Vor drei, oder waren es vier, Jahren bist Du auf mich zugekommen. Mit einer Drohne könnte man wunderschöne Filmchen machen, die sich auf Instagram dann verbreiten. Ja – recht hast Du, dachte und sagte ich. Denn bis ich mal über die Schule fliege, das ist schon Aufwand.
Leider hat das Budget die Jahre nie gereicht, dass das verwirklicht werden konnte. Aber ich hatte schon einige „Takes“ im Kopf, die ich aus der Luft haben wollte. Nun gut – in all der Zeit habe ich auch nicht geschafft das zu realisieren.
Dann bekam ich beim Start zu unserer Reise eine Mail, dass Lagoon – die Werft unseres Schiffchens – Segler sucht, die mit einer Drohne Strände abfliegt und filmt, um die Plastik-Verschmutzung zu dokumentieren. Die Drohne bekäme man dann kostenfrei gestellt und auch die Erlaubnis, sie ansonsten zu verwenden, wie man will.
Klar, dass ich mich da gemeldet hab. So ganz glauben konnte ich das nicht. Doch eines Tages stand jemand in Las Palmas vorm Schiff. Er käme von Lagoon. Ein Werftvertreter war angekündigt und ich sehr froh, dass er wirklich kam.
Also an Bord gebeten und ihm all das gezeigt und beredet, was mich an der Werftarbeit so gestört hat. Hat er sich alles brav angehört. Und dann gesagt, ja, nee, also er sei nicht der Lagoon-Mann, sondern der von Lagoon angekündigte Drohnen-Mann. Oh weh, was hat der sich alles anhören müssen. Aber er hatte eine Telefon-Nummer von dem „richtigen“ Lagoon-Mann und rief den an, dass er unbedingt zu uns kommen müsse.
Dann erzählte er – Matt Cooper von AnimaMundi - was er so macht und vorstellt. Er möchte eine Datenbank über alle Küsten erstellen, in der die Plastik-Verschmutzung dargestellt wird. Dieses anhand der an der Wasserlinie liegenden Plastikflaschen. Diese wären gut mit KI-Software automatisch in Filmchen zu erkennen und zu zählen und sie stellen 80 % des „Küstenplastiks“ dar. Dann kann man einfach hochrechnen.
Die Daten sollen dann frei verfügbar sein, damit alle, die sich damit beschäftigen, eine ordentliche Entscheidungsgrundlage haben.
Da ich auf unserer Fahrt sowieso irgendetwas machen wollte, das gegen Plastik im Meer geht, war das DIE Gelegenheit, einzusteigen. Doch – nach dem Gespräch ging es in die Praxis. Und die hat so ihre Tücken. Ja – es sieht wunderbar einfach aus, eine Drohne zu fliegen. Und die interne Automatik kann jede Menge…. Aber auch Du als Bediener hast ne Menge zu lernen. Schon beim Download der App (DJI Fly) ne Menge Schwierigkeiten, da die nicht direkt aus dem PlayStore geholt werden kann. Da ist nämlich eine „falsche“ Version. Und nach dem Download und der Installation der „richtigen“ Software kam dann die Hardware. Als Ingenieur sage ich, prima Zeugs. Aber die Abläufe und die Logik muss man erst mal lernen. Inzwischen bekomme ich die in 3, 4 Minuten startklar. Aber schon das Fliegen stellt dann die nächste Herausforderung dar. Klar, Du brauchst nur vorwärts, rückwärts, seitwärts und rauf und runter zu steuern. Und dann noch drehen. Alles andere macht die Elektronik. Und das macht sie sehr gut! Die eingebaute Kamera „gimbelt“ alle störenden Bewegungen raus, das Bild ist prima stabil. Aber wenn Du eine etwas größere Entferung geflogen bist, dann ist es unheimlich schwierig, zu erkennen, wie weit Du die Drohne zum Beispiel gedreht hast. Wo ist jetzt gerade vorne? Das muss dann im Zusammenspiel „direkte Beobachtung“ und „was sieht die Kamera“ erahnt werden. Und da bräuchte es eines wirklich hellen Bildschirmes. Und meiner ist eher leuchtschwach. Gut fürs Zimmer, aber nicht für Außenarbeit. Decke ich nun den Sonneneinfall auf meinen Bildschirm mit meinem Körper ein wenig ab, dann ist die direkte Beobachtung schwer. Kopf rauf, Kopf runter. Und das Ding ist wirklich klein. Auf 50 Meter nur noch schwer auszumachen. Also – einmal weg geschaut und Du musst suchen, und suchen.
Und dann kommt in meinem Falle noch etwas erschwerend hinzu: Die Filmaufnahme der Wasserlinie sollte im „look-down“ Modus gemacht werden. Also die Kamera soll senkrecht nach unten schauen. Damit aber siehst Du nicht, wohin Du fliegst, sondern musst das auf dem Bildschirm „interpretieren“. Bei einem entsprechend großen Bildschirm – am PC zum Beispiel – mit entsprechender Helligkeit sicher kein Problem. Jeder Computer-Gamer lacht sich wahrscheinlich scheckig. Aber auf dem kleinen, dunklen Smartphone-Bildschirm braucht es viel mehr Übung, als ich mit 5 oder 10 Flugstunden erreicht habe. Gut – da kommen die Randbedingungen ca. 2 Meter über Grund und 1,5 m/s Geschwindigkeit fliegen noch dazu. Bei der Geschwindigkeit und so nah über dem Grund ist schon ein gerader Strand eine Herausforderung. An einer steinigen, steilen Küste aber nicht machbar. Ständig habe ich Angst, gegen „die Berge“ zu fliegen. Und ständig verliere ich den Kurs über der Wasserlinie. Zu weit rechts oder zu weit links, das geht blitzschnell. Also: Drohne bleib stehen. Neuausrichtung, Weiterfliegen. Opps – zu weit… Und schon geht das von vorne los.
Und bei den Windgeschwindigkeiten, die hier in der Karibik herrschen meldet die Elektronik ständig, dass sie mit den Automatiken nicht mehr so richtig helfen kann.
Gestern der ganz große Schreck: Drohne außerhalb der Reichweite. Und das kurz nach der Meldung, dass die Automatiken…. Aber sie hat das „Homing-Programm“ ordentlich durchgefahren. Ist auf die eingestellte Sicherheitshöhe und hat sich auf den Weg zu mir gemacht. War ich froh, als ich das Summen wieder in den Ohren hatte und die Kamera wieder Bilder lieferte. Ich hatte sie schon als verloren angesehen. Wenn der Akku über Wasser schlapp macht, dann braucht es keiner Diskussion. Und über Land ohne Position auch nicht wieder zu finden. Insbesondere bei dem Bewuchs hier ziemlich unmöglich, selbst wenn Du die Position weißt. Was nach Abbruch der Verbindung ja auch nicht mehr der Fall ist.
Die DJI Mavic ist ein „altes“ Ding. Da gibt es inzwischen Nachfolger mit vielen Verbesserungen. Was ich aus der wenigen Erfahrung sagen kann: Ein Schutzring um die Rotoren ist bei Flügen in Gebäuden unverzichtbar, bei Außenflügen hätt ich mir das manchmal gewünscht. In neueren Drohnen ist wohl auch ein Kollisions-Vermeidungssystem zur Seite hin eingebaut. Die „alte“ hat lediglich einen Sensor nach unten. Was dann das Landen „in der Hand“ schwieriger macht….
Die Automatik-Flugfunktionen sind prima. Damit kann man schöne kleine Filmchen machen. Im freien Flug bedarf es schon einiger Übung, bis man da was Gutes hinbekommt. Und dann ist eine Nachbearbeitung wesentlich. Da muss ich noch Software suchen.
So – nach diesem langen, textbeladenen Beitrag kommen morgen dann ein paar kleine Filmchen. Für heute nur die Ansicht der Drohne.