Südwärts: Little Bay → Cape Charles, 30 Meilen segeln.
Die Windvorhersage hatte für heute Nordwind in ausreichender Stärke vorausgesagt. Und so klingelt um 7 Uhr der Wecker. Kurz darauf ist der Anker aus dem Wasser. Wobei – das war heute nicht „kurz“. Einen so zähen Klei hatte ich noch nie. Jedes Kettenglied will von 2 Seiten ab und ausgespritzt werden. Und das dauert. Der Anker selbst ist kaum zu erkennen. Ein dicker Brocken Klei kommt da an die Oberfläche. Den lass ich erst mal eine Weile im Fahrtwasser spülen. Als die Umrisse endlich zu erkennen sind, hole ich ihn so hoch, dass nun der Wasserstrahl aus dem Schlauch Stückchen für Stückchen den Dreck abstrahlt.
Endlich an Deck muss dasselbe gesäubert werden. Denn natürlich ist so mancher kleine Klumpen dann zur Seite geflogen. Was bin ich froh, einen Seewasserschlauch im Ankerkasten installiert zu haben! Das macht die Sache wirklich einfacher!
Die ersten zwei Meilen motoren wir gegen den Wind an. Und das tut dem Ladestand der Batterie gut. Die Sonne ist inzwischen so schwach, dass wir nicht mehr Energie im Überfluss haben. Der Warmwasser-Boiler ist schon lange nicht mehr dauerhaft an. Und auch morgens eine halbe Stunde Heizlüfter im Salon gibt es nicht. Obwohl – das ist auch Folge der nun wieder annehmbaren Temperaturen. Das Thermometer fällt in der Nacht zurzeit nicht mehr unter den Bereich 10 – 15°. Und dann reichen die ersten Sonnenstrahlen am Morgen, dass es im Salon erträglich ist.
Auf dem Weg zur „Ecke“ machen wir den ParaSailor klar. Und kaum kommt der Wind aus achterlichen Richtungen, geht er auf. Motor aus – und wie immer: Herrlich, ohne Geknatter gleiten wir durchs Wasser. Am Ende des Tages haben wir ein Maximum von 7,5 kn verzeichnet. Die Windvorhersage wurde voll erfüllt!
Unterwegs dann ein Aufreger: Ein Hubschrauber kommt sehr - also sehr, sehr - tief angefolgen. Ziemlich direkt Kurs auf RE! Mit den 150 Quadratmetern ParaSailor will ich um alles in der Welt nicht in den Downwash eines schweren Helis kommen! So drehen wir 30° ach Backbord! Ob das was hilft? Nun ja - der Heli selbst hält nun ein wenig ab. Aber mehr als 200 Meter querab sind es nicht. Und dann sehen wir: Der schleppt an einer langen Leine etwas durchs Wasser. Ich tippe mal auf Minenräumgeschirr. U-Jagd nach für mich keinen Sinn... Nun - er ist so weit weg, dass wir wieder auf Kurs gehen können.
Und so sind wir schon gegen 15 Uhr bei Cape Charles. Para bergen und die letzten 2 Meilen wieder gegen den Wind in den Hafen. Der Admiral befiehlt: Ankern, nicht anlegen. Im Vorhafen ist noch ein Plätzchen für uns frei. Oder anders herum: Wir sind nicht die Ersten, die hier ankern. Das beruhigt.
Um kurz vor 16 Uhr sitzt dann die Crew mit Kaffee oder Tee und freut sich über die dann doch sehr einfache Überfahrt. Bei weniger Wind hätte die Rechnerei eingesetzt. Wann muss der Motor eingeschlaltet werden, dass wir spätestens mit Sonnenuntergang hier sind?
So war nur Telefonieren und Mathe-Nachhilfe für Anna die Beschäftigung. Und fast hätte ich dabei vergessen „Wasser zu machen“. Am Ende sind die Tanks gerade voll, als wir ins Hafenbecken eindrehen. Alles hat also wunderbar geklappt! Hurra!