2021 10 22 Landgang: Caleta del Sebo

Michèle berichtet!

Die (Haupt)Stadt von La Graciosa und gleichzeitig fast einziger Ort dieser Insel ist Caleta del Sebo. Es gibt noch einen zweiten „Ort“, Pedro Barba, eine Ansammlung von knapp 10 Ferienhäusern anderer Ka-narenbewohner, sonst gibt es da nichts, also keine Geschäfte, Bars etc.

Bevor wir uns auf den Weg in die „Stadt“ machen, bekommen wir Besuch von unserem kanadischen Bootsnachbarn. Er besitzt auch eine Lagoon, aber eine Nummer größer als unsere. Auf die Entgegnung, dass sie ja auch zu Viert seien, meint er: „nein, nein, das Boot ist schon nur für uns beide. Die beiden anderen sind hitchhiker!“ WAS?? Hitchhiking per Boot!? Auf diese Idee sind wir ja im Traum nicht gekommen! Tramper per Auto, das kennt man ja, aber per Boot ist ungewohnt für uns. Aber wieso nicht!? Ob der Trend Greta Thunberg geschuldet ist, oder einfach nur komplett an uns vorbeigegangen ist; wir wissen es nicht. Er, der Kana-dier, hat diese Lagoon 45F diesen Sommer neu in Frankreich gekauft, ist dann nach Griechenland gesegelt und auf dem Rückweg haben ihn diese beiden jungen Leute in Gibraltar (das ist wohl so ein Hotspot für hit-chhiker per Boot) angesprochen. Er hat mit seinem Boot in rund 6 Mona-ten ca. 6.500 NM zurückgelegt. Das ist schon sportlich – jedenfalls sportlicher als wir zwei beide.

Dann kommen wir noch auf den Parasailor zu sprechen. Er hat ja auch so einen (mit derselben Größe wie unserer) und nutzt ihn wohl auch ganz gerne! So steht in unserer Einweisungsbeschreibung, dass man dieses Segel bis ungefähr 25 kn Wind benutzen kann; keine Ahnung, was sonst passiert: Segel kaputt, Boot kaputt, Mann kaputt? Er nutzt es aber wohl bis 35 kn Wind!!! Halleluja!!! Um dieses Segel einzuholen, muss einer per Hand, mit Hilfe von Leinen, so eine Art Sack von oben über das Segel stülpen. (Also dieser „Sack“ hängt oben am Mast und der Einholer steht unten.) Und was bei höheren Windgeschwindigkeiten pas-sieren kann, ist, dass der Wind den Einholer über Bord weht! Und damit das NICHT passiert, so rät uns unser Nachbar, sollen wir diese Leinen zum Sackeinholen über die Ankerwinsch legen und somit den Sack über-stülpen! Guter Tipp! Danke! Solange ich allerdings hier an Bord der Admiral bin, wird das Segel bei ca. 20 kn eingeholt und basta!! Es be-steht jedoch immer die Möglichkeit einer plötzlich hereinbrechenden Regenbö und dafür ist dieser Tipp dann jedoch Gold wert!

Gleich nach dem Besuch machen wir uns auf den Weg ins Städtchen. Da wir zu faul zum Walken sind, wir außerdem noch einige Einkäufe erledigen wollen, nehmen wir das Beiboot. Und da es schon noch ein Stückchen bis zum Hafen ist, unser Motor aber ein Elektromotor ist, müssen wir mit der Energie haushalten. Sprich, nicht zuuu sehr heizen. Wir lassen uns also Zeit und benötigen one way 40 Minuten.

Das Städtchen ist wirklich klein. Einen gewissen Charme hat es schon, aber die Hinterhöfe sollte man sich besser nicht anschauen. Befestigte Straßen sucht man vergebens. Auch wenn man eine besondere Erlaubnis braucht, um hier auf der Insel einen Wagen fahren zu dürfen, so gehört doch, gefühlt, zu jedem Haus eines von diesen Safari-Jeeps, um die Touris durch die Gegend zu fahren.
Chrischan garantiert für 14 Fährfahrten pro Tag von Lanzarote hierher und zurück. Und die Fähren sind immer ziemlich voll. Wohin sich diese Touris dann allerdings verkrümeln ist uns schleierhaft, denn so über-füllt, wie es eigentlich sein müsste, ist es nicht. 3-4 der Fähren bringen aber nur Party-Gäste her, welche gleich nach Ankunft auf große Katamarane zusteuern und mit diesen dann, nachdem sie Segel gesetzt haben – wahrscheinlich wird das Ganze als Party-Segeltörn auf einem Katamaran mit anschließendem Abhängen in einer Bucht angepriesen – denn wieso man sonst für 2 Minuten Fahrt Segel setzt, ist mir schleierhaft. Und diese Katamarane hängen dann von 12:00 bis ca 17:00 in unserer Bucht und feiern. Kaum einer geht von Bord zum Schwimmen, Paddeln, Sur-fen oder was weiß ich.

Wir durchqueren das Städtchen einmal – ein bisschen erin-nert es uns an Namibia. Und gehen zu einem von zwei Supermärkten. Wo-bei, gut sortiertes Tante-Emma-Lädchen würde es wohl besser treffen! Und fahren wieder nach Hause. Unser Elektromotor lässt uns auch nicht im Stich!

© 2020 C. Fuhrmann