ein Abchecken des Horizonts mit Fernglas bringt keine Klarheit. Da, wieder, diesmal deutlich näher! Das ist KEIN Segelboot, das ist eine Wasserfontäne, die sich im Wind zu einem kleinen Nebel bildet und sich dann wieder auflöst. Das sind nicht unsere „kleinen“ Tümmler mit ihren Regenbogenfontänchen, das hier ist DEUTLICH größer! Ein Wal!!! Er kommt näher. Die Fontänen bleiben dann aber wieder aus und bilden sich erneut, aber immer wieder um unser Boot herum, bis wir dann auch einmal ein kleines Stückchen von seinem imposanten Rücken zu sehen bekommen. Leider kommt er nicht heran um vor unserem Bug aus dem Wasser zu springen und uns so ein gutes Fotomotiv zu stellen. Oder soll ich sagen, Gott sei Dank? Denn wenn der sich mal „verspringt“ und auf unserem Bug landet, haben wir ein Problem. Nur, so weit weg, da hätte er sich ja ruhig mal etwas ins Zeug legen können und uns etwas mehr zeigen können! :-)


15.09.
Ziemliche Flaute, aber schön Sonne. Die Segel klamüsern hin und her und nerven und Fahrt machen wir auch kaum noch. Wir versuchen den Parasailor anzubringen obwohl wir noch keine Einführung dazu bekommen haben – zeitlich haben wir es leider nie hinbekommen uns mit dem Verkäufer zu treffen. Aber es hat auch so gut geklappt und auch das Einholen ging reibungslos. Abends haben wir das Segel dann doch wieder heruntergeholt, da es zu sehr im, kaum vorhandenen, Wind geschaukelt hat. Ind in der Nacht da irgendwelche Hampeleien mit einem doch nicht so bekannten Segel zu riskieren, wollen wir uns nicht antun. Also Motor an.


16.09.
Den ganzen Tag motort bei spiegelglatter Biskaya und Sonne. Was für ein Unterschied zu unserer Herfahrt vor etwas mehr als einem Jahr, wo wir zwar auch unter Motor liefen aber unter GANZ anderen Bedingungen! SO ist es dann doch angenehmer!!


17.09.
Um 03.00 hissen wir die Segel für 15-Knoten-Wind. Um 08:00 werde ich wach, da plötzlich Winde über 30 Knoten hereinbrechen. Aber wirklich von einer Sekunde auf die andere. Dazu noch aus einer anderen Richtung! Die Segel schlagen auf die andere Seite! Was für ein Glück, dass just in dem Moment Chrischan im Steuerstand ist. So refft er die Segel und wir harren der stürmischen Regenbö etwa 15 Minuten. Danach ist es wieder etwas ruhiger, aber die See bleibt unruhig.