Michèle berichtet!
Endlich kommen wir weg aus diesem grausigen Horta mit dem riesig kleinen Ankerfeld vor der Marina, die noch kleiner ist. Und in der man höchstens im Winter einen Platz bekommt. Ich hätte ja auf diesen Ort, zu dem alle Atlantiküberquerer hin müssen, gut verzichten können!! Und da sagt man immer, Segler seien Individualisten, aber ganz nach Lemminge-Art müssen alle erst nach Horta. Und sich dann da auch noch verewigen! Meine Güte! Wie sagte meine Mutter da immer: „Die Namen der Gecken stehen in allen Ecken!“ Aber gut, Chrischan und Yoshi auch wollten sich dort verewigen. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich! So hatte Chrischan vorgestern die Stelle, an der er unser Logo anbringen wollte, erst mit weiß grundiert, direkt neben der „Volker von Alzey“, versteht sich von selbst! Als er aber gestern dort zum Malen ankam, hatte schon ein anderer auf eben jenem vorgrundierten Mauerstückchen eine Skizze angebracht für sein eigenes Logo. Ich frage mich, was denken sich diese Leute dabei!?!? Aber gut, denken ist halt Glückssache!!!
Um 08:30 fährt Chrischan rüber zu Yoshi, um ihm bei seinem Anker-auf-Manöver zu helfen. Alles klappt. Und kurz nachdem Yoshi das Hafenbecken verlassen hat, können auch wir die Biege machen. Leider nur mit Fock. Den Parasailor wollen wir (noch) nicht hoch ziehen, da erst noch ein Regenschauer angesagt ist. Und bei der momentanen Wettersituation hier auf den Azoren, bekommen wir den nie wieder getrocknet. Aber der angesagte Regen verschiebt sich immer weiter nach hinten, so dass wir bei diesem Tempo, etwas mehr als 2 Knoten, irgendwann in der Nacht drüben in Velas auf Sao Jorge ankommen. Also beschließe ich den Parasailor doch rauszunehmen. Und mit 5-7 kn geht es weiter, vorbei an Yoshi, der sich, scherzhaft, über unsere unlauteren Mittel beschwert. Vor Ort bekommen wir natürlich keinen Platz mehr in der Marina und müssen wieder in der Bucht davor ankern. Mittlerweile ist aber doch tatsächlich die Sonne aufgetaucht und die Bucht ist auch nett. Leider dauert es keine 10 Minuten, da kommt auch schon ein anderes Boot, welches sich natürlich wieder gleich neben uns legt. Zu weit entfernt zum Meckern, aber auch zu nah, um sich wirklich wohl zu fühlen!!!! Gleich darauf kommt Yoshi und Chrischan fährt mit dem Beiboot rüber, um ihm zu helfen.
Danach macht er einen kleinen Abstecher in die Marina – sie ist wirklich sehr klein und niedlich und hat keinen Platz für uns.
Abends gibt es noch einen Absacker und wir besprechen die nächsten Tage, die nicht sehr viel Hoffnung versprechen – ist doch die beiden nächsten Tage ganztägig Regen angesagt.
Chrischan:
Wir fahren in Horta mit Radar los. Hatten wir auch noch nie! Die Sicht ist so eingeschränkt, dass ich nicht sicher bin, in welcher Entfernung wir andere ausmachen. Und es gibt ja doch den Einen oder Anderen, der kein AIS hat oder anschaltet – siehe Michèles Fischer-Berichte! Yoshi, drei Meilen vor uns, gibt ein Riesen-Blip: Ein ganz großen Flecken auf unserem Schirm. Er hat einen guten Radar-Reflektor im Mast. Werden wir drüber diskutieren müssen, ob aktiv oder passiv. Andere sind auch gut zu entdecken und keine Blip, wo nicht auch das AIS einen anzeigt. Aber das ist ja nicht vorher zu sehen!
Nachdem der ParaSailor hoch und auch ein wenig Sonnenschein da war, mache ich mich dran, den von Brigitte mitgebrachten Wirbel an den Anker anzubringen. Fröhlich plätschern die Wellen an unseren beiden Bügen unter mir im Trampolin. Herrlich! Und anders als befürchtet, läßt sich der alte Schäkel zwischen Kette und Anker recht einfach lösen. Unser Vorbesitzer hatte extra dazu einen Imbusschlüssel zurecht gefeilt. Ich hatte das Ding schon hundert Mal in der Hand und immer gerätselt, wo das hin gehört. Nun – ich wusste noch wo es liegt und es passt! Der Wirbel selbst ist so trickreich aufgebaut, dass kein Schäkel notwendig ist. Prima! Nun kann die Kette ausdrehen, auch wenn der Anker mal überschlägt. Und damit läuft dann die Kette ordentlich in dem Ankerspill.