2022 06 21 Von Südost bis Nordwest: Die ganze Insel

Dieses Mal mit dem Auto: Von Spitze zu Spitze über 200 Kilometer, ein Tagesprogramm.

Michèle berichtet!

Yoshi hat uns für heute einen Wagen organisiert, für 29 €!! Da kann man nicht meckern. OK, es ist noch nicht ganz sicher, aber er solle mal um 09:00 vor Ort sein. Das ist er auch, aber die Autovermieterin nicht. Die nächste Autovermietung hat dann aber glücklicherweise einen Wagen zu unserer Verfügung für 65 €. Wie sich im Nachhinein herausstellt, ist dies vielleicht sogar die günstigere Alternative: auf die 29 € vom Wagen vorher, wäre nämlich noch ein Aufgeld pro gefahrenem km hinzu gekommen!

Es geht also recht pünktlich los, bei leider, mal wieder, sehr bescheidenem Wetter. Zuerst wollen wir zur Kaffeeplantage, der einzigen europaweit. Sie befindet sich auf einer Fajã, der Fajã dos Vimes. Wir bekommen einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Café der Plantage. Hinter dem Tresen steht ein alter Mann, der leider nur Portugiesisch sowie Händisch und Füßisch kann. So werden wir hinter das Haus geschickt, wo die Plantage sein soll. Wir verirren uns etwas in dem Häusergewirr, aber da kommt auch schon eine freundliche ältere Dame, die uns den Weg zeigt. Leider kann auch sie keine weiteren Sprachen. Selbst Spanisch stellt sich als schwierig heraus. Soweit also zu Erläuterungen zu dieser Plantage. Ich kann ihr aber die Frage nach der Anzahl der Pflanzen verständlich machen: 800 Stück. Eine kleine Ernte, die zum Trocknen im Regen ausliegt, können wir noch bestaunen. Dann gehen wir durch den Garten, wo auch Maracujas gedeihen, zurück zum Café.

Hier ist die obere Hälfte der Wand komplett mit Geldscheinen aus aller Herren Länder der Welt volltapeziert – hauptsächlich aber Dollars aus den U.S.A. Sehr interessante Scheine hängen dort. Hier müssen wir jetzt natürlich auch den Kaffee probieren, selbst Chrischan muss sich ein Tässchen gönnen. Da ich aber immer Kaffee nur mit Milch trinke, kann ich den Geschmack nicht wirklich beurteilen – er ist mir ohne Milch eben einfach immer zu bitter, so auch hier. An die Kaffeeplantage angeschlossen ist eine kleine Weberei mit alten Webstühlen, an denen auch noch Teppiche etc. gewebt werden. Die Bestellliste ist ellenlang. Aber auch hier kann nur eben vorgestellte Dame Auskunft geben. Yoshi wartet eine portugiesischsprechende Touristengruppe ab, denen die Dame ein paar Erläuterungen gibt und fragt kurzerhand, ob ihm jemand das auf Englisch übersetzen könnte. So kann er die Dame auch um eine kleine Vorführung bitten.

Wir stellen fest, dass die Betreiber hier eine Goldgrube einfach versickern lassen! Man könnte Führungen anbieten (nicht nur auf Portugiesisch), in der Plantage, wie auch in der Weberei, das Angebot im Café könnte soooo groß sein (Jetzt kann man sich außer dem Kaffee (flüssig nur) eine Tüte Chips, einen Snickers oder einen Keks bestellen.) Selbst gemahlenen Kaffee oder Kaffeebohnen kann man hier nicht erwerben!!!!! Dafür muss man schon zur Käserei fahren! Keine Ahnung wieso!!! Sehr schade! Denn Touris kommen her en masse. Als wir wieder den Berg hoch fahren, kommt uns ein großer Reisebus voll mit Touristen entgegen; die Straße ist fast zu schmal dafür!

Weiter geht es nach Topo, dem süd-östlichsten Punkt der Insel, hier soll es einen Fischereihafen geben. Es gibt dort einen neu angelegten Hafen, an der Seite stehen auch 4 oder 5 kleine Fischerboote, die mit einem Lastenkran ins Wasser gehievt werden können. Aber sonst sehen wir nichts, was uns an einen Fischereihafen erinnern würde außer einem Kiosk, der auch Fischbrötchen verkauft. Keine Ahnung, was ich mir da auch vorstellen soll, ein bisschen mehr Leben aber schon. Außer Touristen, die auch alle diesem Hinweis aus dem Guide gefolgt sind, ist kaum ein Mensch zu sehen.

Der nächste Punkt ist ein Leuchtturm an dem Ende der Insel. Zu sehen gibt es dort noch ein vorgelagertes Inselchen und einen netten Naturpool. Davon gibt es hier auf der Insel mehrere, alle schön angelegt.

Für den Weg zum nord-westlichsten Punkt der Insel müssen wir wieder hoch in die neblige regnerische Wolke. Unterwegs machen wir noch einen Stopp am Baumarkt, um uns einen Kärcher für unseren Watermaker zu kaufen. Der ist natürlich hier etwas teurer als in Deutschland. Das sagt Chrischan dann auch, und, ach, meint der Kassierer, dann würde er ihm 10 % Rabatt geben!

Vor der Ponta dos Rosais gibt es den Parque Florestal das Sete Fontes. Der stand zwar nicht unbedingt auf unserem Plan, aber da es scheint, als ob der Weg hier zu Ende sei, parken wir den Wagen und laufen da durch. Der ist wirklich sehr schön angelegt und mit seinen vielen kleinen Bächen und Seen stellt er einen der Höhepunkte dieser Tour dar. Der Weg nach Ponta dos Rosais ist uns zu lang zum Wandern bei diesem regnerischen Wetter. Aber über diese unfertige Straße mit dem Auto? Da kommt aber auch schon ein Wagen dort entlang, also kann es nicht unmöglich sein dahin zu fahren. Kurzerhand setzen wir uns in unser Gespann und fahren los. Der Weg ist tatsächlich gut zu fahren und am Ende desselben gibt es sogar wieder Sonne. (Wie der Taxifahrer schon sagte: hier hat man alle 4 Jahreszeiten an einem Tag!). Die letzten 300m sind dann aber gesperrt, wegen seismischer Aktivitäten. Als gute, doofe Touris, die der portugiesischen Sprache nicht mächtig sind, gehen wir den Weg doch bis zum Ende am Leuchtturm weiter. Einen guten Ausblick haben wir von hier aus jedoch nicht – da wäre es besser gewesen, gleich an der Absperrung zu bleiben und dort auf die Aussichtsplattform zu steigen. Was wir dann etwas später auch machen. Vor der Absperrung stehen 2 Portugiesen, die sich unschlüssig sind ob sie weitergehen sollen oder nicht. Ach, meint Yoshi, das gilt nur für Touris! Allgemeines Gelächter und so gehen auch die beiden den Weg weiter. Oben am Aussichtspunkt angekommen, eröffnet sich uns ein phantastischer Ausblick übers Meer nach Faial und Pico.

Ach ja - die Autovermieterin traf Yoshi dann bei der Rückgabe des Wagens: Sie hätte heute morgen verschlafen... So macht man Geschäfte auf den Azoren!