2023 07 14 Der zweite Tag

Mittagsposition: 33° 42.677‘ N; 018° 34.010‘ W; Etmal: 107.5 nm.

Nachts immer vor dem Wecker aufgewacht, Ronde gedreht. Alles ruhig.
Morgens zunehmender Wind: Bei 15 Knoten in Reff 1 gegangen – normal passiert das erst bei 20 Knoten! Eine Winddrehung unter einer Wolke lässt mich vorsichtig lieber schon früh auf Sicherheit gehen.

Dann kommt Nieselregen: Nicht genug, das Boot ordentlich abzuwaschen, aber auch zu viel, als dass ich gerne draußen bin. Wir – RE und ich – werden vom Kurs abgebracht, machen aber gerade gut Fahrt! Nach einem Stündchen ist der Spuk vorbei. Also – richtig vorbei. Ausreffen oder gleich die Segel runter nehmen? Beginnt die angekündigte Flaute doch eher? Die Vorausberechnungen wollten schon gestern einen deutlich südlicheren Kurs. Aber der Wind war immer ein Stückchen stärker und so bin ich lieber auf der Direktlinie geblieben. Rächt sich das jetzt? Nun – erst mal ausreffen und ein Viertelstündchen warten, da kommt es nicht drauf an! Und siehe: Als ich den Entscheidungspunkt erreiche macht RE 3,5 kn Fahrt. Nun – da wird weiter gesegelt.

Mittags dann ziemliche Zufriedenheit: Bei den schwachen Bedingungen haben wir noch ein Etmal von 107,5 Meilen herausgefahren. Nun – bei 120 Meilen – das entspricht einem Durchschnitt von 5 Knoten – bin ich zufrieden. Aber für heute will ich es auch sein!

Im Bild meine Flagge „1“. Es steht im internationalen Signalbuch schon seit langer Zeit zur Bedeutung dieser Flagge: „1 – unaone, Anmerkung: Solosegler setzen diese Flagge“. Also nicht ganz offiziell, aber geduldet. Und ein wichtiges Zeichen für die andere Schifffahrt: Der oder die – ja es gibt immer mehr Allein-Seglerinnen! - ist allein an Bord. Zunächst bin ich gar nicht so recht zufrieden, klebt sie doch fast auf dem Groß. Aber nach Reffen und Ausreffen fliegt sie gut sichtbar. So soll’s sein!

SEGELN
Nachmittags probiere ich mal was Neues in meiner Elektronik aus: Ich stelle den Autopiloten auf „Segeln“ und gebe an, aus welcher Richtung relativ zum Boot ich den Wind haben will. Von steuerbord 50°. Das ist für RE „hoch am Wind“. Bisher steht der Autopilot meist auf „Kurs halten“ und fährt eine wunderbar gerade Linie auf den Plot. Doch bei Winddrehungen passiert es, dass er dann zu vorlich reinkommt, RE Fahrt verliert und unsteuerbar wird. Dann muss ich sehen, was passiert ist und den Kahn wieder auf Kurs bringen. Nach ein paar Stunden wird klar: Auch „Segeln“ macht der Autopilot wunderbar. Für Kurse „raumschots“ und „mit dem Winde“ ist „Kurs halten“ besser. Aber hoch am Wind fährt RE nun immer das Beste, was aus dem Wind zu holen geht. Und – besonders wichtig – fällt bei Winddrehungen eben auch ab und wird nicht unsteuerbar! Hurra, das hilft ungemein! Insbesondere, wenn man allein ist und nicht die ganze Zeit aufpasst!