2022 06 17 Käserei bei Sonnenschein

Wieder eine Wanderung: Zur Uniqueijo, der Kooperative der Käseproduzenten.

Ist schon beeindruckend in einem Raum mit 5.000 Käselaiben, jeder so 14 Kilo schwer. Im ersten Trocknungsraum war es noch recht neutral, aber in dem Raum, in dem sie dann über Monate oder Jahre liegen, da war es schon richtig lecker zu riechen....

Leider war Fotografieren verboten, so habe ich hier einen Link auf ein "offizielles" Bild:

Der Rohkäse wird gepresst
Der Rohkäse wird gepresst, Bild von der Homepage: www.uniqueijo.pt

Wer mehr Bilder sehen möchte: Das entspricht genau unserer Führung: uniqueijo.pt/facilities

Michèle berichtet:

Heute scheint ausnahmsweise mal wieder die Sonne und so ergreifen wir die Gelegenheit und machen uns auf den Weg zur Käserei – diesmal allerdings nicht ohne vorher angerufen zu haben und nach den Öffnungszeiten und Führungsmöglichkeiten zu fragen. Diesmal ist alles völlig unproblematisch; wir können zwischen 13:00-16:00 kommen, wann wir wollen. Los geht’s. Zuerst den altbekannten Weg hoch, dann weiter den Berg empor, vorbei an schönen Natursteinmauern mit, klar, schwarzem Lavagestein. Auch gehen wir wieder vorbei an vielen alten verfallenden Gebäuden aus denselben Steinen. Alles ist immer mehr oder weniger von der überquellenden Natur mit schöner orangefarbener Kapuzinerkresse oder/und violetten Malvenblüten (zumindest sehen sie so ähnlich aus) zurückerobert. Auf dieser Insel leben um die 8.300 Menschen und jedes Jahr verlässt ca. 1% die Insel. Deswegen zum Teil diese aufgegebenen Häuser.

Weiter um die nächste Kurve … und weiter bergan. Puuh. Um es kurz zu machen: fast 1,5 Std. gehen wir ständig bergauf um, endlich, zu „unserer“ Käserei zu kommen. Dort warten schon 3 weitere Touristen (Niederländer- und Belgierinnen) auf die Führung. Welche dann relativ fix vonstatten geht. Der eigentlichen Käsezubereitung können wir nur aus der Ferne zusehen. Zum einen, denke ich mal, aus hygienischen Gründen – obwohl wir von unten bis oben komplett in Plastik eingehüllt sind und zum anderen würden wir dort auch nur im Wege stehen.

Die Käserei bekommt tagtäglich von den Landwirten 200.000 l Milch geliefert, von Kühen die ganzjährig draußen auf der Weide grasen. Die Milch wird hierbei noch teilweise in Kannen angeliefert – ein mühsames Geschäft!!! Daraus werden jeden Tag 500 14-kg-Käselaibe hergestellt. (Das ist jetzt so aus der Erinnerung heraus geschrieben, aber irgendwie klappt die Rechnung, dass pro 10l Milch 1 kg Käse herauskommt, nicht! Alle Zahlen, bis auf die der angelieferten Menge Milch und die der Angestellten, sind also ohne Gewähr….) Von welchen Kühen diese Mengen an Milch allerdings herkommen sollen, hinterfragen wir uns dann doch. Gibt es doch noch 2 weitere Käsereien auf dieser grob 54 km langen und 8 km breiten (an der grössten Breite) Insel und auf unseren Touren sind wir sooooo ewig vielen Kühen nicht begegnet! Der Käse besteht nur aus Milch, Salz und Lab. Und nur hier auf Sao Jorge bekommt der Käse diesen unverwechselbaren Geschmack! Auf den Nachbarinseln wurde die Käseherstellung wohl auch versucht, aber der Geschmack blieb wohl meilenweit im Hintertreffen. Dann werden wir in die Lagerhallen geführt. In der ersten haben sie um die 5000 14-kg-Laibe liegen, die JEDEN Tag während 2 Wochen gewendet und mit einer weißlichen Lake angestrichen werden, um den Käse vor unliebsamen Bakterien und anderem Gesocks zu schützen. Toller abwechslungsreicher Job – da kann man froh sein doch etwas „ordentliches“ studiert zu haben! In der 2. Halle liegen weitere 195.000 Laibe welche immerhin noch jede 2. Woche gedreht werden müssen. In der folgenden Halle werden die fertigen und für den Verkauf hervorgeholten Käseexemplare von der dicken Kruste, welche die oftmals aufgetragene Lake mittlerweile gebildet hat, abgeschabt. Alles per Handarbeit. Ein ebenfalls sehr spannender Job!! Und in der letzten Halle werden die Käsestücke von einer, man höre und staune, deutschen Maschine (es gibt also tatsächlich noch etwas, was die Deutschen fertiggebracht haben und was auch noch funktioniert!), gemehrteilt, um sie von Angestellten abwiegen und verpacken zu lassen. Die Produkte werden nach Kanada, den U.S.A., Macau (China) sowie an einige europäische Staaten geliefert. Die Käserei hat nach eigenen Angaben 110 Angestellte.

Nach der Führung bekommen wir in dem angeschlossenen Café samt Verkaufsraum den Käse in den unterschiedlichen Reifeprozessen zu probieren. Bevor wir uns auf den Heimweg machen, gönnen wir uns noch einen Galao (Milchkaffee), kaufen Käse, klar, Marmelade und typisches Gebäck der Azoren – Yoshi macht den Fehler und kauft auch noch 2 kleine Pakete Kaffee von Sao Jorge ohne auf den Preis zu schauen. Ja, richtig gelesen, Kaffee von den Azoren, besser von Sao Jorge, der einzigen Kaffeeplantage Europas. Das wird einer unserer nächsten Tagespunkte werden. Und für die ganz Neugierigen: der Kaffee kostete 14€/50gr. Jetzt gilt es den Kilopreis zu errechnen!! ;-))

© 2020 C. Fuhrmann