Weiter den Potomac hoch: Coles Point Marina – Monroe Bay, RE kürzt übers Wasser ab!
Der Morgen beginnt mit Mathe: Anna kommt und lernt differenzieren. Anschließend geht es eine Stunde in den Pool der Marina. Nachmittags soll der Wind besser, so geht es gegen 13 Uhr Ankerauf. Natürlich ruft Michèle gerade in dem Moment an. Doch sie lässt sich 20 Minuten vertrösten. Ich ziehe die Segel – heute gibt es Groß und Fock – direkt hoch und 10 Minuten nach Ankerauf segelt RE. Um den lokalen Leuchtturm und dann „Go West“. Ein kleiner Tuckie ist das einzige Fahrzeug heute. Aber aufpassen ist trotzdem angesagt, liegen doch genau auf der Kurslinie etliche Tonnen. Und da will ich nicht probieren, wer mehr aushält: RE oder die Tonne?
Im Laufe des Nachmittags frischt der Wind dann auf. Auf diesem ruhigen Wasser – keine Atlantik-Welle – geht es bis auf 50° an den Wind. (Sonst rechne ich eher mit 70°!). Damit kann ich das heutige Ziel, die Monroe Bay, anliegen.
Für 20 Uhr hat Peter Gewitter verkündet. Da werde sogar ich vor Anker liegen. Um 18 Uhr gehen die Segel runter und ich tanze mit RE Twist: Großflächig sind im gesamten Seegebiet vor der Hafeneinfahrt Krebs-Körbe mit den entsprechenden kleinen Bojen verteilt. So im Abstand von 25 Metern, aber immer schön zufällig. Da sind keine Gassen. Immer liegt spätestens die übernächste vorm Bug. Endlich bin ich in dem langen, schmalen Fahrwasser des Hafens. In der Mitte der Bucht ist ein Ankerfeld ausgewiesen. Klein – aber für 2 Katamarane sollte es so reichen… Denn es liegt ein anderer schon da!
100 Meter Abstand beim Anker werfen, das sollte ausreichen. 2,5 Meter Wassertiefe bei Ebbe – auch gut. Alles schön Seeklar-Zurück. Und dann gibt es ein Anker-Bier. Doch am westlichen Horizont wird es dunkel! Sehr dunkel. Ja – schwarz! Also schließe ich mal alle Luken, lasse noch die Steuerbord-Persenning runter.
Es beginnt dann langsam: Einige Tropfen, nochmal Luken kontrollieren. Ich setze mich in den Bugsitz und lasse es auf mich zukommen. Und dann kommt es: Eine Linie rauschenden Regens kommt. So verziehe ich mich auf die Terrasse. Der Wind frischt auf – nachher sehe ich bis 30 Knoten… Und dann Entsetzen: RE wandert! Natürlich direkt auf den anderen Kat zu! Sch…. Der Anker hält nicht! Ab in den Steuerstand, Motoren starten. Gegenan dampfen. Navigations-Elektronik an. Abwarten, bis die hochgefahren ist. Ja – bald 70 Meter hat es RE versetzt – bis hier hin. Also Anker auf! Bis zum Hahnepot ist das einfach. Die Klampe aber muss per Hand durch die Rolle gehoben und dann gelöst werden. Dazu muss ich nach vorne. Dass ich dabei klatschnass werde, stört bei über 30° gar nicht. Erfrischt sogar! Insgesamt klappt alles gut, denn ich kann ja die Motoren nicht einfach voraus laufen lassen, da hält RE schon nicht die Richtung und überläuft auch noch den Anker. So ist es also ein hin und her – Anker auf vorne, zurück in den Steuerstand, fahren. Dann ist der Anker hoch und ich kann frei fahren. Ein paar Meter zur Seite, so dass ich nicht wieder auf den anderen Kat treibe, wenn es wieder nicht hält. Inzwischen ist auch das Radar so weit: Am Anfang muss es erst mal erkennen, was Regen und was „Ziel“ ist. Dann sehe ich den anderen Kat, die Uferlinie und kann die Entfernungen gut bestimmen.
Anker werfen ist dagegen recht einfach: Das geht alles aus dem Steuerstand. Und als ich das Gefühl habe, er hält, kann ich in Ruhe wieder den Hahnepot aufbringen. Noch weitere 8 Meter Kette raus – Hahnepot trägt. Und RE steht auf der Stelle! Prima!
Ein paar Minuten beobachte ich noch alles, dabei geht der Wind schon runter und der Regen geht in einen Dauerregen über. Die nassen Sachen kann ich mir vom Leibe reißen. Ok – das T-Shirt gleich noch in meinem Frischwasser-Eimer waschen. Der Regen lässt nach und so muss ich mich dann etwas verziehen: Die Sicht wird besser, da muss ich mir mal was Trockenes zum Anziehen holen… Dann ist der Spuk zu Ende. Es tröpfelt nur noch leise. Der Wind ist gerade noch spürbar… Ein paar Minuten später erscheint dann auch noch die Sonne unter der Wolkendecke.