Fischen: Jackson Creek und Potomac River, Virginia Seite.
Der Tag beginnt früh. Um 6 Uhr. Denn um 7 Uhr soll ich bei Mike am Steg stehen. Wir gehen fischen!
Kurz vor 7 bin ich bei ihm und werde „eingekleidet“. Eine dicke, lange Ölschürze bekomme ich und Plastik-Arbeitshandschuhe. Dann geht es los – zunächst mit seinem Netz-Boot!
Er hat zwei Arbeitsboote. Das eine eben fürs Fischern mit Netzen und das andere für Austern. Wir tuckern den Creek raus, das erste, fahle Licht wird mehr und so kann ich die Häuser am Ufer bewundern. Zu jedem weiß Mike was zu erzählen. Irgendwann gibt er auch zu, der „Bürgermeister des Creeks“ genannt zu werden.
Dann kommt die letzte Schleife und wir sind auf dem Potomac. Der hier für Mike sehr schmal ist. Darf er doch nur in Virginia fischen und das hört wenige Meter nach dem Ufer auf! Das erste Netz steht gleich bei der Ausfahrt aus dem Creek. Eine Möve sitzt schon an. Die ist jeden Morgen da, erzählt Mike. Bekommt aber nicht viel ab. Und ich lerne nun, wie das mit einem Stellnetz funktioniert. Beginnend an dem einen Ende ziehen wir das Netz über die Rohre an Bord und geben es auf der anderen Seite wieder von Bord. Wo sich Fische verfangen haben, wird ein Stopp eingelegt und der Fisch wird aus dem Netz befreit. Dazu hat Mike eine Haken mit einem schönen Griff und zieht die Netzmasche dann über den Fisch. Zack – landet der im Korb. Sieht einfach aus, aber als ich dann dran bin merke ich, dass es nicht ganz so einfach ist…
Am Ende des Netzes bin ich so weit, dass ich einen Fisch aus dem Netz bekomme in der Zeit in der Mike zwei macht. Aber ich stelle mich nicht mehr ganz so dumm an wie am Anfang meiner Versuche….
Das zweite Netz geht dann schneller. Nicht, weil ich besser geworden bin – nein, in dem sind nicht so viele Fische. Das sei normal. Doch insgesamt ist Mike unzufrieden. Nicht einen „Rockfish“. Das hatte er noch nie! Und dabei hat er eine ganze Handvoll Kabelbinder in Gelb dabei. Jeder Rockfish wird nämlich individuell gekennzeichnet. Und dann sehe ich: Ja – jeder Kabelbinder hat eine andere Nummer aufgedruckt. 800.000 Pfund Rockfish dürfen in Virginia im Jahr gefangen werden. Und das wird genau gemessen. Mike hat eigentlich eine Quote von 1.000 lbs. Doch er hat sich noch 10.000 lbs Quote von einem anderen Fischer dazu gekauft.
Mike ist nicht der einzige Nutzer der Netze. Nachts kommen Otter und freuen sich an den Fischen, die ihnen nicht davon schwimmen können. So sind einige nur noch halb. Kopf- oder Schwanzteil fehlen… Nun ja – da wird was abgezwackt und die Möve bekommt auch ihren Teil. Ah – klar, dass sie jeden Morgen da ist!
Am Ende haben wir drei Körbe voll mit einem Fisch, den Mike nur als Köderfisch verkauft. Kein rechter Gewinn. Doch ich kalkuliere: In der Stunde haben wir rund 250 $ gemacht. Und das ohne den wertvollen Rockfish!
Zurück am Steg steigen wir ins Austern-Boot. Mike ist morgen eingeladen und soll da 50 Austern mitbringen. Und er möchte mir auch zeigen, wie das geht. Ist ganz einfach: Am Ende des Creeks hat Mike ein „Feld“. Überall ragen weiße Stangen aus dem Wasser. Zwischen diesen sind Leinen gespannt. Und an diesen sind dann Querleinen, die zu den Körben mit den Austern führen. Mit einer Winde holt er einen Korb raus und stellt diesen auf die Arbeitsfläche. Ca. 250 Austern liegen im Korb. Wir sammeln die 50 größten raus. Dann geht der Korb wieder ins Wasser. Und klar – danach fällt mir ein, dass ich da ja auch Fotos hätte machen müssen. Nein – noch mal rausholen, das lassen wir sein.
Um kurz vor 10 Uhr bin ich wieder an Bord. Und gleich in Action: Die letzen Durchgänge mit Rost putzen. Die Traverse ist ganz blank und schön weiß. Im Kettenkasten sind noch einige Flecken. Für die habe ich dann keine Lust mehr. Insgesamt sieht auch der Kettenkasten recht ordentlich aus.
Das Anbord-Nehmen der neuen Kette geht dann schnell und sehr einfach, denn wieder kommt gerade Alisha vorbei. So kann ich im Kettenkasten alles schön ordnen während Michèle und Alisha mir die Kette zuführen. Die Verbindungen werden noch schön gefettet und dann ist es so weit: Fein sieht es aus – finde ich!
Nachmittags gehen wir ne Stunde walken, ich backe noch ein Brot – mehr für den Vorrat. Dann verabschiedet sich Alisha – das Wochenende ist vorbei und die Arbeit ruft…